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Jahrbuch - für Frkunde des Nützlichen und Angenehmen. Rückblick auf die Zeitereignisse vom Zuni 1862 bis dahin 1863. Der vorliegende geschichtliche Zeitraum zeich. net sich durch große geistige Bewegung, durch Ringen nach einem bessern Ziele, aber auch durch Revolutionen und Kriege auS. Gehen wir zu den wichtigsten Ereignissen des bemerkten Zeitraumes über. Den 26. Juni 1862 wurde bei Richmond in Nordamerika zwischen den Südstaaten, Conföde- rirten und den Unionisten eine furchtbare Schlacht geschlagen, wobei die ziemlich schlecht geführten Unionisten eine der furchtbarsten Niederlagen er litten. 1862. Juli. Den 1. vermählte sich Prinz Ludwig von Hessen-Darmstadt mit der englischen Prinzessin Alice. Den 2. kam der Großfürst Con stantin, Bruder des russischen Kaisers nebst Ge-> mahlin und Kindern als Statthalter nach Warschau. Den 3. wurde in Warschau auf den Großfürsten ein Attentat durch den Polen Jurosczynki unter, nommen. Der Schändliche büßte seine Thal mit dem Leben, er wurde gehängt. Den 6. kam die Königin von Neapel, deren Mann „zur Disposition gestellt war", nach Müir, chen, weil das Exil in Rom und die ehelichen Verhältnisse zu ihrem Gemahl sie n'cht besonders anzogen. Die katholische Geistlichkeit und die Re- actton waren über diesen entschiedenen Schritt der jungen liebenswürdigen Königin wenig erbaut. Wenn die junge Dame auch in ein Kloster in München ging, so wußten eö jene Parteien durch alle Künste der Ueberrrdung dahin zu bringen, daß sie später wieder nach Rom zu ihrem Gemahl reiste. — Ein furchtbarer Orcan' wüthete durch Frankreich und Deutschland und richtete nament- lich an der Schützenhalle in Frankfurt a. M. große Verwüstungen an. 10. Oesterreich ließ eine Depesche vom Stapel laufen, worin es seinen Eintritt in den Zollver ein begehrte. Dies war das erste Zeichen von der gegenseitigen Eifersucht der beiden deutschen Großmächte, welche das ganze Jahr hindurch na mentlich auf dem Felde der volkswirthschaftlichen Interessen gespielt hat, bis Oesterreich im August 1863 durch die sogenannte Reform einen kühnen Schachzug auf politischem Gebiete gegen das von seinem eignen Minister v. Bismark lahmgelegte Preußen unternahm. 11. In London wurden die Preise der In dustrie-Ausstellung, jenes großen Friedenswerkes, vertheilt. Auch die sächsische Industrie wurde mit einer entsprechenden Zahl Preise bedacht. 13. DaS deutsche Schützenfest in Frankfurt a. M. wurde eröffnet, woran sich der Herzog vou Coburg, dieser preiswürdige Fürst Deutschlands, betheiligte. Das gelungene Fest zeigte die Idee der deutschen Einbeit und Voikswehrhäftigkeit, ver- treten durch deutsche Männer aus allen Gauen Deutschlands und selbst der Schweiz. 15. Die Schriftstellerin Henriette Hanke starb zu Janer in Schlesien. 17. Der König von Schweden, Karl XV., besuchte den König von Dänemark Friedrich VIl. in Kopenhagen. Man gab diesem Besuche die Bedeutung einer Demonstration, daß Schweden für Dänemark mit eintreten werde, falls es dem deutschen Bunde einfallen sollte, Dänemark zur Einhaltung seiner Verpflichtungen gegen Holstein zu zwingen. 18. Die Gesandtschaft der Japanesen, welche vorher in Paris und London gewesen war, traf in Berlin ein, um auch an diesem Hofe um Hinaus schiebung des Termins zu bitten, wo der abge schlossene Handelsvertrag zwischen Japan und niedreren europäischen Höfen zur Ausführung kom men sollte. Die Japanesen gaben in ihrer cigen- thümlichen Tracht und ihren Sitten den Berlinern ein pikantes Schauspiel. In ihrer Heimath sollen die Gesandten zu der kleinen Operation des Bauchauf schlitzens von der Regierung gezwungen worden sein. 20. Preußen lehnte in einer Antwort an Oesterreich dessen Versuch, in den Zollverein ein- zutreten, höflich ab. — In Königsberg wurde das neue Universitätsgebäude mit großer Feier lichkeit eingeweiht. 21. Die preußische Regierung erkannte nach langem Sträuben infolge der dieSfallfigen Be- L