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König diese Entgegnung: „Kann doch unmöglich gleich Allen das eiserne Kreuz bewilligen; haben mir überdies sehr viele dazu vorqeschlagen." Aork stand noch immer entblößten Hauptes vor dem Könige: er habe Er. Majestät nur solche Offiziere und Soldaten vorgcschlagcn, welche sich durch die größte Tapferkeit und Todesverachtung solcher Auszeichnung würdig bewiesen hätten; und er habe es für seine Pflicht erachtet, so zu thun, ohne die Bcsorgniß, daß die Zahl so vorzüglicher Leute zu groß erscheinen könne. Gar sehr zu rechter Zeit war es, daß der Kaiser Alexander herantretend dieser peinlichen Unterhaltung eine andere Wendung gab, bemüht, durch sein freundliches, vermittelndes Wesen dasAeußere des Königs, welches bei diesem Gespräch sehr ernst und finster aussah, in etwas mehr Freundlichkeit umzustimmcn. Aork aber, nach dem er vom König entlassen war, eilte in sehr ern ster Stimmung an die Spitze seines Armeekorps. Bis gegen Abend nach 6 Uhr neigte sich bei Lützen der Sieg auf Seite der Alliitten, als starke französische Kolonnen, das Korps des Vicekönigs von Italien, von Leipzig kommend, den rechten Flügel der Preußen bedrohten. Und während von hier aus die Franzosen fast unwiderstehlich vor wärts drängten und schweres Geschütz und einige Haubitzbatterien aufgefahren hatten, erhielten auch auf dem linken Flügel die Preußen aus 60 französischen Feuerschlünden ein Granatfeuer der furchtbarsten Art. Aork der nach Blüchers Verwundung den Oberbefehl über die Preußen übernommen hatte, pflegte im Toben der Schlacht völlig ruhig auf einem höhcrn Punkte zu halten; nur an dem ge spannten leuchtenden Auge mochte man sehen, daß er kein Zuschauer sei. Als jene furchtbaren Bat terien zu spielen begannen, ließ er sein Pferd die Achte gehen. — Während des Waffenstillstandes im Sommer 1813 ward die Umbildung der preußischen Armee unternommen, die in 3 Korps unter Aork, Kleist und Bülow eingetheilt wurde. Kork war außer fich, daß er unter Blüchers unmittelbaren Ober befehl kam, er nannte Blücher nur den „Husaren general" und stand mit den „genialen Strategen" des Blücher'schen Hauptquartiers, Gneisenau, Müff- ling u. A. auf dem gespanntesten Fuße. Auch daß dem Schwager des Königs, dem Herzoge Karl von Mcklenburg, das Kommando einer Bri gade im Aork'schcn Korps übergeben worden war, ^gab des Generals gewöhnlicher Üebellaunigkeit neue Nahrung. „Hat mir der Teufel wieder einen Prin ten das war Aorks Ausruf bei der Anzeige; er meinte, daß, da man ihn doch nicht geradezu bei Seite schieben könne,' man wenig stens des Königs Schwager ihm in's Korps ge setzt habe, „damit ja Alles an die rechte Quelle be richtet werde." Aork empfing den jungen Briga dechef trotz dem schwarzen Adlerorden auf seiner Brust mit jener kalt vornehmen Höflichkeit, die vyn seiner Umgebung noch mehr als sein Zorn gefürchtet wurde. Einige Zeit darauf bereiste er sein Korps und kam auch in das Kantonnement des Prinzen, dessen Truppen zu sehen. Aork stieg vom Pferde, durchging die Reihen, musterte Alles bis in's Kleinste; da fand er endlich ein Gewehr, dessen Schloß nicht in Ordnung war. Er drehte sich zu der folgenden Suite: „Die Herren," sagte er, den Prinzen fixirend, „sollten doch daran den ken,' daß Soldaten zum Kriege und nicht zum Spielzeug da sind; solche Vernachlässigung der Waffen ist unverantwortlich; durch solche Unord nung und Nachlässigkeit verliert man Schlachten, und an einer verlornen Schlacht hängt vielleicht das Schicksal der Monarchie." Und so gingen di« sehr anzüglichen Rügen noch eine Weile fort; der Prinz wurde bald blaß, bald roch, schwieg jedoch. Dann wurde die Revue geschlossen, eine Einladung des Prinzen zum Frühstück angenommen. Aork war da so liebenswürdig und verbindlich und zeigte sich, wie er cs konnte, als den vollendeten Weltmann. Nach einer heitern Stunde nahm er Abschied und wünschte, als der Prinz ihn zum Wagen begleitete, „ein heitres Wiedersehn auf dem Schlachtfelde."' Aus dem Schloßhofe fahrend, sagte er zu dem ihn beglei tenden Adjutanten: „Da hab' ich dem gnädigen Herrn einmal seine Lektion gegeben; das schreibt er gleich Alles demMnige,und das will ich eben."- Der Kurprinz von, Hessen,*) der ohne eigent liches Kommando den Feldzug im Aork'schen Haupt quartier milmachte, gab am 8. Oclober, nach dem Uebergange über die Elbe bei Wattenburg, ein kleines Fest. Nun endlich, meinte er, werde er das Land seiner Väter Wiedersehen; er fragte den General Hünerbein: ob wol im Falle eines glück lichen Ausganges seinem Herrn Vater das Hessen land werde zurückgegcben werden? Und Hüner bein antwortete: Geht's nach meinem Willen, so bekommen Ew. Hoheit nicht soviel zurück, als Schmutz unter meinen Nägeln ist." Der Prinz versuchte cs, mit einem Scherz an Aorks bessere Meinung zu appclliren; Aork antwortete, er würde es allerdings nicht so grob gesagt haben. — *) Der Vater des jetzt regierenden Kurfürsten.