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schitd nehmen müssen, weil er dem Beispiel« einge« borner Generale folgen zu dürfen glaubte und sei« nen Rang io der Armee dazu mißbrauchte, Geld zu machen. Auch Sigel hat viel gegen Anfein dungen zu kämpfen gehabt, die ihn sogar dahin brachten, seinen Abschied zu nehmen. Loch ist sein« Ehrenhaftigkeit von keinem Hauch berührt. Ledialich Neid und Eifersucht übermülhiger Amerikaner verdrängten ihn vom Kommando. Bald aber, nachdem dies gelungen war, sah die Regierung ein, wie viel sie an Sigel verloren, und rief ibn in ehrenvollster Weise wieder in den aktiven Dienst, ihm von Neuem ein wichtiges Kommando im Westen übertragend. Franz Sigel ist am 18. November 1824 in SinSheim im Großherzoqthum Baden geboren. Schon als kleiner Knabe zeigte er Eigenschaften, um derentwillen ihn Jedermann liebgewann. Much und Willenskraft, so wie natürliche Bescheidenheit zeigten sich früh als die Grundzüge eines später so ehren- haften Charakters. Sein Vater, großherzoglicher Oberamtmann, ein allgemein geachteter Mann, leitete seine Ausbildung, dir er biS zum Jahre 1840 auf dem Gymnasium zu Bruchsal genoß. Seine Vor liebe für den Soldatenstand trieb ihn an, kriegs wissenschaftliche Studien zu treiben, die er auf der KriegSschule zu Karlsruhe so weit vollendete, um als Leutnant in daS 4. badische Infanterieregiment ein- zutreten. In dieser Stellung stieß er mit seinem geraden und offenen Sinne nur zu bald auf Ver hältnisse, die seinen kritischen Beobachtungen nicht entgehen konnten. Er sprach sich unverhohlen gegen Gamaschen- und Paradedienst aus, und zwar nicht nur im persönlichen Verkehr, sondern auch öffentliche Der junge Offizier, obgleich mit ganzer Seele Soldat, sah bald ein, daß er zu einem großherzoqlich badi schen Friedensoffiziw nicht tauge, und forderte seinen Abschied, der ihm 1847 ertheilt wurde. Darauf schickte er sich an, die Rechtswissenschaft zu studiren. Noch war er in den Vor' ereitungen zum Universttäts- besuche begriffen, alS die Revolution von 1848 ihn die Feder fortwerfen und wieder das Schwert er greifen ließ. Der Struve-Hecker-Aufstand und dessen baldiges Ende hatten seine Kampflust nicht gedämpft. Er wollte im Herbst desselben Jahres den Wiener Volkskämpfern zu Hilfe eilen; allein vergebens ver suchte ee die Linie der österreichischen Cernirungs« truppen zu durchdringen und wandte sich darauf nach der Schweiz. Im Frühjahr 1849 beim Aus bruch der badisch-pfälzischen Revolution eilte er in sein Vaterland zurück und bot der provisorischen Regierung seine Dienst« an. Ein Feldzugsplan, den er vorlegte, erwarb ihm den Oberstenrang und den Befehl in den Gefechten bei Heppenheim und Käfer thal, bei denen er Beweise seines strategischen Ta lentes abgelegt hat. Als Mieroslawski den Oberbefehl der badisch pfälzischen Armee übernahm, trat er demselben als Generaladjutant zar Seite, In dem Treffen bei Waahäusel befehligte Sigel den rechten Flügel der Revolutionsarmee, und in den Gefechten bei Sinsheim, Durlach und Steinmauern den lmken. Als Mieroslawski nach dem Gefecht bei Rastatt vom Oberkommando zurücktrat, wurde Sigel mit dem Oberbefehl betraut, um den Rückzug des bart be drängten Revolutionsheeres nach der Schweiz zu führen. Das Heer fand daselbst eine Zuflucht; er selbst aber wurde ausgewiesen. Dennoch gelana es ihm, unter einem angenommenen Namen thestweise in Genf und Tessin geduldet zu werden, bis er end lich in Luzern auf Befehl des Bundesrakhes ver haftet wurde. Luzerner Büraer befreiten ihn mit Gewalt aus den Händen der Polizei. Allein da sie ihn nicht für immer schützen konnten, zog er vor, nach England au^zuwandern und sväter im Jahre 1852 von da übers Weltmeer nach Amerika zu ziehen. In Newyork angekommen, versuchte Sigel auf verschiedene Weise sich eine Existenz zu gründen. Er hatte damit, wir viele andere talentvolle Flücht linge, kein Glück und sagte gar bald sich vom Kauf mannsstande, dem er sich zuqewandt batte, wieder los. Er begleitete den freigemeinvlichen Prediger Dülon auf dessen Rundreise durch die Vereinigten Staaten, ward bald dessen Schwiegersohn und unter- stützte als Lehrer den alten Dülon, der eine Schule errichtet hatte, folgte aber bald emem Rufe in gleicher Eigenschaft nach St. Louis. Während er sich da selbst mit - < m größten Eifer dem neuen Berufe wid mete, vergaß er seine alte Neigung, die Kriegswissen- schasl, keineswegs. Als Instruktor eines Miliz regiments und des Turner,Schützenkorps machte er sich verdient. Sein LieblingSgedanke war, daS ameri kanische Milizwrsen auf eine höhere Stufe zu brin gen und dabei die Turner, die seit Jahren eine durch ganz Nordamerika wohlorganisirte Verbin dung unterhielten, zu Tirailleurs heranzubilden. Zu diesem Zweck gab er eine kleine militärische Zeitschrift „Die Revue" heraus. Kaum brach der Bürgerkrieg aus, als Sigel sich an die Spitze der deutschen durch ihn gut ein geübten Milizregimenter von St. Louis stellte und verhinderte, daß diese große und wichtige Stadt in die Hände der Rebellen fiel, obgleich dieselben viel