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c> Man spricht in Holland vorzüglich holländisch und friesisch. In vornehmen Häusern aber hochdeutsch und französisch. Ohngeachtet die reformirte Religion die herrschende des Landes ist, so duldet inan doch auch alle andere Religionsübun gen, und gegenwärtig giebt ein Glaubcnsbekenntniß weder ein bürgerliches.Vor recht, noch auch einen Grund zur Zurücksetzung. VI. Erzählungen und Anekdoten. Der getäuschte Liebhaber. (Fortsetzung und Beschluß.) §)ie Nachricht, daß Lorchen ins Wasser gesprungen, erschütterte den betrogenen Liebhaber auf das heftigste, und beinahe wäre er selbst, wie man zu sagen pflegt, aus der Haut gelaufen, wenn ihn nicht das Schicksal zu größerer Prüfung erhal ten Härte. Eybau war der Ort seines Schreckens, er flöhe daraus mit solcher Schnelle, als ob er dem jüngsten Tage entlaufen wollte. Zufällig hatte ihn die Furcht vor den Folgen seiner Unvorsichtigkeit , auf den Weg nach Zittau gebracht, bei Erblickung dieser schönen Stadt, erwachte unser Held aus seiner Betäubung, nun merkte er erst, daß er nicht auf dem rechten Wege nach seiner Hcimath sich be finde. Zum erstenmal in seinem Leben, fing er an über sein Schicksal nachzudenken, aber schwer lag alles auf seinem Herzen; die Sonne gieng unter, und daher war auch ihm ein Nachtquartier nörhig, er gieng in die Stadt, mit der Hoffnung, der morgende Tag werde ihn freundlicher leiten. Auf dem Nachtlager flöhe ihn erst lange die gewünschte Ruhe, endlich aber überwältigte die Natur mit eitlem Schlafe den Ermatteten, ja sogar ein süßer Traum beschäftigte seine Phantasie, Das geliebte Lorchen war an seiner Seite, er lustwandelte in einem prächtigen Garten mit ihr, ein gräfliches Schloß stand am Eingänge desselben, dabei ein schöner Wagen, mit vier weißen Schimmeln bespannt; kurz, im Traum wars besser als im Paradiese, aber traurig sein Ende, denn die Schimmel wurden scheu, giengen durch, und Lorchen schien eben aus dem Wagen zu stürzen, als der Schreck unscrn Helden aufwcckle, und er zitternd unter dem Deckebette sich umwendete. Die Nacht war noch ganz finster, Sturm und Regen haußren vor den Fenstern, als wenn alles untergehen sollte. Unter solchen fürchterlichen Umständen war un-