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moischrn Stufen unter ihr bebten. Gott! sie wird sich vom Thurme herabstüczen, >!ef Cordula, und, wie von höherer Gewalt getrieben, eilte sie ihr nach. Roderich und Stephan folgten so schnell sie konnten, aber das Verhängniß isi ralchec al« Meoschcnkraft und McnschetiwiUe. Noch standen die F, >u-n, die Gaste, die Zuschauer wie betäubt, H -uiu-j aber hatte die Kirche schon verlassen und blickt nach dein Thurm, wo die Wahnsinnige an einer offenen Luke erschien, und mit erhobenen Armen sich herabstürzen wollt«, als Cordula sie erreichte, sie umfaßte und mit aller Anstrengung ihrer Kraft sie zurückzuhalten strebte. Beide kämpften einige Secunden, aber die Kraft des Wahnsinns siegte; die Ratende riß daS junge Mädchen mit sich fort, und in dem Augen- blick, wo die jungen Männer zur Rettung erschie nen, flog Cordula, von Emerenzien gestürzt, von der Höhe de« Thurme« herab. Dir Wahnsinnige wollte sich nachstürzen, aber Roderich und Stephan hielten sie auf. Sie blickte zum Sohn auf, ein herzzerrei ßende« Lächeln überflog ihr Gesicht, und geduldig wie ein Lamm ließ sie sich hinabtragen. — Unten standen Alle um die sterbende Cordula, deren Haupt, an einem Stein zerschellt, auf dem Schoß der wei nenden Ella ruhte. Jammer urzd lautes Schluchzen erfüllten den Raum vor der Kirche; lein Auge war trocken außer dem de« Bakers. Stumm blickte er auf da« sterbende Kind, neben welchem Stephan kniete, um ärztliche Hülfe zu geben; alle« war ver geben«! Noch einmal schlug Ebrdula die schönen sanften Augen zum blaue,i Himmel auf, und schloß sie dann für immer. Sie ist rodl! so ging ein dum pfe« Murmeln durch die Menge, und Hilariu« hob die Arme in die Höhe und rief: e« ist ein Gott! ich wollt'« nicht glauben; nun weiß ich, e« giebt einen Gott der Vergeltung! Er sank an der Leiche seiner Tochter nieder, küßte ihre blasse Stirn, und «ine Thräne siel aus seinem Auge. Diese Thräne, sprach er dann vor sich hin, die erste, die ich seit meiner Jugend weine, möge mich mit Dir versöh nen, Du furchtbarer Gott. Dann stand er rasch auf, blickte um sich und sagte, sich an Roderich wendend: ich war e«, der Deinen Vater auf'« Blut gerüst brachte; er war unschuldig; ich beging den Mord, dessen ick ihn beschuldigte; ich brach!« Deine Mutter zum Wahnsinn. Sehr Ihr nun die Hand de« schrecklichen Richters; ich glaubte nicht.an sein Dasein, denn meine Thal blieb unbestraft, aber ich mach!« mir »in Zeichen: wird das, wa« ich that be straft, so giebt es dennoch «inen Golt! Jetzt führt mich nach wo ich di« That beging; dort auch will ich sie büßen. Hier brach seine Kraft zu sammen, er mußte unterstützt werden. Alle Anwe senden waren bis ins tiefste Innere erschüttert. Die arme Wahnsinnige aber war nicht mehr zugegen, sie lag in der Pfarrwohnung im Schlum mer der Ersctöpfung, bewacht von zwei Frauen. Den folgenden Tag ward Hilarius nach der näch sten Stadt geführt und dort den Gerichten überge ben. Diese schockten ihn nach der Residenz des Für sten eine» nicht s-rnen, kleinen Landes, wo ec neun- zehn Jahre fiüber seinen Frevel verübt halte. Vor d.m Richter legte er daS volle Bekennlniß seiner Schuld ab, und verlangte da in einen Geistlichen, dessen Zuspruch ihm gewährt wurde. Im Gefängniß schrieb er die Geschickte seiner Verbrechen, mit der Bestimmung, sie Roderich zu senden. Wir theilen den Hauptinhalt derselben dem Le ser mit, ohne uns wörtlich an den Bericht zu halten. HilariuS, eigentlich Hvpvlik »cn T . . ., war der Abkömmling einer adeligen aber mittellosen Familie. Ec zeigte schon früh einen »»gemessenen Ehrgeiz, und drängte sich in die Nähe de« oben erwähnten Fürsten. Dort lernte er Emerenzia kennen. Eie war die Tochter eines angesehenen, vom Fürsten ge achteten Slaatsdiener«. Ihre ausaezeichnrle Schön heit »nd ihr großes Vermögen veranlaßten Hypvlit, um sie zu werben. Er waid verschmäht, dies stei gerte seine Leidenschaft für sie; um jeden Preis wollte er zu ihrem Besitz gelangen, denn sein Stolz konnte die Demülhigung einer verschmähten Liebe nicht er tragen. Zugleich bewarb er sich um eine Stelle am Hofe, und der Fürst, der ihm seiner Gewandtheit im geselligen Umgang wegen wob! wollte, versprach ihm diese Stelle. Nun verdoppelte sich sein Ueber- mulh; er hielt eS für unmöglich, daß Emcrenziens Vater ihm der Tochter Hand verweigern werde. Auf einem Hoffeste zeigte er sich so zudringlich gegen das junge Mädchen, daß sie ihm ihre Verachtung, ih:cn Widerwillen ohne Hehl zeigen mußte. Da reizte seine Verwegenheit; sein Betragen ward so un ziemlich, daß sie Schutz bei ihrem Vater suchte. Dieser wies den Zudringlichen mit Stolz zurück; Hypolit wurde unhöflich; alle Anwesende waren em pört. Der Fürst sah aus der Ferne diesen unange nehmen Auftritten zu, und ließ Hypoht befehlen, den Hof zu verlassen. Er mußte gehorchen, aber that es mit verbissenem Grimm. Den folgenden Lag erhielt er di« Weisung, nie wieder am Hofe