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Sitzung hielten, ihre Privatinteresseu, ja oft ihre Geschäfte zeitweilig, hintenan setzten, um nur AllcS gehörig in Stand zu bringen. — Und als nun endlich Alles bereits einige Tage vor dem Feste fertig war, der Festhalte prächtige Bau an dcr Elbe thronte, — da iah man mit Erwartung den festlichen Tagen entgegen. Den ersten Act deS großen Festes bildeten am Sonnabend, den 22. Zuli, die Empfangsfeierlichkeiten an den verschiedenen Bahnyüsen, wwie an den Dampsschisshalteplätzen. Ueberall waren Ausschußmitglieder ausgestellt mit Turnerknaben, die ms Führer fungirten. Wie sehr diese Herren thärig waren, kann Zeder ermessen, dcr bedenkt, eaß von früh bis zum späten Abend fortwährend Sanger eintrafen, die jedesmal nach dem Altstädter Ralhhau» zu geleiten waren. In jeder der mir Fahnen, Guirlanden und Kränzen reichgeschmückien Straßen, dir von ankommenden Zügen passirt wurden, zeigte sich die lebhafteste Freude. Schöne Hände warfen bereits Blumen aut die Kommenden als Willkommen herab. Auf dem Raihhause wurden die Sängerzäste seitens der Sialt und des Aest-Comile'S feierlichst empfangen, worauf die Wohnungsabresse, sowie das Sänger zeichen verabreicht wurden und die Betreffenden von den Turnknaben nach ihren Wohnungen gebracht wu.den. — Am Abende sollte feierlicher Empfang der Gäste in der Festhalle stattfinden. Zu diesem Ende wurden die 530 Fahnen, welche bei Ankunft der einzelnen Bünde und Vereine im Rachhause abgegeben worden waren, von da im feierlichen Zuge gegen 7 Uhr Abends nach der Festhalle ge bracht. Die Fahnrndepntirten nahmen mit den Fahnen zu diesem Zwecke gegen 6 Uhr Abends am Rachhause in der Scheffelgasse Aufstellung und marschirlen unter BorauStritt dreier Musikchöre und dem Geleite einer Abtheilung Turner durch die Wall-, Wilsdruffer- und Schloßstraße, Sporergasse, Jüdenhof, Neumarkt, Augustusstraße, Schloßplatz, über die Brücke, durch die Haupt-, Bautzner- und Schillerstraße nach dem Festplatze, wo bereits fröh liches Leben herrschte. Ueberall wo die Säuger zogen, begrüßten sie unzählige Hoch's und Hurrah's; Tücher schwenkten ihnen entgegen, Blumen und auch Erfrischungen wurden gespendet. — Inzwischen hatte sich die Festhalte mit Sän gern und sonstigen Festtherlnehmern gefüllt. Tau sende von Gasflammen glänzten und beleuchteten die geschäftig sich hin und her bewegende Menge. Di« meiste Bewegung fand sich an den Büffets vor, zu und von denen die alS Kellner fungkren- den Dicnstmänner, gleich ab- und zufliegende« Bienen eine- SiockeS, eilten, um Len durstigen Kehlen ein erfrischendes Naß zu besorgen. Leider wurde dies Geschäft etwa- dadurch er schwert, daß die Fcstgläser nicht in der Festhalle, wie anfänglich bekannt geworden war, sondern „beim böhmischen KöntgStöibrerlein" zu kaufen wa ren. Zn gedachtem Bieesalon, sowie in der Festhalle, wo eine erfri chende Kühle wehte, stärkten sich die er müdeten Sänger. —Lauter Kanonendonner verkündete ihnen endlich, daß dcr Fahnenzug nahe. — Und siehe, da erscheinen die ersten Banner. Die großartige Treppe hinauf zur Fahnengalcrie bewegt sich lang sam der Zug. Auf der Treppe wird jede Fahne noch von zarter Junzfrauenhand bekränzt, bevor sie die Turnerfeucrwebr oben in Empfang Nimmt, um sie zu beiden Seiten deS PodiumS auf der Fahnengalerie aufzuhängen. Ueber eine Stunde Zeit verfließt, ehe alle eng — so daß man kaum einen schmalen Streif von jeder sieht — neben ein ander gehängt, den weiten Umkreis der Halle auS- füllen. — Noch während dieser Arbeit beginnt be reits der feierliche BcgrüßungSakt. Von der Mitte Les PodiumS, wo die Dresdner Sänger sich auf-- gestellt haben, tönt daS BegrüßungSlied: „Hoch willkommen, deutsche Sänger", mit Benutzung des FestsprucheS (Herz und Lied, frisch, frei, gesund — wahr' dir'S Golt, du Sängerbund), von JuliuS Pabst gedichtet, eomponirt und dirigirt v. F. Rei chel. Dichtung wie Komposition waren gleich aus gezeichnet und machten einen trefflichen Eindruck. — Auf diesen Gesangsvortrag folgte die Begrü ßungsrede dcS Hrn. Oberbürgermeister Pfotenhauer: „Werthe Männer, liebe Freunde! „Eindringlicher und lautredrnder, alS meine Stimme dies zu verkünden vermag, haben also gleich bei Eurem Giniritt in unsre, im seltensten Festglanze prangende Stadt die freudestrahlenden Blicke und der herzige Händedruck meiner Mit bürger Euch bezeugt, wie aufrichtig, wie innig wir Euch Alle, Alle inSgesammt als unsre lieben, theu» ren Gäste hochwillkommen heißen. — Vom Königsthrone herab — mit Stolz und Freude dürfen wir Sachsen uns dessen rühmen — vom Königsthrone bis zur kleinsten Stätte herab begrüßt Euch gleicht Sympathie, und ein Gefühl ist's, ein Gedanke, der Aller Herzen heiß durch strömt und zur Begeisterung treibt, vereint zu San- geSlust und Harmonie, in seelenvollem Sied« »>r« ein«, umfassen diese Räum« Söhne des ganzen gro ßen deutschen Vaterlands.