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ten, glücklich, wiewohl halb tobt, wieder herauf gezsyen. Unser Prinz hingegen kam glücklich hinüber. Wir begrüßten einander sämmtlichDnt thränenden Lugen, fielen aus unsere Kniee, dankten und lob ten Gott! maßen uns damals der kahle Fels, aus welchem nichts als Schnee und ein wenig Moos zu sehen, dennoch freundlich und angenehm er schien. Wir zahlten die Mannschaft und fanden, daß deren sechs der Wuth der Wellen geopfert worden, nämlich zwei Matrosen, der Lübecksche Kaufmann, unser Sebastian, ein Knecht, der bei den Pferden gewesen, und ein liefländischer Junge, welchen der Prinz bei der Armee ange nommen. Außerdem waren die acht Pferde und nn Schaaf ertrunken. Nun schienen wir zwar der einen Noch ent ronnen, aber schon harrte unser eine neue. Die Klippe war weit vom Lande gelegen, wir hatten weder Holz, um Feuer zu machen, noch Brod und Nahrungsmittel, unfern Hunger zu stillen x wenn wir folglich lange hier verweilen mußten, so drohte unserm kaum geretteten Leben Frost oder Hunger. Der Prinz legte sich in seinem nassen Schlafrocke auf den Felsen, und wir bedeckten ihn mit unsern Leibern. Die S« warf einiges Leinenzeug aus, wel ches einem schwedischen Kavalier gehörig, den Se. Majestät der König uns entgegen gesandt; auch ein silbernes Degengefäß und Löffel. Nicht lange, so schleuderte eine Welle auch das schwarze Kleid des Prinzen auf den Felsen, Das Wrack unsers Schiffes wurde jetzt immer mehr und mehr zertrümmert, und als wir schon ganz erstarrt vor Frost waren, trieben, zu unserer großen Freude, allerlei Holzstücke an die Klippe, die wir zu jam men trugen und nach einer zweistündigen Bemü hung Feuer bekamen, bei welchen wir unsere Kleider trockneten. Dabei mußten wir durch ste tes Reiben mit Schnee, unsere steifen Glieder vor dem Erfrieren bewahren. Durch das kalte Seewasser waren uns die Füße dermaßen ange schwollen, daß wir zuletzt nicht mehr gehen konn ten. Auch Hunger und Durst fanden sich ein, da wir seit zwei Tagen nichts genossen hatten. Wir suchten die Krumen und Brocken aus den Laschen hervor, und labten uns mit geschmolze nem Schneewasser oder den Negcntümpfeln in den Felsenritzen. Glücklicherweise befand sich auch ein Apotheker unter uns, der eine Herzstarkung bei sich trug, durch welche er uns sämmtlich er quickte. Schon hatten wir den größten Zheil des Ta ges auf diesem wüsten Felsen zugebracht, und ob wohl der Sturm sich zu legen begann, so sahen wir doch mit Furcht und Zagen der einbrechenden Nacht entgegen, als zu unserer unaussprechlichen Freude wir plötzlich eine Schaluppe erblickten, die sich mühsam zu. uns durcharbeftcte. Es waren Bauern, an deren Strand« das Meer einige Kof fer und SpeisekKrbe ausgcworfen, woraus sie ge-- muthmaßet, es müsse ein Schiff verunglückt ftyn, und daher in die See gefahren, um sich dessen zu erkundigen. Ihr Boot war indessen bei weitem zu klein, um uns Alle zu fassen;' sie versprachen aber, mit anbrechendem Tage unS mehrere Scha luppen zuzuführen, und wir mußten uns ent schließen, noch eine fürchterliche Nacht auf der Klippe zu verweilen, wobei jedoch die Hoffnung der nahen Erlösung uns kräftigen Trost gab. Die Bauern hielten Wort. Zwar gierig die See noch hohl, dpch muthig befliegen wir die