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auch eine große Zahl libeaaler Forderungen seien unter Bülows Block durchzesetzt worden, so da-s Vereinsge setz und die Straf-prozssßordttunz. Fernem Hube sich der Kanzler des Mittelstandes angenommen, habe die Pensionsversicherung der Privatpngestellten eifrig be trieben. Weil heutzutage für den- Beamten, dem keine Aussicht mehr aus Selbständigkeit geboten, würde, ein großes Gefühl der Unsicherheit herrsche, so sei diese Versicherung ein dringendes Bedürfnis. Der Herr Red ner betonte, daß auch er, um die Prinzipale zu ge winnen, verschiedentlich in dieser Hinsicht gesprochen habe. Leider könne er nicht verhehlen, daß die gegen wärtige Regierung der Sache nicht allzu wohlwol lend gegenüber stehe Man hatte die Arbeiterfrage für dringender als die der Privatbeamtenversicherung. Doch werde er, Redner, eine Interpellation einbringen, wobei die Ansicht der Regierung sich ja zeigen müsse. Bei der Verneinung der Frage würde der neue Reichs kanzler eine schwere Verantwortlichkeit betreffs Er schütterung des Glaubens d^r Privatangestellten an die Regierung auf sich nehmen. — Auch dies Gesetz wäre, so fuhr der Herr Redner fort, bei Fortbestand Les Blocks zweifellos durchgebracht, wie er auch den Zehnstundentag, der ab 1. Januar für Frauen ein träte, für Männer durchgcführt hätte, sowie ebenfalls eine Regelung der Heimarbeiterfrage gebracht haben würde. Treffend kennzeichnete Herr Dr. Stresemann die Haltung der Sozialdemokratie, welche durch ihre Art, wie sie den Heimarbeitern« nützen wolle, diesel ben geradezu schädige. Besondere Heiterkeit erregte die Schilderung des er,Webiirgischen Heimarbeiters durch Herrn Pastor Göhre. - Nunmehr kam die vielgenannte Finanzresorm zur Sprache, und in langen Ausfüh rungen legte der Herr Redner die Gründe dar für das Auseinunderfallen der Parteien. Von Anfang an habe Unsicherheit darüber bestanden, mit welchen Parteien die Regierung die Reform vorzunehmen gedachte, ob mit Zentrum oder Block. Und dann waren die sach lichen Differenzen gekommen, nicht allein bei der Erb schaftssteuer, auch bei der Branntweinsteuer. Besonders bei der Erledigung der sogenannten Liebesgabe, der Kontingentsermäßigung, sei die Haltung des Zentrums eine schmähliche gewesen. In treffenden Zügen streifte Herr Dr. Stresemann die vortreffliche Doppelzüngig keit des Herrn Erzberger und knüpfte daran weitere hoch interessante Ausführungen über Erbschafts- und Branntweinsteuer, doch würde es zu weit führen, woll te man hier auf die Einzelheiten näher eingehcn. Am Schlüsse seiner Rede führte der Herr Vortragende aus, daß auch jetzt noch nach seinem, Rücktritt Bülow ein flüchtiger Faktor, da doch offenbar der neue Reichs kanzler von Bethmann-Hollweg nicht eher mit dem italienischen Minister die angekündigte Zusammenkunft habe, als bis Bülow in Rom dieselbe vorbereitet hat. Gerade durch seine auswärtige Politik habe sich Bü low stets als Meister gezeigt; es brauche nur an die meisterhaften Schachzüge der Novembertage erinnert werden. So lauteten kurz skizziert die Ausführungen des Herrn Dr. Stresemann. Rauschender Beifall lohnte ihm, als er geschlossen. Zur darauf folgenden Diskus sion meldete sich Herr Schreibe r. Er berührte, nach dem er mit kurzen Worten die vortreffliche Vertre tung des 21 Wahlkreises durch Herrn Dr. Stresemann hervorgehoben hatte, die Frage der Privatbeamten versicherung. Er äußerte seine Verwunderung über die ablehnende Haltung der jetzigen Regierung und be