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Der Abt ließ die Mette langer dauern, «l< gewöhnlich, und schloß sie erst eine Stunde spater, als di« Ocstreicher, die des Königs Adjutanten gefunden und als Ge- fangenen mitgenommen hatten, sich entfern- t n. Es bedarf keiner weitern Erklärung, Wer der unbekannte fremde Abt war. Fried« 7ich war es, der nur auf diese Act gerettet Werden konnte. Was hing alles von diesem wichtigen Augenblicke ab! Welche Geschichte der Lhalen Friedrichs würden wir dann lesen, wenn gleich im Anfänge seines thakenrei- Herr LcbenS sein Flug durch di se Gefangen« »ehmung gelähmt wäre? Wie merkwürdig rem Könige.Friedrich, der von allen seinen nachherigen Gefahren schweigt, idiese Gefahr seyn mußte, sieht man daraus, daß er in der Geschichte seiner Zeit, die er sechs und zwanzig Jahre nachher schrieb, selbst sagt: „ES war Unbesonnenheit von einem Fürsten, sich in so geringer Begleitung der größten Gefahr auszusetzen. Wäre der König bet dieser Gelegenheit gefang-n genommen worden, so war der Krieg geendigt; die Oestreicher hätten ohne Schwcrtschlag gesiegt; das gute preußische Fußvolk wäre vergeblich gewesen, und eben so vergeblich alle Vergrößerungspläne, wel« che der König auszuführen sich vorgesetzt hatte." Aber Friedrich war unk^blicb der dank- bare Freund seines Retters./ Der Monarch, der sich gegen die Geistlichen so Manches erlaubte, das seinem sonst edlen Charakter geradezu widerspricht — ter Monarch, der den alten Prediger auS Borna bei Pots dam einst so übel behandelte — der Mo narch, der nie Freund der Geistlichen war — blieb immer noch, da er schon fünfgroße Siege erfochten hatte, der — wenn sonst der Ausdruck den Thron nicht beleidigt — drr dankbare Freund dcS treffl chen Tobias Stusche- Er gab ihm nicht nur dir reichste Abtei LeubuS, sondern schrieb ihm noch mehrere Briefe, in denen der Eroberer bchl-sicns seinem dankbaren Herzen das schönste Denkmal jetzt. So schrieb er ihm untern, 22, May 1742, da der Abt ihm zum Siege bei Czaslau Glück gewünscht hatte» „Ich habe Euer Felicitationsschreiben wegen des vom Allerhöchsten mir abermals über meine Feinde verliehenen großen Sieges und V-clone erhalten. Gleichwie ich da durch von Euerem bezeugten treugemrinten Sentiments persuadirt bin, als könnt Ihr dagegen sicherlich glauben, daß ich Euch in stetem gnädigen Andenken habe, und eS mir lieb sey, daß Ihr noch wohl feyd, und wird mir übrigens angenehm seyn, wenn Ihr, da ich nun bald nach Breslau kom men werde, alSdann vorhin kommen wer det." — Unter dem Z. Januar 1746 schrieb der dankbare König: „Ich halte mein Gelüb de, und schicke Ihm Porzellain, Champag nerwein und schöne Stoffe zum Pontiff- ciren." In einem andern Briefe heißt eg: „Ich werde bald in Camenz einsprechen; wenn ich nach Berlin komme, müßt Ihr mich dort besuchen." — Selbst nach dem Tode dieses AbtS blieb Friedrich diesem Kloster auf mehr als gewöhnliche Art ge- neigt. Er griff nicht auf die entfernteste Art in deren Rechte, und bestätigte — was srhr viel sogen will — jedesmal im voraus den Abt, den die Geistlichen aus ih rer Mitte wählten. Dem einen Abt sagte er «inst auf dec Durchreise: „Er solle dem Geistlichen, drr zuerst sterben würde, auf- tragen, den Abt Stusche in der Ew'gkeit von ihm zu grüßen." Ein andermal sandte er «In ansehnli ches Geschenk an das Kloster, mit der Bitte, für Tobias Stusche, an dessen Na menstage, ein feierliches Tedtenamt haken 1» lasse«.