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dessen Ende noch jetzt nicht abzusehen iss. Darf man den Krieg ein Uebel nennen, so ist der in den vereinigten Staaten ausgebrochene Bürger krieg wenigstens ein nothwendigeS Uebel, dessen wechselnder Verlauf eine Masse politischen und gesellschaftlichen KrankheitSstoffeS ausscheidct. — Gegen Mexiko, dessen augenblickliche Regierung beschuldigt wird, die Rechte der dort wohnenden oder dorthin Handel treibenden Europäer vielfach verletzt zu haben, schritten vereinigt englische, fran zösische und spanische Streitkräfte ein. Als der Präsident Iuarez sich diesen gegenüber zu schwach sah, gab er nach und unterzeichnete ein Uebcrein- kommen, durch das die verlangte Genugthuung gewährt wurde. Die Engländer und Spanier verließen hierauf das Land wieder, die französische Regierung aber genehmigte das Uebereinkommen nicht und beauftragte den Befehlshaber ihrer Streit macht, allein mit seinen Truppen gegen die Haupt stadt Mexiko vorzudringen, den Präsidenten abzu setzen und eine neue Negierung durch „das allge meine Stimmrecht", das richtig geleitet in Frank« «ich und Savoyen so schöne Dienste geleistet hatte, einzusetzen. Doch hatte hier Louis Napoleon die Rechnung obne den Wirch gemacht. Die Mexikaner, die »war mit ihrem Präsidenten unzufrieden waren, wollten doch von den Franzosen noch weniger wis sen. Die Parteien versöhnten sich und wehrten den Franzosen das weitere Vordringen, die nun, da ihnen auch der Rückzug nach dem Meere abge- schnitken war, in eine gefährliche Lage gcriethen, aus der sie zu erretten, von Frankreich bedeutende Streitkräfte nachgeschickt werden. — In China wäbrt der Kampf der „Rebellen" gegen ihren Kaiser noch immer fort. Es ist schwer, von Eu ropa aus zu urtheilen, auf welcher Seite daS Recht ist. Die Humanität findet auch in diesem Streite auf beiden Seiten nur wenig Vertreter. — Die Japanesen wehren sich nach Kräften gegen die ihnen zugemutheten Handelsverträge mit euro päischen und amerikanischen Seemächten. Doch wird zuletzt auch hier die „Civilisation" siegen über die „Wilden," die doch in gar vielen Be ziehungen nicht- weniger als uncivilisirt find. Nach dieser allgemeinen Ucbersicht wenden wir uns zu den Einzelheiten. 1861. Juli. Beim deutschen Bundestage — um diesem die Ehre der ersten Erwähnung ange- drihen zu lassen --- stellte der großherzoglich badische Gesandte NamenS seiner Negierung am 4. den Antrag: die Bundesversammlung möge, nachdem die Beschlüsse von 1852 und 1860 über Aushebung der kurhesfischen Verfassung von 1831 Hatsächlichen rechtlichen Bedenken begegnet find, erklären, diese Beschlüsse sollten der Wiederher stellung der Verfassung von 1831 nicht mehr im Wege stehen. Der Antrag ward einem Ausschuss« zur Berichterstattung überwiesen, und ruhte bei diesem fast ein Jahr lang, bis endlich Ereignisse, deren wir seiner Zeit gedenken werden, die Be schlußfassung zeitigte. Drei Tage vorher batte wie der einmal die nach dem vom Volke nicht aner kannten Wahlgesetz von 1852 unter Rechtsverwah rung gewählte zweite kur hessische Kammer ein stimmig erklärt, daß sie sich zur Vornahme von Ge schäften nicht für berechtigt halte, und war darauf wiederum aufgelöst worden. — Hannover hat bis her auf der Nicderelbe bei Stade von allen die Elbe herauf- oder herunterkommenden Schiffen einen be trächtlichen Zoll erhoben, ohne entsprechende Gegen leistungen. Um die in diesem Zolle liegende Belästi gung der Schifffahrt zu beseitigen, vereinigten sich alle dabei betheiligren Staaten, ihn dadurch abzu lösen, daß sie, wie es auch Dänemark gegenüber beim Sundzoll geschehen war, den jährlichen Durch« schnittSertrag kapitaliflrten und nach Verhältniß ihres AntheilS an Handel und Schifffahrt auf der Elbe an Hannover ein für allemal bezahlten. Auf diese Art ist nun seit dem 1. Juli die Schifffahrt mit schwe ren Opfern von dem Stader Zolle befreit. — Um statt der vor 9 Jahren unter dem Auktion-Hammer verkauften deutschen Flotte zum Schutze der deut schen Häken wenigstens eine Kanonenbootflotille zu beschaffen, werden überall in Deutschland Samm lungen angestellt, die trotz den gemachten schlimmen Erfahrungen doch ein ziemliches Ergebniß bieten. Auch in Dresden und in Leipzig bilden sich behufs solcher Sammlungen AomiteS. Obwohl nun die offen ausgesprochene Absicht war, die solchergestalt gesammelten Geldmittel in Ermangelung einer Zentralgewalt der preußischen Regierung zu geben, die sich auch bereit erklärte, die Gelder anzunehmen und zu dem bestimmten Zwecke zu verwenden, so durften sich doch preußische Offiziere unterstehen, die Mitwirkung der Militärmusikchöre bei Flotten konzerten zu verhindern und ebenso ihren Unter gebenen den Besuch solcher Konzerte zu verbieten. Ueberhaupt trat die unvolksthümliche Stellung der preußischen Offiziere wieder recht schreiend in vie len preußischen Garnisonstädten hervor. Miß handlungen, die sich Offiziere ober Soldaten gegen den Bürgerstand erlaubten, wie z.B. in Weißen fels und Greifswald, blieben Heils unbestraft, Heils war wenigsten- die Strafe eine viel gerin gere, als sie gegen Civilisten angewendet zu wer den pflegt. Am 14. schoß in Baden-Baden der Leipziger Student OSkar Becker au- Odessa ein Pistol auf den König von Preußen ab. Glück«