merkte, daß dadurch doch vielfach die Privatbeamten- schaft ins rote Lager hineingezogeu werden würde. Hierauf entgegnete Herr Dr. Stresemann» daß er mit allen Kräften dahin wirken würde, bis die Regierung eine bejahende Zusicherung gegeben habe. Hierauf nahm der Herr Redner Gelegenheit zu äußerst interessanten Auslassungen über seine persönlichen Beziehungen zu seinem Wahlkreise und versicherte, daß er trotz aller Anfeindungen und Verleumdungen stets mit allen Kräf ten gegen die Sozialdemokratie für den liberalen Ge danken kämpfen würde und immer seiner parlamentari schen Tätigkeit treu bleiben- würde. Auch diese zweite Rede wurde von allen-Anwesenden» die freilich in Anbe tracht der ungünstigen Zeit nicht so zahlreich erschienen waren, wie man-erwartet -hatte, mit nicht endenwollen dem Beifall ausgenommen-. — Nunmehr nahm Herr Kommerzienrat Eugen Dörffel das Wort, um dem Herrn Redner im Namen- aller Erschienenen- zu danken und schloß gegen V^-1 Wr mit dem üblichen- Hoch auf Kai ser und Reich, König und Vaterland. — Trotz der spä ten Stunde begaben sich noch eine Anzahl Herren mit Herrn Dr. Stresemann nach dem Hotel Reichshof, um dort noch ein- Stündchen geselligen Beisammenseins^ zu verleben. Noch Über manches Interessante wußte dort der Herr Redner des Abends zu berichten, so daß man bis gegen- 3 Uhr in angeregtester Unterhaltung beisammen blieb. Besonders interessant gestaltete sich die Schilderung eines Aufstiegs mit dem Zeppelin-Luft schiff, an welchem Herr Dr. Stresemann anläßlich der Anwesenheit von Bundesrats- und R-eichstagsmitglie- dern -in Friedrichshafen teilg-enommen hatte. Auch wir schließen uns dem Mbschiedswunsche des Herrn Kommerzienrats Eugen Dörffel an, daß nämlich Herr Dr. Stresemann- noch viele Jahre als Abgeordneter unseres Wahlkreises tätig sein möge. — Schönhetderhammer. In dem hiesigen Eisen hüttenwerk ere gnete sich am Donnerstag im Spätnachmittag ein bedauerlicher Unglücksfall. Der ea. 26 Jahre alle Eisenkormer Max Stockburger aus Schönheide kam dadurch zu Schaden, daß ihm beim Gießen das flüssige Metall in die Stiefel lief, wodurch er schwer verbrannt wurde. Slockbur- ger wurde in ärztliche Behandlung zu Herrn vr. meä. Lange- Scköiiheide gebracht. — Leipzig, 16. Dezember Bekanntlich wurde vor kurzem der Arbeiter Pelz wegen des bei Großfteinberg an der Modistin Conrad, begangenen Verbrechens zu lebens länglicher Zuchth «usstrafe verurteilt. Seine gegen dieses Urteil eingelegte Revision wurde heute vom Reichsgericht verworfen. — Leipzig, 16. Dezember. Zum Todestage des durch den Revolverangriff -eine- Wahnwitzigen im Reichsgericht in der Blüte seiner »Jahre gelöielen RechnungSratS Straß' bürg haben die Mitglieder und Beamten des Reichsgerichts an dessen Ruhestätte in Stolzenau ein geschmackvoll auSge- führtes Grabdenkmal errichten lassen. DaS schlanke Monument, das eine offene von vier Säulen gestützte Kuppel trügt, Hal folgende Inschrift: .Dem Andenken deS Ober- sekreiärs RechnungSratS Rudolf Straßburg, geb. am 30. Jan. 1862 in Lüneburg, von todbringender Kugel dahingerafft in einer Sitzung des Reichsgerichts am 16. Nov. 1908. Ge widmet vom Reichsgericht. - — Döbeln, l7. Dezember. Ein herrenloser Gast hof ist vorläufig der Gasthof zu Hermsdorf bei Döbeln. Vor 4 Wochen übergab der letzte Besitzer Z., der den Gast hof mit Tanzsaal vor 10 Jahren für 42000 M. gekauft hatte, den Schlüssel des Hauses dem Gemeindevolstand und verließ mit seiner Familie den Ort. Seitdem ist der Gasthof geschloffen. Die Hypothekengläubigerin ist die hiesige Vereins- brauerei die aber noch nicht Besitzerin ist. — Chemnitz. Die 23. GeneyabversammlunA des Evangelischen Bundes wirjd- voraussichtlich in der Zeit vom 25.