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0 sellschaft seiner tugenhafteu Gefährtin Freude genug. In ihrem Zimmer sitzen die portu giesischen Weiber auf Kisten, welche am Bo den liegen. Hier beschäftigen sie sich vor- iüglich mit Flachsspinncn. Selbst in Häu sern der angesehensten Kaufleute spinnt der weibliche Theil. In der Hauptstadt Lissabon tragen die Frauenzimmer schwarzsejdne Manko'-, eine Kleidung, die den Kopf und den obern Thcil des Körpers bedeckt. Die Mittlern Stände haben ein schwarzes wollenes Ge wand über einen Rock von derselben Farbe. Bunte Mäntel und Röcke von Wolle mit Trcsien und Bändern besetzt, werben von den untern Klasten getragen. Die Weiber auf dem Lande tragen eine alte National tracht. Der Druck, unter welchem der Bau ernstand lebt, ist sehr groß, doch sind sie dabei harmlos und thäkig. Ihre Peiniger sind die kleinen Edrlleute, Hidalgo ge nannt, sie sind harte Menschen, die den Armen unterdrücken, sich mit seinem Schweiße mästen und das Land entvölkern. Der Bauer darf nur kniend mit ihnen sprechen, sein und seiner Familie Schicksal ist in ihren Händen. Die Bettler sind in Portugal eine furchtbare Menschrnklaffe. Wenn eine wohl gekleidete Person diesem Gesindel auf der Straße begegnet, so muß sie ihm Geld bie ten, oft bestimmen die Bettler die Summe. Auf einer Seite wird man von St. Anton, auf dec andern von St. Franziskus bestürmt, vnd hat man die Forderungen um aller Hei ligen willen befriedigt, so ist im Augen blick wieder einer da, der um der heiligen Jungfrau willen fordert, bis man so zu Ehren der Heiligen, ausgeplündert ist. Es ist ein Gesetz gegen die Bettelei vorhanden, darinnen heißt es unter andern: — „Dir Lahmen sollen daS Schneider- oder Schuh macherhandwerk lernen, die Verstümmelten sollen zu ihrem Unterhalte dienen, wo sie zu brauchen sind, und die Blinden sollen di« Blasebälge in den Schmieden ziehen." Das Reisen in Portugal ist eine schwie rige Sache, indem es an allen bequeme» Fuhrwerken fehlt. Man bedienet sich der Srnfle und der Maulesel. Auch die Gast^ Höfe sind elende Gemächer mit eben so elen der Einrichtung. Meistens stehet man nur die vier leeren Wände. Der interessanteste Orr im ganzen Hause ist die Küche, welcher zugleich der Versammlungsort aller Reisen den und Maulkhierrreiber ist. Hier sitzen Priester, Cavaliere, Pilger und Bettler bunt unter einander um einen niedrigen Heerd. (Siehe das beigefügte Kupfer). Der ein» singt die Vesper, der airtere betet seinen Ro senkranz, der dritte dresstrt seinen Hund, der vierte lauset seine Frau u. s. w. Ist nun die Mahlzeit fertig, so setzt sich die ganze bunte Gesellschaft an einen mir Kräutern, Gemüse und Hammelfleisch sparsam besetzten Tisch; deS Nachts aber scblafc man auf Stroh, auf welchem man ru hen könnte, wenn man nicht durch Ungezie fer, das Stampfen und Schellen der Maul thier«, durch Gestank und andere Uebel daran verhindert würde. Neber den Rauch, die schmierigen Tische, da» schmuzige Ge schirr, den elenden Hausrath muß sich feder von selbst Hinwegsetzen. Wer kein Freund vom Regen ist, der komme nach Portugal. Vom May bis in den October regnet es hier nie. Zu Ende Aprils fängt die Hitze an und dauert bis mit Ende Septembers. Im Iuly und Au gust steigt sie zu einem so hohen Grade, daß alle Gewächse verbrennen. Kein Gras hälmchen ist dann Zu sehen. Die Menschen Zerfließen den Tag über in Schweis und sind verdrossen zu aller Arbeit, Zum Glück sind die Abende kühl. Jetzt erst werden ig den Städten die Straßen lebhaft, erst er scheint das arbeitende Volk, nach Sonnen, Untergang lassen sich auch Vornehmere sehen. Die Frauenzimmer sitzen leicht gekleidet auf den Balcons oder vor den Fenstern. Die ganze Nacht hindurch bi» wieder die Sonne aufgeht, hört man in den Straßen Gui tarren und Gesang. Dir schwülste Tages, F 2