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ten sie die Verzögerung nicht; nur ein junger deut scher Fürst, dem der Krieg sein Land wiedergege ben, äußerte endlich, warum doch nur der Blücher die ganze Gesellschaft warten lasse. Aork hörte das; wie er pflegte, wenn er heftig wurde, die Haare rückwärts streichend, sprgch er: „Wird denn Niemand dem jungen Manne Antwort geben?" Dann trat er selbst zu dem Fürsten: „Ich dächte, es wäre besser, daß Ew, Hoheit hier auf Blücher als in Petersburg auf ihre Pension warten!" Da mit drehte er sich um, aber die laut gesprochenen Worte lenkten die peinlichste Aufmerksamkeit auf den beschämten Regenten.— Unterm 3. Juni 1814 erhob der König den General von Aork um seiner hohen Verdienste willen für sich und seine Nachkommen in den Gra fenstand unter Beilegung des Namens Aork von Wartenburg und gab ihm als Dotation die Domäne Klein-Oels nebst einigen andern Gütern in Schlesien. Bald darauf ward er vom Kommantzo des ersten Armeekorps abgecufen und ihm das Gene ralkommando in Schlesien übergeben. Den Feldzug von 1815 hat Aork nicht mit gemacht. Er erhielt kein aktives Kommando und nahm deshalb ssinen Abschied. Sein ältester Sohn aber machte den Feldzug als freiwilliger Husar mit, ward am 1. Juli vei dem Ueberfall von Ver sailles schwer verwundet und starb, 17 Jahre alt, fünf Tage später an seinen Wunden. Er war ehrenvoll, seines Vaters würdig gefallen. Von überlegenen Feinden umringt, war ihm Pardon angeboten: „Ich heiße Aork!" hatte ec gerufen und versuchte, sich durchzuhauen; mit vier schwe ren Wunden fiel er vom Pferde. Aork war tief erschüttert durch diesen Verlust, er schrieb an sei nen ehemaligen Adjutanten Schack: „Veranlassen Sie, daß meines Sohnes Sachen nicht verkauft werden; ich wünsche, Alles zurück zu erhalten. In seiner Schreibtafel ist das Bildniß seiner Mutter. Dies und seinen Säbel wünsche ich vorzüglich zu zu haben; der letztere soll neben meinem und mei nes Vaters Degen aufbewahrt werden; sie wurden alle tapfer und ehrenvoll für drei undankbare Könige geführt." » Seine Verabschiedung, die ihm erst in der schmeichelhaftesten Weise verweigert, von ihm aber immer auf's Neue erbeten wurde, verzog sich bis zum Ende des Jahres. Von da an lebte der kalte, strenge, verbitterte Mann mit seiner Fami lie ziemlich einsam und friedlos auf seinen Gütern. Man würde irren, wenn man sich ihn im vorge schrittenen Alter milder gestimmt, minder starren Sinnes, minder herrisch und heftig denken wollte. Es geschah ihm, daß er, wenn er sich zu sonnen auf der Terrasse saß, in die Wolken schauend, Kämpfe, Zerstörungen, wildeste Bilder der Phan tasie, sah. Die alten Gluihen tobten, noch fort in dem schon morschen Körper. Im Jahre 1821 erhielt er den Titel Feldmarschall, den er, schon einmal, bei seiner Verabschiedung, abgelehnt hatte. Ec starb 7 l Jahr alt am 3. Oktober 1830, dem Jahrestage der Schlacht von Wartenburg. Johann Christian Friedrich Schneider, herzoglich anhalt-dessauischer Hoskapellnreister. (Mit Abbildung.) Er ward zu Waltersdorf bei Zittau am Z. Jan. 1788 geboren. Sein Vater war Johann Gottlob Schneider, früher Awillichrveber, damrls Unterschul- meister und Organist, so wie Häusler daselbst. Am 2t. Mai 1787 kam er nach Gersdors, wohin sein Vater alS Kirchenschulmeister und Organist berufen werden war. Bon diesem seinen Vater erhielt er schon vcm vierten Jahre an musikalischen Unterricht, zuerst auf dem'Klavier, dann der Orgel, im Gene ralbaß und allen denjenigen musikalischen Instru menten, in dessen Kenntaiß der Vater war. Seine musikalischen Kenntnisse entfalteten sich immer mehr, so daß der Knabe bald als Sänger an den Kir chenmusiken Antheil nebmen, neben dem Vater die Gemeinde mit seinem Orgelftiele leiten und idm in dem Unterrichte der vielen Musikschüler beistehen konnte. Schon im S. Javre versuchte er, se ne mu sikalischen Gedanken aufzuschrciben. Eine Kirchen-