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Pauken, Decken und Pfeifen einen gewaltigen "Lerm dabei. In dem Palankin, der mit Guirlandcn umwunden ist, sitzt der Kranke , den man an de» Armen fest angebunden hat, damit er nicht umfalle. Die Träger sind Leute, welche dieses Geschäft allezeit ver- richrcn. Hinter dem Palankin folgen Anverwandte, welche wehklagen und schreien. Alle verrarheu den tiefsten Schmerz. Langet man mir dem Kranken am Flusse an, so begießt man ihn mit Wasser, bis er seinen Geist aufziebt. Gisweilen giebt man ihm auch Wasser zu trinken, das aber oft so schmutzig ist, daß er davon erstickt. Viele Mensche» büßen /jährlich auf diese Art das Lebe» ein, das man ihnen bei einer andern Behandlung hatte erhalten können Ist der Hindus todt, so wirft man ihn in den Fluß, wo er ent weder ins Meer geführt, oder von Crvcodillen und andern Wassergeftkn oft» verzehret wird. Geht man zu Calcutta an den Fluß hinunter, so sieht man überall Leichen am Ufer liegen, die die Ebbe zuruckgelaffen hat. Auf dem Kupfer erblickt man in der Ferne die niedrigen Hauser der Hindus, wo man einen Hindus auf einem Ochsen reiten sieht. Nicht weit davon ist eia Palankin für Europäer. Diese Abbildung stellet alles der Natur gemäß so lebendig dar, daß man, wenn der Kupferstich großer geare, wirklich na H-Cal- cutta perfekt zu sn)n, und eine solche Prozession mit anzuschen glauben würde. Ealciitta ist die Hauptstadt von Bengalen in Ostindien, und gehört jetzo den Engländern, es ist eine große Stadt mit 600,000 Seelen, und sehr bedeutenden Handel. Die Portugiesen landeten daselbst im Jahre 1498- Selbstmord mach gelungen geglaubter Ermordung eines Andern. Zwei Bürger in Rom, ein Hutmachcr nnd ein Weinhandler, waren der Angabe nach alte gute Freunde, und Ersterer hatte bei Letzterem eine laufende Rechnung über gcnommc. . nen Wein. Es entstand zwischen beiden ein Streit über ein halbes Barril Wein, das der Hutmacher nicht empfangen zu haben versicherte, während jener sich auf sein Annotations buch berief. Der Hutmacher wollte aber immer nichts davon wissen, und sagte zu dem Weinhändler: er möge sich vor ihm in Acht nehmen. — Solche Drohungen läßt man sich in Italien selbst aus dem Munde des Freundes nicht entgehen. — Der Weinhandler war auf seiner Hur, und als sein nunmehriger Gegner einmal zu ihm kam, unter Dem Vorwande, Wein kosten zu wollen, verweigerte Ersterer mit Letzterem in den Keller zu gehen. Schleunigst zog der Hutmacher eine von zwei geladenen Pistolen aus der Tasche und drückte sie ab. Der Weinhandler stürzte zu Boden, der Lhater warf die Hausthüre zu und floh'davon; aber er harre in sich keine Ruhe, er wußte nicht wohin, und sah den gewissen Tod auf der Guillotine vor sich. In der Verzweiflung öffnete er sich ein Paar Adern, und rennte so mit blutenden Armen durch die Gaffen bis er endlich ermattet nieder sinkt, und ins Spital St. Giacomo getragen wird, wo er nach einigen Stunden starb. Fast in demselben Augenblicke nach dem Verbände wird derselbe Ehirurgus zu dem Weinhandler gerufen. — Ohne von dem Vorgänge noch etwas zu wissen, erzählt der Wundarzt, wie so eben jemand ins Spital gebracht worden, für den keine Hoffnung übrig sei, und aus der Beschreibung, so wie aus einigen Aeußerungen, die man aus dem Munde des Verbluteten vernommcn, wird der Hutmacher erkannt. — Der Jrrthum, welcher dem Weinhändler das Leben rettete, bestand nämlich darin: daß der Hutmacher in eine der Pistolen keine Kugel ge laden hatte, und bei Ausführung des vermeintlich^ Mords die blind geladene ergriffen halte.