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„O, Herr, bkos ein Viergrvschenstück," flüsterte die Aire mir in'S Ohr. „Nichts weiter verlangend," fuhr die Wittwe fort, „als meinen Fckdstuhl b'inaen zu dürfen, um in den leeren Zmim rn an meinen Galten zu denken. Ack, an j dem di ser Zimmer hänqt ein seliger Ge danke, ein zärtlich.e Wo k, e»ne zä iliche Handlung! Heute machte ick m me gewöhnliche Wanderung hie'hr. Nun bin ich enld ckr und, wie ich ver- mu,he, entdeckt von dem muen D.siger dieses Hau ses— eildckk, wie ich gestehen muß, als ein Ein- dunglinq. — Dock ick will gehen, wenn Eie es, nackdm Eie meine Erklärung gehört haben, wün schen. Mein Her, iß voll, und ich bin unfähig, mein Herr, Jh-en Ihren Besitz streitig zu mach.n. Sie werden es kaum «tauben, aber ich versichere Sie, dieser P'otz, wo Eie j tzi st.hn, ist es, wo einstens seine Ottomane stand. Auf dcmselbigen Platze war es, wo Badgery mich zum eistenmale an s,ine Brust drückte, nachdem wir von unsrer Hochzeitsreise zurückgekommen war n. „Math lde," sagte „die Ausstattung dieses Zickme s für Dich ist sehr kostspielig geworden durch die seimn Ta peten, Teppiche und Möbeln; aber geschmückt, meine Theucrste, ist es erst, seiidem Du eintrarest." Wenn Si-, mein Herr, keine Sympathien für solche Erinnerungen in sich tragen, wenn Sie in meiner Lage nichts Demikleidenswcrchks sehen, wenn Sie nicht meine Gefühle begreifen und einsihen können, daß dieses kein Wohnhaus, sondern ein TcdlenhauS ist, dann, mein Herr, brauchen Sie es nur zu sagen, und ich bin bereit, zu gehen." Sie sprach dies mir der Miene einer Mär tyrin — einer Märtyrin meiner Gefühllosigkeit. Wenn sie die Eigenlhümerin und ich der Ein- diingl ng g.wesen wäre, sie hätte nickt traurig groß- mülhiger sein können. Und dazu lüftete sie nicht einmal in der ganzen Zeit ihren dichten Schleier. Nicht emmal weiß ich, ob sie alt oder jung, dunkel oder blond, schön oder häßlich ist. Nur des Ein drucks b.n ich mir bewußt, obschon ich zu dieser Idee keinen Grund habe, daß sie ein vollendetes Medusenhaupt besitzt. Eine sich bewegende Masse Krepp, eine halberstickte Stimme — das ist Alles, was ick ven Frau Badgery's Prrsönlichk.it weiß. „Seit jenem meinen unersetzlichen Verluste war nur dieses Haus daS Zick meiner Wallfahrten, der Altar meiner Gebete," sprach die Ctimme weiter. '„Es mag sich Einer den Hezzrn dieses Gebäud.s nennen und sagen, daß er Willens sei, es zu ver, mittheu, ein Anderer mag kommen und sich den Mielher nennen, so werde ich keinen dieser Männer deshalb anklaqen. Ich will sie auch nickt stören, nur sagen will ich ihnen, daß es meine Hennath fei, daß mein Herz stets der Besitzer sein wird, und daß kckne Ges.tzc der Welt, keine Herren und krine Mittlrer mein Hm; daraus vertreiben können! Wenn Eie das Nickt v rstcheri, mein Herr, w.nn die hei ligsten Gefühle, die in die Mensch.mbrust eink-hreu, nickt von Ihnen geachtet werden, bitte, dann macken Sie stckdeinen Skrupel, cs ouszuspccchen; bitte, sagen Sie nur, daß'ich gehen soll." „Ich wünsche durchaus ruckt, Madame." sagte ick, „eiwas Inhumanes zu begihen. Aber beden ken Sie, Madame, ich bin Junggeselle und habe keine Anlage für Sentimentalität. (Frau Badgery stöhnte.) Niemand sagte mir, als ich bicses Haus kaufte, daß es ein Todtenhaus sei. Ncmand warnte mich, daß ein Herz der Besitzer desselben ist. Ich bidaure, Sie in Jhr.n Betrachtungen gestört ,u hab.n, und es ihut mir leid, daß Herr Badgery todt ist. Das aber ist auch Alles, wes ich da-u sagen kann, und mit Ihrer gütigen Er- laubniß habe ick die Ehre, Ihn-n c,mn guten Morgen zu wünschen, um die zweite Etage in Augenschein zu nehmen." Konnte ich ihr aus eine feinere Art meine Wünscht zu verstehen geben? Konnte ich- freund licher Mit einer Frau sprechen, von deren Häßlichkeit ich überzeugt bin? Wo ist der Mann, der mit der Hand aufsHrz ehrlich behaupten kann, mitfühlen der bei dem Kummer einer Medusa zu sein? Durch sucht jeden Winkel des Ecdkreifes, so werdet Ihr wohl menschliche Westn jeder Art entdecken, aber keinen solchen Man.,! Dock weiter in der Erzählung! Ick verbeugte mich und vecküß sie genau m derfelben Posiiur, auf demselben Fleck, wo ich sie gefunden -Harke. Indem ich die oberen Zimmer besah, fiel mein Blick auf den Feuerrost des Kamins, und da er mir schadhaft erfchien, bückte ich mich, um ihn ge nauer zu betrackt-n. Während ich so vor d.m Kamine kniete, fick ganz urplötzlich ein heißer Wasser tropfen gerade, mitt.n auf ein« kable Stelle meines Kopfes, die in dcn lrtzten Jahren sich sehr ver größert hatte. Ich fuhr auf. Tod und Dusel! Die in Krepp gehüllte Frau war wir auch h.erher gefolgt, und die Quelle dieses Tropfens war nichts anderes als der Wittwe Badgeiy Auge. „Ich möchte, daß Sie wo anders als über m-inem Kopfe wcinen, Madame," sagte ich. Meine Geduld war «schöpft, und meine Worte klangen hart. Der lockenköpfige Jüngling wird mich wahr scheinlich deshalb vcldanimen; ich aber appeüire