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licherweise war die Ladung zu schwach, so daß der König nur eine Kontusion am Halse erhielt. Der Mörder wurde auf der Stelle verhaftet und dem Gericht übergeben. Als Grund d'eS Attentates gab er an: er halte den König der Bestimmung nicht gewachsen, fick an die Spitze Deutschlands zu stellen. — In Nürnberg fand am 20. und folgenden Tagen das erste allgemeine deutsche Sänger fest unter lebhaftester Betheiligung aus allen deutschen Ländern und die Gründung des deutschen Sängerbundes statt. — Während der öster reichische Reichstag, den weder Ungarn, noch Kroatien, noch Beneticn beschickt haben, langsam seine Arbeiten unter fortwährendem Widerspruch der Czechen (Böh men) und anderen Slaven fortsetzt, ist in Pesth auch der ungarische Landtag zusammengetreten. Der Adresse an den Kaiser. König, in der schon durch die Ueberschrift die Thatsache herausgchoben war, daß der Kaiser noch nicht gekrönter Kö nig von Ungarn sei, ward deshalb vom Kai ser die Annahme verweigert. Der Landtag gab nach und änderte die Ueberschrift, ohne übrigens den Rechten der ungarischen Nation etwas vergeben zu wollen. Auch hier stellte sich deutlich heraus, daß die Einheit der österreichischen Monarchie mehr ein Wunsch der Regierung als eine Thatsache sei. — Trotz dem eisernen Regiment, daß Napoleon lkl. über Frankreich führt, macht sich doch, wenn auch mit Borsicht, die Opposition immer mehr wieder gelten!". Die früher von der Regierung gern ge sehenen Börsenspekulationen batten die Gewinnsucht in einer Weise gefördert, daß die allgemeine Moral dadurch untergraben ward. Dinge, die im gewöhn- lichen Leben einfach als Betrug gelten, erschienen in der Finanzwelt als lobenswcrth, mindestens nicht als strafbar. Endlich glaubte die kaiserliche Re gierung dem Unwesen nicht länger zusehen zu dür fen. Ein Hauptgauner, MiröS, ward verhaftet, vor Gericht gestellt und mit einem seiner Helfershelfer zu 5 Jahren Gsfängniß verurthcilt, während andere seiner sehr vornehmen Mitschuldigen sich loSschwin- dellen. — Zwischen den Montenegrinern und den Tür ken unter Omer Pascha wird mit abwechselndem Er folge und beiderseitiger Grausamkeit gekämpft. Die französische und russische Diplomatie giebt sich vergeb liche Mühe, den Streit zu schlichten. — Der Präsident der Bereinigten Staaten von Nordamerika, Lincoln, eröffnete am 6. den Kongreß in Washington und ver langte die Bewilligung von 400 Millionen Dollars (550 Millionen Thaler)zur Fortsetzung de» Krieges gegen die rebellischen Südstaaten, deren Obergeneral Beauregard bei Bulls Run einen glänzenden Sieg über die Unionisten (Nordstaatlichen) errang, wo durch selbst die Bundeshauptstadt eine Zeit lang in Gefahr schwebte, von den Rebellen eingenommen zu werden. Die Flucht der Unionisten bei Bulls Run war eine allgemeine, nur ein aus eingewan- dertcn Deutschen gebildetes Regiment unter dem ehemaligen badischen Freischaarensührer Blenker stellte sich den Rebellen entgegen und machte durch tapfersten Widerstand der weitern Verfolgung ein Ende. Blenker ward dafür zum General befördert. August. Der sächsische Landtag ward nach dreiviertcljähriger Dauer geschlossen. Das wich tigste der diesmal von ihm berathenen Gesetze ist das Gewerbegcsetz, durch welches in Sachsen die Gewerbesrciheit cingesührt wird. Ein gleich wich- tiger Gesetz, über das BrandverstcherungSwesen, hat die kl. Kammer ohne Beralhung im Ganzen ange nommen; ein Vorgang, der nicht Nachahmung ver dient. Das ebenfalls angenommene nene Wahl gesetz, wenn eS auch das aktive Wahlrecht etwas weiter ausdehnt als das seit dem 3. Juni 1850 wieder eingeführte von 1831, ist doch weit entfernt .von Anerkennung des allgemeinen Wahlrechtes und dchglt das Gcbundensein an Stand und Bezirk bet. Man würde die Wahrheit verletzen, wollte man be haupten, daß dieses neue Wahlgesetz vom Bolke freudig begrüßt worden sei. — Der am Schlüsse des Monats in Dresden abgehaltene zweite deutsche Ju- ristcntag sprach sich säst einstimmig für Einführung von Schwurgerichten zu Aburtbeiluug schwerer Ver- brechen ans. Doch darf man deshalb noch nicht glau ben, daß nun in alle» Ländern, die noch nicht Schwur gerichte besitzen, solche eingesührt werden. — In der Stadt Plauen im Boigtlande vernichtete am 29. eine Feuersbrunst über 50 Häuser. — Die Eröffnung der Eisenbahn von Regensburg nach Wien, durch die zuerst Baiern mit Oesterreich in direkte Eisen bahnverbindung tritt, gab Veranlassung, bei den deöfallflgen Festlichkeiten eine Anzahl Reden im deutschen Sinne zu halten, wie den» überhaupt im Reden in Deutschland viel geleistet wird. — Der Herzog von Koburg-Gotha hat mit Preußen eine Uebcrctnkunft abgeschlossen, nach welcher das koburg« gothaische Bundeskontingent unter preußischen Ober befehl gestellt wird. Der Herzog von Meiningen hielt hierdurch seine verwandtschaftlichen Erbrechte gefährdet und legte Verwahrung ein. Weil aber sein Minister von Harbou, ein vertriebener Schles wig-Holsteiner, sich weigerte, diese Verwahrung zu unterzeichnen, so entließ ihn der Herzog und er nannte an seiner Stelle einen bisherigen preußischen Laudrath von Krosigk, Mitglied der Junkcrparlei, zum Minister, der die Verwahrung unterzeichnete und abgehcn ließ. ES entstand hieraus ein nicht gerade freundschaftlicher Briefwechsel zwischen Ko- bürg und Meiningen, der an der Sache selbst nichts E'