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lysenart übertroffen werden, z. B. bei der Bleibestimmung in Schlacken und Hütten zwischenprodukten, wobei vielfach Vergleichswerte auf analoger Basis genügen. Das überraschende und Wesentliche dabei ist aber, daß es heute praktisch noch die gleichen Methoden, im Prinzip noch die gleichen Ofen und Zuschlagsstoffe, in Form und Herstellungsart noch dieselben Probiergefäße sind, wie unser Autor sie beschreibt. Sowohl diese Arbeitsweisen als auch ihre Darstellung bei Agricola muten durchaus ernst und wissenschaftlich an und verraten nichts von der Ver wirrung in den Köpfen von Phantasten und Goldsuchern jener Zeit. Sie lassen viel mehr Bedeutung und hohe, weitgehend durchgereifte Entwicklung der „metallur-' gischen Chemie" von der Antike her erkennen, die durch Agricola eine für Jahr- Cer eiserne Ring A. Der doppelt wirkende Blasebalg B. Seine Düse C. Der Hebel D. Bild 1: Ringofen, Vorläufer des Tiegelofens (S. 194) hunderte darnach noch gültige Darstellung fand, wobei man gelegentliches alchi mistisches Beiwerk, wie den geheimnisvollen Stein „Chrysokolle", worunter man wohl nicht nur unterschiedlichste Kupfererze zu verstehen braucht, oder die häufige Verwendung von Menschenharn noch dazu für verschiedene Pröbierzwecke unter schiedlicher Herkunft und Vorbehandlung, als belanglos gern verzeiht. Auf einen uns sehr reizvoll erscheinenden, detaillierten Vergleich der alten mit der modernen Dokimasie müssen wir leider aus Raummangel verzichten, vielmehr uns auf einige allgemeine Bemerkungen beschränken. Die heute in Gebrauch stehenden Probieröfen, den Muffel- und den Tiegelofen, kannte man im Prinzip schon im Mittelalter. Ebenso unterschied man zwischen stationären und transportablen Ofen und nützte auch bereits verdichtete Luft zur Temperatursteigerung aus. Während Agricola einen scharfen Unterschied zwischen den beiden Ofenarten noch nicht macht — immerhin müssen wir den Ringofen (Bild 1) als das Urbild des Tiegelwindofens ansehen —, treten diese Ver-