-28. September 1910 in Chemnitz stadtswnden. — Hartmannsdorf bei Chemnitz, 17. Dezember. Der Grünwarenhändler Gustav Gräfe, der am DlenStag abend auf dem Wege von Chemnig nach hier überfallen wurde, ist, ohne die Besinnung wieder erlangt zu haben, am Donnerstag abend verstorben. Heute Freitag weilte Herr Staatsanwalt Dr. Poller aus Chemnitz in Hartmanns dorf. Die Sektion der Leiche soll am Sonnabend erfolgen. Die Täter sind bis jetzt noch nicht ermittelt. — Zwickau, 17. Dezember. In der gestrigen Schwur gerichtsoerhandlung gegen die berüchtigten Einbrecher Mül ler und Schädlich aus Schön Heide, waren beide ge ständig — nur leugnete Schädlich hartnäckig bei dieser Ge- legenheit, den Sohn Heß zu erschießen versucht zu haben. Er will nur einen Schreckschuß abgegeben haben. Im Laufe der Verhandlung erblickte der Vertreter der Staatsanwalt schaft, Herr Staatsanwalt Dr. Bücking, in der ganzen Handlungsweise des Angeklagten Schädlich nicht nur die Talbestandsmerkmale des versuchten Totschlags, sondern die des versuchten Mordes und erstreckte seine Anklage dahin. Nach Schluß der Beweisaufnahme führte er dies m längerer Begründung aus und bat hierauf tue Herren Geschworenen um Bejahung der ihnen vorgeleglen Schuldfragen, insbeson dere um die Bejahung der Frage auf versuchten Mord. Während von feiten der Verteidigung hinsichtlich des versuch ten EinbruchsdiedstahlS die Beantwortung der Schuldsrage in das Ermessen der Herren Geschworenen gestellt wurde, bat der Verteidiger SchädlichS, Herr Rechtsanwalt Tetchmann, um Verneinung der Schuldfrage wegen versuchten Mordes. Der Spruch der Herren Geschworenen lautete dem Antrags des Vertreters der Staatsanwaltschaft gemäß. Daraufhin wurde Müller wegen versuchten schweren Diebstahls zusätzlich zu der ihm bereits durch Urteil der 3. Strafkammer des Kgl. Landgerichts zu Zwickau vom 10. d. M. auferlegten Zucht hausstrafe von 7 Jahren und 8 Monaten zu weiteren 8 Mo naten Zuchthaus, sowie Schädlich wegen versuchten Mordes und wegen versuchten schweren Diebstahls zusätzlich zu der ihm durch das Urteil desselben Gerichts vom tO. d. M. auf erlegten dreijährigen Zuchthausstrafe zu weiteren 6 Jahren Zuchthaus kostenpflichtig verurteilt. — Plauen i. V, 17. Dezember. Der Mörder der Hausbesitzerin Köpke, Ottokar Hammerschmied, ist heule vom Prager Schwurgericht zum Tode durch den Strang verurteilt worden. — Rodewisch. Bei dem hiesigen Kaiserl. Postamte wurde ein falsches Fünfmarkstück angehalten. Das Falschstück fühlt sich fettig an und hat ein Mindergewicht von 9 x. Es trägt das Bildnis Kaiser Wilhelms I., das Münzzeichen und die Jahreszahl 1876. Die Prägung ist ziemlich verschwommen uno undeutlich. Die Inschrift im Rande ist unleserlich. — Johanngeorgenstadt, 16. Dezember. Hier verunglückien ein Bahnbeamter und ein Dienstmädchen beim Rodeln dadurch sehr schwer, daß sie auf stark abschüssiger Straße mit voller Wucht gegen einen Slraßenbaum fuhren, wobei die Verunglückten die Beine brachen. — Copitz. Nicht weniger als vier Jahre ist eine Kiste unterwegs gewesen, die in diesen Tagen an den Ab sender zurückgelangt ist. Ein Copitzer Bürger, dessen Sohn en Südafrika kämpfte, sandte vor 4 Jahren diesem eure Kiste mit allerhand notwendigen Sachen und auch Liebesgaben. Dei Sohn ist längst aus Südafrika, wo er schwer