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( 0 ) sammt meinem Neben Vater und Mutter, kommen, möget Ihr wohl selbst ermessen, daß mirs eine besondere Freude wäre, und was Ihr mitbrächtet von guten Freunden zu meiner Armulh, wäre mir lieb, ohne daß ich bitte, mich solches bei diesem Boten ju verständigen. — Ich hätte auch meinem gnädigen Herrn Grafen Gebharden davon geschrieben, hab aber nichts dürfen wagen, weil ihr Gnaden anders, denn mit mir zu lhun haben. Ist aber vonnöthen, was drinnen zu thun, und Euch gut dünkt, bitte ich Euer Bedenken mir zu eröffnen. Hiemit Gott befohlen. Amen! Zu Wittenberg, am Donnerstage nach Trinitatis. Anno 1525. Mqrtinuö Luther. 2) An Herrn Niclaus von Arns- dorff. Gnad' und Fried' in Christo. Indem ich nach einem Boten schicke, ihn abzuferti- gen zu Euch, siehe, da kömmt mir Eure Schrift zu, und ist nun wahr, wie das Ge schrei gehet, daß ich mir die tugendsame Jungfrau Catharina Bora eilend, da sichs Niemand versähe, habe vertrauen und ge ben lassen, damit zu verhüten, daß ich nicht hören dürfte, daß böse ungehaltene Mäuler ein großes Geschrei davon machten, wie eS, pflegt zu geschehen. Denn ich hoffe, ich werde nicht lange leben. So hab' ich auch diesen legten Gehorsam und Willen meinem lieben Vater, der solches von mir begehrt, guter Hoffnung, Gott werde mir Kinder bescheren, nicht wissen abzuschlagen. Dazu, daß ich auch mit der rhat meine Lehre be stätige, weil ich noch so viel kleinmüthiger Herzen bei so großem Licht des Evangelik finde. Gott hals also wollt haben und ge macht. Denn ich fühle weder fleischliche Liebe noch Begier, sondern habe nur einen guten Willen und Gefallen am Ehestande, als an Gottes Geschöpf und Ordnung. — Bin derhalben willens, vermittelst göttlicher Gnade und Hülfe, Dienstag nach Johannis das hochzeitliche Mahl und Freude anzurich ten, meinen angefangenen Ehestand öffentlich damit zu bezeugen, dazu meine liebe Aeltern kommen werden, um welcher willen ich Euch gerne dabei wollt haben. Demnach wie ich zuvor bedacht, Euch zu laden, lade und for dere ich Euch nun, höchlich bittend, Ihr wollt mich ja nickt lassen, wo es Euch an ders zu thun möglich ist. M. Luther. Ich bin ein Geistlicher und habe mei nen Beruf stets treulich erfüllt, allein das Unglück verfolgt mich hartnäckig. Als ich das erste Kind taufte- ein zu früh geborneS schwaches Geschöpf, da benetzte ich blos sein Mützchen mit dem kalten Wasser, weil ich fürchtete, das Bischen Gehirn unter dem papiernen Schädel werde zu heftig erschüt tert werden. Darüber machten mir die Aeltern einen Prozeß, und ich erhielt einen derben Verweis von meinem Bischof. Als ich das erste Paar traute, ließ ich den be- F 2 Geschichte eines englischen Geistlichen (Von ihm selbst erzählt.)