Volltext Seite (XML)
war, zum ersten Male die dreifarbige Fahne, unter der sie marschirten, und welche fie jede Stammes- Verschiedenheit undNationalunlugend, soweit mög lich, vergessen lieh, auf fremdem Boden zu ent falten, sowie nicht minder der ernste Wille, welcher jeden belebte, den deutschen Namen in der Mitte der Eidgenossenschaft würdig zu vertreten. Der Empfang, welcher den Schützen in Basel zu Theil wurde, war ein überaus ehrender und herzlicher. Es waren auf demBabnbofe einige hundert Mann der schweizerischen Jugendwebr im Viereck auf gestellt, in deren Mitte sie von einer Deputation mit einer Anrede begrüßt wurden, aus welche eine Erwiederung von Seilen der Schützen erfolgte. Alle Straßen, durch welche sich der Zug vom Bahn hofe aus nach dem Marktplatze hinbewegte, waren angeiüllt von unzähligen Menschen, keine Fenster leer, überall laute Zurufe, Blumen und Tücker- sckwenken. Ein Jeder drängte sich heran, ibnen gefällig zu sein, eS war Herzlichkeit und Gastlich keit. Um 9 Uhr Abends begann das den Mästen zu Ehren in einem am User des Rheines nahe der Brücke belegenen Garten veranstaltete Banqnet. Die Räume waren festlich erleuchtet. Auf hoben mit Blumen verzierten Schildern strahlten die Namen deutscher Größen, als: Stein's, Arndt'S, Humboldt's, Schiller's u s. w. Auf dem Rhein- ströme wurde ein prächtiges Feuerwerk abgebrannt und die von unzähligen Zuschauern besetzte Rhein brücke, wie die auf dem andern Ufer fick erheben den Häusermassen erglänzten bald im rotben, bald im weißen Lichte. Die Art, wie die Deutschen in Basel gefeiert wurden, war ein Vorbild dessen, was ihrer am folgenden Tage auf allen Stationen erwartete, die der festlich geschmückte Zug, wel cher nach La Chaux de Fonds fuhr, passirte. Ucberall begrüßende Deputationen, an deren Spitze in Solothurn sogar der Präsident der Cantonal- regierung stand, Aufzüge der Kadetten, welche in Olten in einer Anzahl von über Tausend Mann vor den deutschen Gästen defiltrten und manöve- rirten; Blumengewinde und Sinnsprüche aller Orten! Die Schützen langten spät Abends am Festorte an. Am frühen Morgen des 12. Juli verkündeten Kanonenschüsse den Tag der Eröffnung des schwei zerischen Nationalschießens, um 9 Ubr ordnete sich mit wunderbarer Ruhe und dock Raschheit der aus etwa siebentausend Menschen bestehende Fest zug. Auf dem Festplatze angelangt, erfolgte als bald die feierliche Uebcrgabe der eidgenössischen Fahne an das Comite von La Chaux de Fonds und das Fest war eröffnet. Die gedachte feierliche Handlung, welche zu gleich die formelle Eröffnung des Festes in sich schloß, nämlich die Uebergabe der eidgenössischen Schützenfabne Seiten- des vormaligen FestorteS an den jetzigen, wurde von dem frühern Festprä- fidenten mit einer Ansprache begleitet und diese von dem Präsidenten des Centralcomite in La Cbaux de Fonds beantwortet. Jener feierte die gesegneten Zustände der Schweiz und die nationale Bedeutung der eidgenössischen Freischießen, dieser hob insbcsoüdere den Charakter des bevorstehen den Feste- hervor, welchen er durch den Besuch der deutschen und italienischen Schützen, sowie dadurch gewinne, daß er aus dem Boden des jüng sten der schweizerischen Cantone, in Neuenburg, gefeiert werde. Beide Reden waren einigermaken charakteristisch und gaben ein ungefähre» Bild der Art und Weise, wie die deutschen und französischen Schweizer zu reden pflegen. Freilich war die deutsche Rede die beste, einfach, kräftig und kurz, prunklos und obne Phrase, aber dennoch schwung voll, von Herzen kommend und fesselnd von Anfang bis zu Ende. Die Eigenschaften find allerdings nicht in gleicher Weise' und in demselben Maße bei allen Rednern der Schweiz zu rühmen. Auch bei ihnen ist die Mittelmäßigkeit, find jene schwül stigen Geiühlsergießvngen lind jenes hoble Pbra- sentbum, welche auf den verständigen Zubörer den gerade entgegengesetzten Eindruck machen, als ibn der Redner beabsichtigt, zur Genüge vertreten. Aber diese Eigenschaften haben noch nicht jene bedenkliche Höbe erreicht, wie bei un». Sie finden fick seltener und üben nickt gleicke abstoßende, ent- nüchternde Wirkung. Wir lassen uns die Phrase im Munde des Schweizers eher gefallen, wenn er be geistert die nationale Wohlfahrt, die politischen Institutionen seines Landes rühmt; wenn er dabei weiter geht als gut ist, so sind wir eher zur Nach sicht geneigt, denn er selbst ist ein Theil der Nation, welche sich der errungenen Güter, die er preist, mit Recht rühmen darf. Die Reden der fran zösischen Schweizer waren ungleich lebendiger als die der deutschen, fie verstehen es zu rechter Zeit die zündenden Worte anzubringen und die Wirkung dessen, was fie sagen, durch das Feuer ihre» Vor trags und lebhafte Bewegungen zu unterstützen. Beide, die deutschen, wie die französischen Redner, stehen einander gleich in der Kunst zu den Massen zu reden, und diesen gegenüber den richtigen Ton anzuschlagen. ES sind keine studirten Re den, keine rhetorischen Abhandlungen, die auSge- tauscht werden, sondern, was fie sagen, ist die Eingebung des Augenblicks, eS ist die ungefes-