erkrankte, zurückgekehrt; die Kiste ist nie in ferne Hände gekommen. Zum größten Erstaunen des Vaters kam sie nach vierjähriger Irrfahrt zurück. — Wintersport im Erzgebirge. Aus Johann georgenstadt wird geschrieben: In welchem Maße sich der Wintersport und insbesondere der Skilauf in unterem west lichen Erzgebirge entwickelt, zeigt das Wlnterprograwm, das unsere Bergstadt Johanngeorgenstadt, die sich dank ihrer Höhenlag« von 750 m und ihren dadurch bedingten günstigen Schnecverhällnissen immer mehr zu einem der ersten Sport plätze entwickelt, für diesen Winter aufstellt. Im Mittelpunkt steht bas Verbandsfest des Kreises Westerzge- brrge im Skiverband Sachsen, das am 22. und 23. Januar in Johanngeorgenstadt, dem Sitze des Kreises Westerzgebirge, abgehalten werden wird. Der Kreis Westerzgcbirge zählt jetzt 17 Einzelverrine, sodaß dieser Verbandslauf eine für unser Westsacdien bedeutende sportliche Kundgebung darftellen wird. Vom 27. bis 3l. Dezember hält die Skiabteilung des Akademischen Sportklubs Leipzig in Johann georgenstadt ihren Skikursusab, während der Winter- spvrlverern Johanngeorgenstadt seinen Skikur sus unter Leitung o^s Norwegers Sigurd Rudie vom 14. bis 19. Januar veransta.let Z^ letzterem sind bereits aus allen Kreisen Anmeldungen eingegangen. E Wischer Landtag. Dresden, 17. Dezember. Di<e 2. Kummer er- leLig-te in ihrer heutigen letzten, Sitzung vor der W-eih- nachhspause noch Wei Berichte der Befchweride- und Petitionchdejpttbatio.n. Zunächst fastd die Sch-lußberatung über iden mündKchen Bericht der Deputation betref«- senld !d-ie Bef-chwcr!Le Los ALvüf Matthes i-n Oberhaß- l-au, die entlstamldeuen Nachteile i-nsvlge der ian August 1891 erfolgten V-crt-astumg seines Sohnes Robert Her mann b«treffensd statt Die Beschwerde wurde ohne Debatte auf sich beruhen gelassen. Es- folgt sodann die Schlußb-erptung über d-i-e Petition des Paul Voigt und Ernst Mattshes in Gröib-a bei Ri-osa» den ihnen durch »den vormjali-gen Aktuar Löbem- beim Amtsge richt Riessa Wgpfügten Schaden betreffend. Die De putation boantpaAe auch hier» die Petition auf sich beruhen zu laGen. — Abg. Greulich (kons.) bedauert den Beschluß Lett Deputation und bittet die Regierung, ob sie den Petenten nicht aus i-paensd einer woy-ltätu- gen Stiftung eine Unterstützung zukompnen lassen könne. Nach kurzer unerheblicher Debatte wuiH-e die Petition nach dem Antrag der Deputation auf sich beruhen ge lassen. Nächste Sitzung Dienstag, den 11. Januar, 10 Uhr vormittags. Rechenschaftssachepr unfd Vorberatung über die Gesetzentwürfe betreffend die Lapjdesbrand- v-ers-icherung und -die private Feuerversicherung. Der Präsident schloß die Sitzunfg Et den besten Wünschen für ein frohcS gesundes Weihnachten und glückliches Neujahr. Wettervorhersage für den 19. Dezember 1909. Westwind, bedeckt, wärmer, Regen und Schnee. Kirhennachrichten aus Schönheide. vom IV Ztvsvt «Sonntag, den IS. Dezember 1909.) Norm. 9 Uhr: Gottesdienst mit Predigt Pfarrer Wolf. Nach dem Gottesdienst Beichte und heil. Abendmahl. Derselbe. Nachmittag 2 Uhr: stindergotteSdienst für daS 5. und 6. Schuljahr. Pfarrer Wolf. Neueste Nachrichten. — Wien, 18. Dezember. Dr. Kramarcz hat gestern im Namen dcr tschechischen Obstruktion den Antrag gestellt, die Geschäftsordnung des Hauses durch solche Bestimmung em- zu ergänzen, die dem Präsidenten eine derartige Machtbefugnis einräumen, daß er jede Obstruktion unmöglich machen kann. Für diesen Aw trag wollen uebem den tschechischen Parteien die Potenz