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Zwickau wird von dem Schwedischen General Banner eingenommen. Den soften Februar i6zy hatte der schwedische Feldmarschall Banwer den kaiserlichen General Salis bei Reichenbach im Voigtlande geschlagen und gefangen genommen. Den Listen erscheint er vor Zwickau, das eben keine Besatzung hat, Und laßt durch einen Trompeter um Nachtquar tier bitten. Der Rath aber schlägt es ab. Ban ner umlagert nun die Stadt. Diese macht An stalten zur Gegenwehr. Bürger, Bürgerssöhne und Handwerksbursche, alles greift zu den Waf fen. Mit Brelklitzern und Dünger verrammelt man die Thore. Mit Musketen und Doppel haken feuert man auf die Schweden; an einigen Drten bewillkvmmt man sie gar mit brennendem Schwefel und Speck. Aber, ganz ohne Militair, ohne große Kanonen und Munition, ohne Aus sicht auf Entsatz, wie konnte man den Kampf bestehen gegen einen Banner — Schon sind die Schlagbäume zerhauen, Schanz körbe stehen bereits auf der Brücke zum Haupt- thore — da senden die Treuen Deputirtr in Banners Hauptquartier nach Marienthal, wegen der Stadt Uebergabe zu akkordiren. Aber erst kommen sie nicht zur Audienz, dann fällt die tröstliche Antwort: ,,Eine Stadt ohne Militair könne nicht kapituliren, mit Tuchmachern und Schmieden zu unterhandeln sei der Schweden Re putation zuwider. Was blieb der Stadt also übrig, als ihnen auf Gnade und Ungnade sich zu ergeben! ScahlhanS und Pfuhl rückten nun mit rooo Mann Fußvolk den sqKen Februar ein — und mit ihnen bildete sich gleichsam das erste Glied einer langen Kette von Elend. Zuerst mußte man mit Geld von der Plünderung sich loskau- fen, dann Brandschatzung zahlen, Rekruten stel len und die Glocken, welche man schmelzen woll te, für namhafte Summen einlösen. Endlich wurden auch alle Getreidevorräthe, alle Pferde, alle Waffen, alles Eisenwerk, biS auf die Grab scheide, weggenommen,, und, ob man gleich die Plünderung bezahlt hatte, fast alle Häuser, wel che keine Sicherheitswachen hatten, geplündert. Noch größer ward die Noth nach dem für die Kaiserlichtn und Sachsen unglücklichen Treffen bei Freiberg. Da kam die Einquartierung so stark, daß oft der Hausvater selbst weder einen Bissen Brod noch Lagerstätte hatte. Und so dauerten die fast täglich sich erneuernden Lasten der Stadt fort, bis endlich' im Juni 1641 dir Schweden durch den kaiserlichen General Born aus Zwickau vertrieben wurden. Ueberbaupt hatte diese Stadt im zojahrigrn Kriege ein besonders hartes Loos, indem sie bald von Freunden, bald von Feinden in Besitz ge nommen wurde.