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NEUNTES ABONNEMENT-CONCERT IM SAALE DES GEWANDHAUSES ZU LEIPZIG DONNERSTAG, DEN 14. DECEMBER 1899. Schicksalslied. Dichtung von Friedrich Hölderlin, für Chor und Orchester componirt von Johannes Brahms. (Op. 54.) Ihr wandelt droben im Licht Auf weichem Boden, selige Genien! Glänzende Götterlüfte Rühren euch leicht, Wie die Finger der Künstlerin Heilige Saiten. Schicksallos, wie der schlafende Säugling, athmen die Himmlischen; Keusch bewahrt In bescheidner Knospe, Blühet ewig Ihnen der Geist, Und die seligen Augen Blicken in stiller, Ewiger Klarheit. Doch uns ist gegeben, Auf keiner Stätte zu ruh’n; Es schwinden, es fallen Die leidenden Menschen Blindlings von einer Stunde zur andern, Wie Wasser von Klippe Zu Klippe geworfen, Jahrlang in’s Ungewisse hinab. Manfred. Dramatisches Gedicht in drei Abtheilungen von Lord Byron, mit Musik von R. Schumann. (Op. 115.) Die Dichtung gesprochen von Herrn Dr. Ludwig Wüllner aus Köln, Fräulein Marie Laue und Herrn Oscar Borcherdt aus Leipzig. Die Soli gesungen von Herrn Hans Schütz (Bariton) und den Mit gliedern des Gewandhaus-Chorvereins Frau Margarethe Altmann (Sopran), Fräulein Käthe Handke (Alt), Herren Raimund Czerny (Tenor), Hermann Durra und Carl Schiebold (Bass). Ouvertüre. Erste Abtheilung. Nr. 1. Gesang der Elementar-Geister. Erster Geist. (Alt-Solo.) Dein Gebot zieht mich heraus Aus dem hohen Wolkenhaus, Das, erbaut von Dämmerluft, Goldig glänzt im Abendduft. Ob auch ruchlos dein Begehr, Flog auf Sternenstrahl ich her, Der Beschwörung unterthan — • Sag’ mir deinen Wunsch nun an! In diesem Concerte findet keine Pause statt.