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Das Elsterbad im Voigtlande. - (Mit Abbildung.) Jahrhunderte lang waren die Quellen von El ster bekannt (bereits im Jahre 166S gab Georg Leisner übe, sie eine Abhandlung im Drucke heraus), ohne daß etwas Wesentliche« geschehen wäre, sie für Kranke anwendbar zu machen. Hatten auch schon seit langer Zeit einzelne Kranke aus der Nähe die gesundheikspendenden Quellen trctz dem Mangel aller und jeder Fürsorge doch mit glücklichem Erfolge be- nutzt, so ließ man dennoch die unschätzbaren Quellen hervorsorudeln und verlaufen, wie dies eben von selbst ging. Selbst als zu Ende dcS vorigen Jahr hunderts das benachbarte Franzensdad in Böhmen den Ruf seiner gleichartigen Quellen mit dem gün stigsten Erfolge auszubreiten angefangen Halle, und dorthin, trotz der ungünstigen Lage Franzensbads auf einer rauhen Hochebene, von Jahr zu Jahr mehr Badegäste fast unmittelbar an Elster vorbei« zogen, blieben die Quellen von Elster unbeachlci, bis endlnh vor etwa 20 Jah;en sich einige Männer zu> sammenthaken, die Quellen reinigen und nolhdürf. lig fassen, auch chcmssch untersuchen und ein sehr beschränktes Badebaus bauen ließen. Auch diese ersten Versuche blieben bei beschränkten Geldmitteln und beschränkterer SpekulalivnSkraft auf sehr be scheidener-Gruse stehen. Erst vom Jabre 1843 u», seit die sächsische Regierung dem Bade ihre Aufmcrk- samkeit und die oöthigen Geldmittel zugewandt bat, ist das Bad in schnellem Aufblühen und in Folge dessen die Privarspekulation im Wachsen begriffen. Die Quellen sind nun sämmtlich vor den Zu flüssen wilder Wässer gesichert, und wiederhslle sorg- fällige chemische Untersuchungen, wie auch seitdem der glückliche Erfgig vieler Kuren haben die große Heilkraft des E'.sterbades dargelban. Elster ist sowohl Bade- als Lrinkanstalt. Eine 288 Fuß lange Wandeibahn, in deren Milte die 3 kräftigsten und begehrtesten Quellen, dient den Kur gästen zum geschützten Spaziergang, wenn die Un gunst der Witterung den Aufenthalt in den geschmack voll angelegten Promenaden nicht gestattet. Nach allen den Kurort umgebenden, mit Nadelholz reich bewa'telen Höhen, die die herrlichste Aussicht bar bieren, sind bequeme und angenehme Fußwege angelegt. In der unmittelbaren Nähe der Tr/nkhalle be findet sich das neue und zierliche Badehaus mit 44 heizbaren Badezimmern, worunter 4 zu Doppelbil dern eingerichtet find, mit 32 tbetts zinnernen, theiis hölzernen Wannen zu Wasserbädern und l 5 zu Moorbä dern. Auch ein Douchebad, in welchem alle gebräuchliche Arten vonDouchen gegeben werden können,ist vorhanden- In diesem Badehause befinden sich außer den Wohnun gen für Badegäste und für den Bade-Inspektor ein Lesesaal und eine gute Restauration. In der" diesem Aufsatze beigegebenen Abbildung erblickt der Leser die Trinkhalle und das neue Badehaus nebst den un mittelbar daran grenzenden Promenaden. Außerdem giebt es noch-ein kleineres, älteres Badcbaus mit 7 Badezellen, das gegenwärtig als Armenbad dient. Der steigende Besuch des Elstcrbades macht die Erbauung noch eines dritten Badehauses mit 24 Badezimmern und einer zweiten Wandelbahn ncth- wcndig, welche die Salz» und MorihgucUe mit einan der verbinden soll. Mit dem steigenden Besuch von Kurgästen hat auch die Erbauung neuer und größtentheils bequem und geschmackvoll eingerichteter Häuser gleichen Schritt gehalten. Bereits sind gegen 400 Wohnungen vor handen, und fortwährend entstehen mehr. Seil dem Jahre 1849, von wo an sich eigentlich erst Elster als Kurort bezeichnen läßt, ist die Zahl der Kurgäste folgendermaßen gestiegen: «849 245 Kur- gäste mit 326 Peisonen; 1850 358 Kurgäste mit 378 Personen; 1851 339 Kurgäste mit 4o4 Per» soncn; 1852 491 Kurgäste mit 5SS Personen; lss53 650 Kurgäste mit 757 Personen. Freilich sind darunter nur noch wenig Ausländer, deren über große Mehrzahl immer noch aus alter Gewohnheit die ähnlichen Quellen des rauhen FranzenSbadcs aufluchen, wie denn auch die Versendung des Elster- Wassers bis jetzt eine nur gering- ist, vielleicht weil man noch nicht die Aufmerksamkeit der berühmteren Aerzte des Auslandes auf unser kräftiges und herr lich gelegenes Bad zu lenken vermocht hat. Vorzüglich sind es Krankheiten de« Unterleibes, des Blutes und der Nerven, gegen die die Quellen von Eister heilbringend sind. Dennoch versteht eS sich von selbst, daß der Leidende nicht ohne die Zustim mung seines Arzte« das Bad wählt, und, dort an gekommen, den Raih des Badearztes vr. Flechsig sich erbittet, da eine falsch angewandte Kur leicht eben so viel und mehr schaden als nützen kann. Das Bad Elster liegt im sächsischen Voigtlande unter 50" 16^ nördlicher Brette und 29" 55' öst licher Länge in einem anmulbigen H-ale der weißen Elster unweit der sächsisch-dökmischen Grenze an der von Plauen über Asch nach den böhmischen Bädern Franzensbad und Marienbad führenden Chaussee, Neuer Kalender K.