Volltext Seite (XML)
( o ) suchten sie einige Regenten dadurch auf ihre Seite zu bringen, daß sie ihnen den Untergang der römischen Kirche verstellten, wenn dieser verführerische Mensch nicht alsobald aus dem Wege geschafft würde. Diese schwachen Männer ließen sich bereden und beschlossen, den Mönch bei Nacht heimlich zu fangen und ihn, ehe es noch Jemand erfahren, unverhört zu verbrennen. Sie versammelten daher am 10. Decbr. 1524 nach dem Abendläuten zu Hemmingstädt, eine halbe Meile von Mel. dorf, an 500 Bauern, welche in der Stille alle dahinführenden Straßen sperrten. Manche von diesen Bauern wollten aus Abscheu vor dieser grausammen That wieder umkehren; allein die Drohungen der anwesenden Haupt leute und drei Tonnen Hamburgisches Vier, das ihnen von Heinrichs Feinden verehrt wurde, änderten ihren Entschluß, und so er warteten sie wohlbezecht die Mitternachts stunde. Als diese angebrochen war, zogen sie mit Licht und Fackeln, einen Verräkher, Hen ning Hannß, an der Spitze, nach Meldorf. Alles lag daselbst im tiefen Schlafe, daher fan. den sie auch nicht den geringsten Widerstand, raubten, plünderten und zerstörten Allee, was sie fanden. Besonders traf ihre Wuth den Pfarrer Böge, diesen rissen sie aus dem Bette, trieben ihn nackend aufdle Gasse und wollten ihn gefangen wegführen. Dann er griffen sie den guten Bruder Heinrich, schleppten ihn aus seinem Bette und zwangen ihn, mit aufdem Rücken gebundenen Händen und im entblößten Zustande, obgleich^ eine kalte Winternachk. war und alles mit Schnee bedeckt lag, ihnen zu folgen. Vergebens bat er um Schonung, da seine bloßen Füße von dem Eise so sehr verwundet wären. Alle Bit ten waren vergebens; sie brachten ihn in daS Städtchen Heide, wo sie ihn in den Keller des Pfarrers Hozecken einsperrten. Am nächsten Morgen versammelten sich viele jener berauschten Bauern, führten Hein- richrn unter dem Geschrei: „Zum Feuer, zum Feuer mit ihm, so werden wir heute bei Gott u. bei Menschen Ehre einlegen," aus dem Keller. Nun sprach ein durch Geld erkaufter Voigt, Namens Mars, das Urtheil über ihn ans, daß er verbrannt werden sollte, weil er wider die Mutter Gottes geprediget habe. Indem nun ein Theil der ergrimmten Bauern den Scheiterhaufen errichtete und ein anderer den frommen Märtirer mißhandelte, kam eine an gesehene Frau aus Meldorf und weinte die bittersten Thränen. Heinrich sprach ganz ge lassen zu ihr: „Liebe Frau, weinet nicht über mich." Sie bat und beschwor die Anwesen den, ihr böses Vorhaben wenigstens bis zum nächsten Montag auszusetzen, an welchem Tage Heinrich von dem ganzen Lande könnte verhört nnd entweder verbrannt oder für un- schuldig erklärtwerden. Sie wollte sichselbst den schmählichsten Strafen unterwerfen und tausend Goldgulden erlegen. (S. dar Ku pfer) Allein auch dieses halfnichte weiter, als daß die erzürnten Bauern auch die Frau schlugen, zur Erde warfen und mit Füßen traten. Zwei martervolle Stunden waren dem frommen Dulder verflossen. Der Schei terhaufen war errichtet; schon loderte die Flamme. Heinrich wurde nun von den wü- thenden Bauern fluchend an eine Leiter gebun den, welche man mit einem Speer emporrich tete und versuchte, ihn ins Feuer zu werfen. Allein die Lanze glitt aus und fuhr dem um glücklichen Märtirer durch den Leib und die Leiter, an welche er angebunden war, fiel auf der andern Seite des Scheiterhaufens wieder herunter. Nun empfing ihn ein schon bereit stehender Wüthrich, schlug ihn so lange mir einem Hammer auf die Brust, bis er unter den peinlichsten Martern seinen Geist aufgab, E 2