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heil seine« Namens. Nachdem durch sein« schlaue Nachhülfe und durch eigne- Ungeschick di« National« Versammlung in der öffentlichen Meinung gänzlich hrrabgekommen «ar, vollführte er am 2. December 185l den berüchtigten Staatsstreich. Er sprengte di« Nationalversammlung, verjagte und verbannte all« namhaften Freiheitsfreund«, bemächtigte sich durch da- ihm ergeb, n.> Heer unter gräulichem Straßen gemetzel verfassungswidriger Gewalt und gründete «ine Schreckensherrschaft unter Zustimmung sämmt- sicher Regierungen Europa's und eines großen ThcileS der besitzenden Klassen. Durch «ine künstlich beein flußte Abstimmung d«S französische» Volks ward er am 1. Dec. 1852 Kaiser, und die legitimen Fürsten beeilten sich ihn anzu«rkennen und ihn mit ihren höchsten HauSorde» zu schmücken. Nach vergeblichen Bewerbungen um altfürstlichc Töchter vermählt« er sich am 2S. Januar 1853 mit der Spanierin Eugenie Marie von Guzman, Gräfin Teba. Am tk. März 1856 ward ihm em Sohn geboren, und am 14. Januar 1858 entging er unversehrt den Granaten Orsinis. DaS ist der bisherige Weltgang des ManneS. Napoleon UI. ist ohne Widerrede ein gewaltiger Mensch und sehr mit Unrecht vordem alS Thor ver spottet worden. Wir sind «eit entfernt, di« blutigen Wege zu rechtfertigen, di« finsteren Lhaten zu ent schuldigen, auf welche» und durch welche er seine euroväische Stellung sich erobert hat: aber «rinn«« müssen wir daran, daß die Geschichte solche» auch von Anderen berichtet. Nicht in seiner Gewissen«- losigkeit. denn diese theilt er mit Bielen: nicht in der demokratischen Aufschrift seine- Banner-, denn solcher widerspricht die Thatsache seiner Gewaltherrschaft, londern darin, daß er das böse Gewissen unsrer aller, wärtS faulen Zustände ist, liegt seine geheimnißvvüe Macht und Furchtbarkeit. Als er die Revolution verrieth, harmlose Re, publiken niedertrat und die politischen Flüchtlinge aller Länder au« Frankreich verjagte, erhob ihn der Fanatismus der Reaktioaspartei in den Himmel; als er sich gegen Oestreich gewendet hatte, den alt bewährten Hort alle« RückwärtstbumS, verdammte ihn dieselbe Partei zur Höll«. Sie hat sich damit lächerlich gemacht. Die Demokratie Europas täuschte sich nie über den Mann. Jetzt wie früher verabscheut sie ihn, wenn sie auch Italien die Befreiung von der Fremd herrschaft nicht mißgönnt. Hat Napoleon« Gebabren Deutschland in schmählige Verwirrung gebracht, so erblickt die deutsche Demokratie darin den Gang der Nemesis, die- weltgeschichtliche Bestrafung de- Eigen- nutze-, der vor zehn Jahren die redlichsten Bemühun gen um bessere Einigung des Vaterlande« unverant, wörtlich niederschlug. Graf Gyulai, k. k. österreichischer Feldzeugmeister. (Mit Abbildung.) Kaum zwei Monate hat der österreichisch-fran zösische Krieg in Italien gewährt, aber furchtbar für beide Seiten sind die Verluste, die die Gefecht« von Montebello,Patästro, Malig n ans und die Schlachten von Magenta und Solferino ge bracht haben. Man wird eher zu niedrig als zu hoch greifen, wenn man annimmt, daß die österrei chischen, französischen und sardinischen Armeen, di« einander im Felde gegenüberstanden, zusammen 400,000 Mann betragen haben, abg-sehen von den starken Besatzungen in den beiderseitigen Festungen u. s. w. Und die Verluste an Tobten und Verwundeten wäh rend de« zweimonatlichen Feldzug« mögen so ziemlich 100,000 Mann betragen. Wie viel die ansteckenden Krankheiten, die während de« FeidzugeS in beiden Lagern ouSgebrochen sind und noch lange fortwütheten, Menschen weggerafft haben, ist nicht bekannt gewor den. Alle« zusammengerechnet mag die Zahl der vor dem Feinde Gebliebenen, der Verwundeten und de« den Strapazen und ansteckenden Krankheiten Erlegenen wohl die Höhe von 150,000 bi« 200,000 Mann erreichen. — Krieg ist ein furchtbare« Uebel, da- leider den, der e« hervorgerusen, in der Regel weniger trifft alS die, die sich für ihn opfern müssen. Mr können hier nicht untersuchen, wie viel der Ehr geiz, der Despotismus und andere Leidenschaften auf einer oder auf beiden Seiten zum Ausbruche de« Kriege« beigetragen, ebenso wenig ob die Verzweiflung gcmißhandelter Völker di« Veranlassung oder nur de« Vorwand zum Kriege gewesen. Wir können, un« aber auch nicht so ganz der Freude über den ge schloffenen Frieden hingeben, weil er den Keim zu neuen Kriegen — vielleicht auf einem ander«, un näher liegenden Schauplatze — bereit« sichtbar in sich trägt. Auf französischer Seite stand an der Spitze der Armee der Kaiser Napoleon selbst, wenn er auch nicht wie einst sein Onkel unbedingt der wirk liche Lenker der Schlachten gewesen sein mag. Auch d«c Kaiser Franz Joseph ging einige Zeit nach