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kleine, höchstens zweisitzige Schlitten bestiegen, deren jeder nur mit einem Pferde bespannt wird. Be- greiflkck kann in der schmalen Bahn auch nur ein Schlitten nach dem andern fahren, und so erstreckt sich denn ost ein einziger Postzug eine gute Vicc- lelstnnde WegS durch die lautlose, schncestarrendc Gcl-irgSeinöde, im vordersten Schlitten der Postillon, im hintersten der Kondukteur. An dem anderen Schütte» sind diePfcrde sich selbst überlassen. Zum Schutze gegen die Kälte ist namentlich auf dem St. Gotthardt mit aller mögliche» Rücksicht gegen die Reitenden Vorsorge getroffeü. Zwar sind die^ Schlitten offen, sowohl wegen der Leichtigkeit als nur der Gefahr willen keim U: werfen; dafür wird aber über die Füße bis an die Brust herauf ein schwere«, oben mit Leder gefüttertes Deckfcll ge- gczogen, und zudem der Reisende noch in einen Pelzmantel gewickelt, der den Neid des bestversorg- tcn LappländerS erregen «rußte. Gleichwohl fehlt eS bei einer solchen Fahrt weder an Mühseligkeiten noch an Gefahren, und zum blosen Vergnügen wird sie schwerlich Jemand ein zweite« Mal unternehmen. Die Auffahrt bewegt sich langsam, in oft beäng stigender Einförmigkeit zwischen den Schneenlauerii, die im Winter ost bis zur Höhe von 15 Fuß zu beiden Seiten des Weges stehen. Auch ohne hef tig cre Windzüge ist die Lust beständig von kleinen Schnee- und Eiskrhstallen angefüllt, die jeden ent blößten Hauttheil mit dem empfindlichsten Prickeln treffen. Heiterer gestaltet sich a» klaren Tagen die Niederfahrt; da wird namentlich auf dem minder steilen Nordabhangc nicht seltm die Bahn verlassen, und der ganze Zug fliegt mit saußendcr Schnellt in gerader Linie über die gefrorene Fläche dem Thale zu. Doch mag das Jauchze», daS dann ans den leichten Schlitten erschallt, ebenso gut dem Gefühle, daß man der unheimlichen Einsamkeit ent ronnen sei, gelten, als der lustigen, luftigen Fahrt selber; denn auch jetzt noch ist Keiner sicher, ob er den. vor ihm her fliegenden Schlitten nicht plötzlich in einem dunkeln Nebel versinke» sieht und unauf haltsam nachstürzt. Am Gefährlichsten wird die Fahrt, wenn sich ihre Mühseligkeiten bei den seltener werdenden kal ten Schneesiürnren verringern, nämlich gegen den Frühling. Dann tritt außer den Schneestürzen und Lawinen, die nur diese Zeit zu rollen beginnen, eine wiederkehrcndt und fast unausweichliche Gefahr zu Tage. Es sind die sogenannten „Ansgleiter." Im strengen Winter nämlich, wo der Schlitten über eine 10 bis 12 Fuß tiefe und steinharte Schnee lage hinglcitet, wird die Bahn an vielen Stellen durch die Fuhrwerke selbst „anSgeweikett', sei eS der Bequemlichkeit wegen oder «veil eine Wehrte, die nicht augenblicklich weggeschaffl werden kann und deshalb umfahren werden muß, den Weg verschüttet hatte. Durch dieses Aubtveiten geschieht es nun, daß der Fuhrmann die ursprüngliche Bahnlinie nicht mehr genau unterscheiden kann, und so fährt er über eine Schneelage weg, die, einer schrv.b-ndcn Brücke gleich, über den steilsten Abgrnnd hängt. So lange sie sestgsfrorcn war, vermochte sie ge fahrlos die schwersten Lasten zu tragen; fängt cs aber an zu thanen, der Schnee weich zu werden, so kann unter leichtem Drucke der augenblickliche Bruch erfolgen, und was sich darauf bewegt in unrettbarer Tiefe begraben werden. Das ist eine der Hauptnrsacheu, die manchen Paßihälcrn so ominöse Namen erworben haben wie das Thal des Zitterns (Val Tremolo), das verwünschte Thal (Val Maldetta), der TodeSpaß (Passo della Morte) u. s. w. DaS sicherste Diittel gegen diese wie alle anderen Fährlichkeiten auf den winterlichen Alpen straßen besteht in der genauesten Befolgung der Rath schläge der Rutner, auch wo diese manchmal direct ins Verderben zu führen scheinen. Ein noch sichereres Mittel bleibt jedoch immer daS bequeme Zuhause bleiben. Gemeinnütziges. S teimkohlen th eer aus Gasanstalten sollte nies in Gewächs- und Triebhäuiern angewindet werden, den» seine Ausdünstung ist dem Pflanzen leben entschieden nachtheilig. Selbst bei seiner An wendung im Freien bemerkt man oft schädliche W-rkung auf Pflanzen, welche in seiner Nähe stehen, wenigstens so lange, bis seine flüchtigen Vestand- theile verdunstet sind. Bei Bäumen aber, von denen man Aeste abgesägt hat, darf man sich zum Ver schließen der Wunden niemals des Gaslheers be dienen.