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( 0 ) Algier. (Mit einem Kupfer.) In Afnca giebt es drei Raubstaasen, Al gier, Tripolis und Tunis, welchedem Namen nach unter der Herrschaft des türki schen Kaisers stehen. Das Oberhaupt jedes dieser Staaten heißt Dey; er wird vorzüg lich von den Soldaten gewählt und behält dies« Würde zeitlebens. Raubstaaten heißen ste deßhalb, weil ste bisher von Seeräubereien lebten und vorzüglich das mittelländische Meer beherrschen und unsicher machen. So eben ist zwischen Frankreich und Algier ein Krieg ausgebrochen, welcher Veranlassung giebt, die Stadt Algier im Vildniß darzustel- len, wie sie von französischen Schiffen von der Seeseite eingeschlossen wird. Auch zu Lande wurde die Stadt von den Franzosen angegrif fen, wobei es ziemlich hart herging; jedoch wendete sich das KrkegSglück bald auf die Seite der Franzosen, so daß am 5. July Algier durch Capitulation in ihre Hände siel und Allee sich ouf Gnade oder Un gnade ergeben mußte. Die vorher gefange nen Franzosen wurden wieder befreiet und 1500 Kanonen, 12 Kriegsschiffe, die Zeug häuser mit vielen Kriegs- und Mundvorra- then, so wie ein großer Schatz an Gold und Silber wurden Beute der Sieger. — Der Zeichner har die Schlachtscene so wie das Hauplbombardemrnt nicht mit dargestellt, um von der Stadt und der Stellung der Schiffe eine freiere Ansicht geben zu können, welche außerdem vom Rauche (denn daß bei dem Gefechte viel geschossen wurde, versteht sich von selbst) verdeckt worden wäre. Algier, die Residenz des Dey, liegt am Abhänge eines Hügels nach dem mittelländi schen Meere zu. Die Häuser haben flache Dä- Neuer Cal. cher und gewähren, nebst derumliegendenGe, gend, einen angenehmen Anblick. Die Stadt ist mit Mauern und trockenen Gräben umge ben und mehrere Castelle verrheidigen die selbe. Die Anzahl der Häuser beläuft sich auf 15,000 und die Einwohnerzahl soll mehr den 110,000 betragen Die Letztere besteht aus allerlei Volk, es giebt Türken, Araber, Ne ger, Mauren, Beduinen, Juden und Fran ken. Unter dem Namen Franken werden alle Christen verstanden; sie sind aber verachtet u. werden mit dem Titel Lornuto (d. h. Hund) beehrt. In den Hauptstraßen ist das Gewühl der verschiedenen Menschen sehr groß. Vor dem Palaste des Dey ist ein freier Platz mit einem Springbrunnen in der Mitte. Am Eingänge desselben befindet sich eine zahlreiche Wache. Die Christen dürfen nur mit ent blößtem Haupt und die Juden barfuß hinein- gehen. Algier hat kein fließendes Wasser, keine Wasser- und Windmühlen. Der Arme mählt sein Korn auf Handmühlen, der Reichere läßt dies auf Pferdemühlen khun. In den Häu sern wird das Regenwasser in C'sternen ge- sammelt, außer diesen giebt es auch Brun nen, welche das Trinkwasser liefern. Unter der Marine versteht man eine Reihe von Ge bäuden und Batterien auf einer Felseninsel im Meere, welche durch einen Molo oder Damm mit der Stadt in Verbindung steht. Die Bakterien decken den Hafen und verthei. digen die Stadt von der Seeseite her. Dec Hafen hat nur einen schmalen Eingang, wel cher beständig durch türkische Soldaten be wacht wird, damit keine Christensclavenent- F