die Christlich-Sozialen und die Sozialdemokraten stim- inen. Die Deutschfreicheitlichen ständen dann also völ lig isoliert da und dürften bei der Abstimmung über' den Antrag einer Zweidrittelmehrheit gegenüberstehen. — Gestern Abend gegen 8^ Uhr ertönten von der er sten Galerie beleidigende Rufe gegen den Redner Abg. Ehaloupke, worauf doch rechten Teil der? 2. Galerie stürmisch applaudiert wurde. Zu derselben Zeit wur de mittels eines Siphons von der Galerie gegen die Bänke der tschechischen Agrarier gespritzt, wovon der Abg. Bodlik getroffen wurde. Der Vizepräsident ord nete die Festnahme der Ruhestörer und die Räumung, der Galerie an. Zahlreiche sozialistische Abgeordnete beglettete-n diese Verfügung mit lärmenden Protest rufen. Nachdem die Räumung vollzogen worden war» stunde d«ie Sitzung fortgesetzt. — Ist« letzter Minute, 12 Uhr 50 Minuten nachts, scheint zwischen den Par teien eine Einigung zustande gekommen zu sein. Heute soll über Len Geschäftsordnungsantrag verhandelt und dann die Dauersitzung bis übermorgen abend geschlos sen werden. Mm Dienstag soll dann das neue Ge setz über die Geschäftsordnung bereits vom- Kaiser sank tioniert werden, worauf am Mittwoch die Beratung des Budgetproviforium-s erfolgen würde. Es verlau tet, «daß, falls die Obstruktion fortdauert, die Regierung heute das Parlament vertagen- wird: — Die Obmän nerkonferenz der arbeitswilligen Parteien betraute ei nen Fünferansfchuß mit den Olbstruktionsparteien we gen des Antrages Kra-m-arcz über die Geschäftsord nung im Verhandlungen zu treten,. — Wien, 18. Dezbr. Bei den deutschen Par teien herrscht dem Antrag Kramarcz gegenüber, nach dessen Annahme die Obstruktion sofort eingestellt und die Staats- Notwendigkeiten erledigt werden soll, größtes Mißtrauen. Tatsächlich scheint es sich nur um eine gegen die Deutsch freiheitlichen gerichtete Jntrigue zu handeln. Infolgedessen werden heute die Obmänner der freiheitlichen deutschen Par teien gegen dieses Projekt Stellung nehmen. ES kann schon jetzt gesagt werden, daß ein Ergebnis nicht erzielt werden wird und man erwartet, daß nach der voraussichtlich ergeb nislos verlaufenen Obmänner-Konferenz eine Vertagung oder eine Schließung deS Abgeordnetenhauses erfolgen wird, da ein Niederringen der Obstruktion gänzlich unmöglich erscheint. Den arbeitswilligen Parteien ist eS auch nur daran gelegen, der Ocffentlichkeit zu zeigen, wer die Parteien sind, die die Arbeitsfähigkeit deS HauseS lahmlegen. — Wien, 18. Dezember. Obgleich die Obstruktion im Parlament fortdauert ist doch insofern eine leichte Besserung zu verzeichnen, als es in der Obmänner Konferenz der Christlich-Sozialen gelungen ist, noch einmal für heute eine Obmännerkonferenz zusammenzurufen, in der man zur Reform der Geschäftsordnung Stellung nehmen wird, damit die dringendsten Regierungsvorlagen bis Weihnach ten erledigt werden können. Erst wenn diese Verhand lungen resultatlos verlaufen sollten, wird die sofortige Ver tagung de» Reichsrates erfolgen. - Brüssel, 18. Dezember. Es ist nunmehr bestimmt worden, daß König Albert den Eid auf die Verfassung am Donnerstag leisten soll. Hiernach wird der König ein« Fahrt durch die Straßen der Stadt machen, um sich dem Volke zu zeigen. Die Kammer bereitet eine Adresse an den neuen König vor. Wie verlautet, ist ein ernster Konflikt zwischen dem päpstlichen Nuntius und der Regiemng wegen der angeblich kirchlichen Trauung der Baronin Vaughan ausgebrochen. Eine Ausweisung derselben soll jedoch nicht erfolgen.