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Die Bildungsge Was ist wohl natürlicher, als daß der Mensch Von jeher seine Aufmerksamkeit dem Planeten zu- gewandk Hit, der ihm und s-inem Geschleckte zum Aufenthaltsorte onze^iesen ist? Und so schm wir denn gleich zu Anfang der Zeit, von welcher uns die Geichickte Nachrichten giebe, den Menschen eifrig bestecht, die ihn umqebende Natur mir aufmerk samen Blicken zu betrachkcn, die Eigenschaften der Körper zu erforschen und diese, wenn thunlich, zu sinem Vortheile anzuwtNden. Tiefer und immer tiefer drang der forschende Menschengeist ein in die Geheimnisse der Natur und immer mehr machte ec es zur Wahrheit, daß er der Herr der Schö pfung sei. — Rastlos sind die Forscher vorgc- drung n, kein Hinderniß vermochte den Siegeslauf ihres Geistes zu hemmen und so können wir denn heute mit Stolz sagen, daß es auf der Erde wenig mehr gicbt, das unserer Erkenntlich verborgen geblieben wäre; noch j tzl durchziehen Reisende im Dienste der Wissenschaft die Erde nach allen Sei ten und mehr und mehr wächst der Schatz unterer Kenntnisse: aber um so dunkler blieb die Wissen schaft, was das Innere unserer Erde und ihre Entstehung betrifft, und erst in der neuern Zeit ist es gelungen, das Buch der Natur mehr zu entsiegeln, die Züge des Schöpfers deutlicher zu lcsen und ein wahrscheinliches, wenn auch nickt sicheres System über die Bildung des Erdkörpkrs aufzustellen. Freilich in manchen Punkten muß dieses System bei der Unvollkommenheit aller menschlichen Kcnntniß immer nur Hypothese blei ben. — Im letzten Jahrhundert hat die Gco. logie, so heißt die Wissenswaft der Bildungstheorie der Erde, bedeutende Fortchritte gemacht, obgleich man ihr manches Hinderniß, namentlich von fei ten der orthodoxen Theologie in den Weg zu le- gen vcrsuchie. — Bei näherer Untersuchung der Bestandlheile der Erde, der Lagerungen derselben und der darin voikommenden Versteinerungen kam man endlich auf den Grundsatz, der sich j tzr all gemeine Geltung errungen hat, daß die Existenz unserer Erde sich keineswegs erst seit 6000 Jahren datire, welche Zahl nzan nach einer falschen Auf fassung und Erklärung der mosaischen Schöpfungs sage ausgestellt hat, sondern daß ein viel größerer Zeitraum Mörderlich war, um ihr die heutige Gestalt zu geben. Man hat von Seiten der vor hin genannten Partei ein gewaltiges Geschrei er höhen, man hat mit Beschuldigungen der Gotkes- ästerung und des Unglaubens sehr freigebig um schichte der Erde. sich geworfen, als die Wissenschaft es wagte, Hand anzuleg'n an den dicken Sckl'i r dkr Unwissenheit und des Jrrthums, in we ckem man bis dahin über die Bildungsschichte unserer Erde einqebüllt war. Man schrie Ach! und Wcke! über die Ver dorbenheit und Entartung der Naturforscher, man drohte in Ermangelung von irdischen Strafen Mit allen möglichen Höllenqualen, wenn man fortfah- r>n würde, an dem Worte Got.es zu rütteln- All gemach ist dieses Geschrei verstummt, jene Leute haben ihre Ohnmacht erkannt, der unaufhaltsam fortschreitenden Wissenschaft einen Damm entgegen setzen zu können. Ein großer Theil ist auch emes Bessern belehrt worden und har eingeschen, daß es eine würdigere Verehrung Gelles ist, wenn man seine herrliche Schöpfung reinige von den Jrrtbü» mern, mit welchen menschliche Schwachheit sie be steckt hat und daß es keineswegs eine Lästerung ist, wenn man auf dem Wege freier Foschung tiefer einzudringen bemüht ist in die Geheimnisse der Natur. Ueber die Art der Entstehung unserer Erde seihst sind mehr als 60 Theorien oder Sy steme ausgestellt worden, bis man sich endlich m der neueren Zeit über die Hauptsachen und Grund züge vereinigt hak und nur in manchen Punkten roch von einander abweicht. So glaubte der große Philosoph Leivriiy, die Erde sei ein ausgebrannter Fixstern, der, nachdem sich das Licht durch Ver löschen abgesondert, seine jetzige Gestalt durch das Wasser erhalten Hobe. Em anderer meinte, die Erde sei durch Niederschläge aus dem Wasser ent standen. Whiston sah dir Erde für einen ehe maligen Komet n an, der durch die Anziehungskraft der Sonn- sine ehemalige parabolische Bahn in di? jetzige ver h andelt habe. Buffon glaubte, die Erde sei ein durch den Zusammenstoß eines Kometen mit der Sonne von dieser abgetrenntes Stuck, das aniänglich gi lbte, nachher erlosch und zuiltzc sich verhärtete. .Linne stellte sollende Theorie auf: Oie Erde war anfangs vom 'Meere übergossen; unter dem Aqualor ragte aus dem Wasser ein hohes Gebirge empor, dessen breiter Gips-l eine Ins l war, auf welcher sich Vie erstn Thiere und Pflanzen befanden. Anschwemmungen vcrgröü -cen diese In- sl so, daß sich die großen Conrineut? bildeten, die dann durch physische Rcvolurwnen sich veränderten. Newton und später auch Kant und Franklin glaubten, daß die Erde aus der Flüssigkeit durch einen Niederschlag sich gebildet habe. Hutton hin-