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ELFTES ABONNEMENT- KONZERT IM SAALE DES GEWANDHAUSES ZU LEIPZIG DIENSTAG, DEN i. JANUAR 1907. Dirigent: Professor Arthur Nikisch. ERSTER TEIL. Ouvertüre zu »Euryanthe« von C. M. von Weber. Szene und Arie der Gilda aus »Rigoletto« von G. Verdi, gesungen von Fräulein Selma Kurz, k. und k. Kammersängerin aus Wien. Gualtier Maldö! O du geliebter Name! Ewig bleibst du mir ins Herz gegraben! Teurer Name, dessen Klang Tief mir in die Seele drang, Rufe meiner Liebe Glück Ewig mir ins Herz zurück! Kaum gehört, erklang dein Laut Mir so lieblich und vertraut! Süßer Name, du allein Sollst mein letzter Seufzer sein! Tasso, Lamento e Trionfo. Symphonische Dichtung von F. Liszt. »Lamento e trionfo: So heißen die beiden großen Kontraste im Geschick der Poeten, von denen mit Recht gesagt wurde, daß, ob auch oft mit Fluch ihr Leben belastet werde, nimmer der Segen ausbleibe auf ihrem Grabe. Um aber unserer Idee nicht allein die strenge Autorität, sondern auch den Glanz der Tatsachen zu verleihen, entlehnten wir selbst die Form zu ihrer künstlerischen Gestaltung aus der Wirklichkeit, und wählten deshalb zum Thema unseres musikalischen Gedichtes die Melodie, auf welche wir venetianische Lagunenschiffer drei Jahrhunderte nach des Dichters Tode die Anfangsstrophen seines Jerusalem singen hörten: Canto l’armi pietose e’l Capitano Che’l gran Sepolcro liberö di Cristo! Diese venetianische Melodie ist so voll von unheilbarer Trauer, von nagendem Schmerz, daß ihre einfache Wiedergabe genügt, um Tassos Seele zu schildern. Sie gibt sich dann, ganz wie die Einbildung des Dichters, den glänzenden Täuschungen der Welt, der trügerischen, gleißenden Koketterie jenes Lächelns hin, dessen Gift die schreckliche Katastrophe herbeiführte, für welche scheinbar keine irdische Vergütung möglich war, und welche dann doch zuletzt auf dem Kapitol mit einem Mantel über deckt wurde, der in einem reineren Purpur glänzte, als der des Alphons.< (Aus dem Vorwort des Komponisten.) l