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offen, und der Kriegsdampfer „Velo«" ging zu Garibaldi über, bald folgten ihm 2 andere könig liche Schiffe. König Franz sah sich von der Na tionalgarde seiner Hauptstadt genöthigt, seine Leib garde auszulöscn, weil diese der ersteren sich feind lich gegenüber gestellt Halle. An deren Statt rief er einen Theil seiner Truppen aus Sizilien zurück, wodurch dort Garibaldi mehr freie Hand bekam und bei Milazzo nach heftigem Kampfe die König lichen besiegte, die nur noch die starken Citadellen von Messina, Syrakus und Agusto besetzt hielten, im Uebrigen aber Sizilien gänzlich räumten. Zum Schutze der in Neapel befindlichen Preußen schickte das preußische Marineministerium, das vor längerer Zeit schon, mehrfacher Warnung ungeachtet, die einzigen seetüchtigen größeren Kriegsschiffe inS stille Meer hatte segeln lassen, den kleinen Kriegsdampfer „Loreley" und den gcmietheten Transportdampfer „Ida" in den Meerbusen von Neapel zur Verfügung des dortigen preußischen Gesandten. Auch in Rom wuchs die Aufregung des Volkes, die nur durch die starke französische Besatzung einigermaßen im Zaum gehalten werden konnte. In Venetien, wo man sich nur zähneknirschend die österreichische Herrschaft noch gefallen läßt, ergreift das Volk jede Gelegen heit, den Ocsterreichern zu schaden. — Auch in Polen und in Ungarn nimmt eine allgemeine Aufregung sichtbar überhand, wenn sie auch jetzt noch nicht offene Ausbrüche herbeigesührt, zu denen noch der äußere Anstoß fehlte. — Am 25. hatte in Teplitz der Kaiser von Oesterreich eine Zusammenkunft mit dem Prinz-Regenten von Preußen. Kluge Leute, die das Gras wachsen hören, wollten wissen, es habe sich dabei nm das Verlangen Oesterreichs gehandelt, Preußen solle diesem den Besitz seiner außerdeutschen Provinzen garantiren, es sei aber diese Garantie abgelehnt worden. Jedenfalls hat auch dieses per sönliche Zusammenkommen beider Regenten nicht vermocht, ein für Deutschland wünschenswerthes einträchtiges Zusammengehen beider deutscher Groß mächte hcrbeizuführcn. Unmittelbar nach der Tep- litzer Zusammenkunft hielten die Kriegsminister der deutschen Mittclstaaten (Bayern, Hannover, Sachsen, Würtemberg re.) eine Zusammenkunft in Würzburg, um über die Heereseinrichtungen im Falle eines Krieges und über den Oberbefehl zu berathen. Auch diese Zusammenkunft blieb in der Hauptsache ohne befriedigendes Ergebniß. Beim Bundestage bean tragte Preußen eine Feststellung hinsichtlich des Oberbefehls. Dieser Antrag ist einer Kommission zur Prüfung und Vorberathung übergeben worden, und wird von dieser gründlichst geprüft und vor- beralhen, wie die Pläne zur Küstenbefestigung und ähnliche. An Prüfungen fehlt cs weder dem Bun- deStaae noch dem Volke. — In Leipzig führte das unschickliche Benehmen eineS adeligen Studenten und der zu weit getriebene Eifer einiger Kommunal gardisten zu bedenklichen Auftritten, die erst nach mehren Tagen durch die angestrengtest n Bemühungen von beiden Seiten geachteter Vermittler in die ord« NUNgSmäßige Bahn geleitet werden konnten. August- In Sachsen wurden die E-gänzungs- wahlen zum Stänhelandtag unter der Thcilnahm- losigkeit der Bevölkerung vorgenommen, wie sie seit 10 Jahren zu beklagen ist. Fast gleichzeitig traten in Dresden ständische Zwischendeputationen zusam men, um die wichtigen Gesetzentwürfe über Ge- werbeireiheit, evangelische Kirchenordnung und Mi- litairgerichlSverfahren vorzuberathen. — Am 27. brach über Leipzig ein Hagelwetter los und richtete an Häusern, Gärten und Feldern Verheerungen an, wie sie hier noch nicht erl bt worden waren. — Die Eröffnung der Wien Salzburg-Münchner Eisen bahn führte «ine Anzahl höchstg/stellter Persönlich keiten zusammen, die deulschbegeisterte Reden hielten, welche noch vor wenigen Jahren zu polizeilichem, wenn nicht gar zu strafrechtlichem Einschreiien geführt haben würden. Dem nach Einigung drängenden Geiste des deutschen Volkes können sich selbst Kreise nicht mehr ganz entziehen, die solcher Einigung bisher nicht günstig waren. Auch der in den letzten Tagen des MonatS in Berlin abgehaliene deuische Jnriflentag legte Zeugniß ab von diesem Ei« nigvngsdrange. Juristen aus den verschiedenen deutschen Ländern kamen hier zusammen und brachen der schönen Idee auch einer RechtSeinheit Deutsch lands Bahn.— Einerder tüchtigsten deutschen Män ner, Heinrich Simon auS Breslau, der seit der Zersprengung der deutschen Reichsversammlung als Flüchtling in der Schweiz gelebt, ertrank am 16. beim Baden im Wallensce. — Am 9. landete Ga ribaldi mit einem Theile seines immer mehr anwach senden Heeres in Calabrien, überfiel und nahm mit der ihm eigenen Kühnheit mehre feste Plätze, schlug die ihm cntgegengestellten königlichen Truppen und drang in raschem Siegeslauf gegen Neapel vor. Eine allgemeine Begeisterung erfaßte das Volk, und selbst die königlichen Truppen, die nicht aus ge worbenen Fremden, sondern aus Italienern bestanden, vermochten bald nicht mehr, sich der Volksbegeisterung zu entziehen. Zwei vollständige Brigaden ergaben sich fast ohne Kampf, die übrigen zogen sich eilentS zurück. Die königliche Flotte weigerte sich gerade zu, f rner gegen Italiener zu kämpfen Am Hofe von Neapel herrschte Ratblosigkeii und Verwirrung. Selbst zwei königliche Prinzen, die Grafen von Aquila und von Syrakus, sprachen sich öffentlich gegen die bisherige Art der Regierung aus, vielleicht