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Hauses, wo er einst gesessen, ohnmächtig gewor den wäre. Dienstag Vormittag ging glücklich ohne Stö rung vorüber. Nach dem Essen nahm ich mir vor, ausjugehen. Meine Gartenthür hat eine Art Guckloch, das mit Draht überzogen ist. Ais ich dem Gitter nahe kam, sah ich etwas geheimniß- voll Dunkles an der Außenseite desselben. Schnell bückte ick mich, um durchzusehen und erblickte auch sogleich Frau Badgery mit ihrem Kreppschleier. „Süße, süße Stelle," sagte die gepreßte Stimme; die gewöhnlichen Seufzer folgten, und dec Name des seligen Herrn Badgery war deutlich ausge sprochen, ehe ich mich wieder zurückziehen konnte. Mittwoch ist der Tag, an welchem ich diese Geschichte niederschreibe. Es ist noch nicht l2 Uhr und also alle Möglichkeit einer neuen sentimentalen Verfolgung vorhanden. So weit enthalten diese Zeilen eine genaue Schilderung des Betragens der Frau Badgery gegen mich, seit ich im Besitz meines Hauses mit ihren Erinnerungen bin. Was soll ich lhun? — Das ist dir Frage. — Was soll ich thun? Alle anderen Uebel lassen sich beseitigen. Wie aber soll ein Mann in meiner unglücklichen Lage sich vercheidigen. Ich kann keinen Hund halten, um sie fottzujagen. Ich kann sie nicht vor die Polizei bringen, weil sie an dem Haus: hängt, in welchem ihr Mann starb. Ich kann keine Menschen falle setzen und eine weinende Wittwe als Sünderin verfolgen. Ich bin hilflos verwickelt in die un durchdringlichen Falten von Frau Badgery's Krepp schleier. Es ist sicherlich keine Uebertreibung, wenn ich von einem noch nicht dagewesenen Kummer sprach. Kann niemand mir einen Rath geben? Hat niemand eine leise Idee von der merkwürdigen Verfolgung, unter der ich le de? — Mein Verstand steht mir still, und so frage ich schließlich noch einmal: Giebt cs kein Gcstz im ganzen Lande, das mich gegen Frau Badgery beschützen kann? Von der kroatischen Militargrenze. Wer da neben mir in dem wackelnden und stoßenden einspännigen Karren gesessen hätte, der die Bestimmung hakte, mich nach dem Grenzdörf- chcn R. zu führen! Einmal über das Andere würde er ausgerufen haben: „O, die Straße ist schlecht!" ohne zu bedenken, daß es dieser sich bandwurm ähnlich hinwindenden Sieinhaufenlinie ein Kom pliment machen heißt, wenn man so freundlich ist, in ihr überhaupt eine Straße zu ei kennen. Dem Wege nach R., wo der Gespan Kapelan (Herr Hauptmann) wohnt, kann man nicht den Vorwurf machen, daß er besser sein wolle als die anderen. Vielmehr muß man d n Meistern, die ihn anlegten, die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß sie alle Ungünstigkeiten des Terrains aufs G-'- wissenhafteste zu benutzen wußicn, um auf der kurzen Strecke von 2 Meilen alle Unbequemlichkeiten und Gefahren, denen man auk Straß.-n ausgesetzt zu sein nur irgend nicht wünschen kann, zu abwech- selungsreichem Ganzen zu vereinen. Endlich erreichte ich mein Ziel. In einem Thal- rechts von der Straße liegt das Dorf R., ein stilKs, friedliches Oertchm von genau gezählt 12 Häusun, in denen wieder genau gezählt 12 alte Offiziere und ein alter Unteroffizier wohnen, die allhier in Ruhe und weltabgcschlosscner Gemäch lichkeit den Segen ihrer kleinen Pensionen und ihrer kleinen Grundstücke verzehren. Das a me Thier, das in stoischer Ergebenheit den widerstrebenden Karren über Stock und Stein fortqeschleppt, schien bei dem Anblicke des Dutzend Gsebel von einer stillen Wonne da-chzückt zu werden; wenigstens wieherte es einmal, schüttelte den Rest von Mähnen, der ihm noch aus jenen goldenen Zeiten geblieben, da es das Reitpferd eines Leutnants war, und gab sich beim Dergabfahren alle erdenkliche Mühe, eine, wegen der beiderseitigen steilen Abhänge nicht unmögliche Katastrophe zu verhüten. Es mochte etwa 10 Uhr Vormittags sein, als das treue Roß mitten auf dem kleinen Platz', neben d^m Meilensteine, den die 12 Apostel von Häuschen im Kreise umstanden, endlich verschnaufte. Da ich nicht wissen konnte w.lches von dem Dutzend Dächern meinen Gospan Kapelan beher bergte, so war ich entschlossen, mit dec Frage nach demselben von Thür zu Thür zu pilgern, als sich die des zunächst gelegenen Häuschens öffnete und eine stämmige, wohlbeleibte Gestalt in Stulpen stiefeln und pfefferfarbenem Ueberrocke, mit rothem Halstuche und gleichfarbiger Nase, die rechte Hand auf ein spanisches Rohr mit messingnem Beschläge gestützt, daraus hervortrat und rief: „Ach schön, sehr schön von Ihnen, daß Sie Wort gehalten haben! Logwo vor liepo! (Bei Gott, sehr schön!) Kutscher, den Lsrac (Schecken) daher unter den Baum in Schatten stellen! 8tovo, 8tovico! G*