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neu nur anhört, wenn man auch nicht daraus rc- folvirt; geht cs gar nicht mehr, so braust er einmal heftig auf, poäit auf sein gutes Recht, wer ihn aber zu behandeln und hinzuhaltcn versteht, wird ihn in kurzer Zeit ermüden und mit Wenigem ab- spcifen können. Die allcrnencstc Geschichte liefert hierzu die handgreiflichsten traurigen Belege. Nean stellte an Len König-Herzog folgende Forderungen von Seiten Schleswig-Holsteins: die sofortige Einberufung eines schleswig-holsteinischen LirndtagS, eine gemeinschaftliche schleswig-holsteini sche Verfassung mir verantwortlichen Ministern für die Herzogtümer, allgemeine Volksbewaffnung, unbedingte Preßfreiheit, unbeschränkte Assoeiations- freihcit, Gesehworucngerichte, Volksvertretung beim deutschen Bunde und Beitritt Schleswigs zum Bunde — alles Dinge, die für dänische Dhren keinen guten Klang hatten. Die nach Kopenhagen gesendete Deputation erhielt vom König nichts als leere Versprechungen und ausweichende Antworten, wie sie die Ruchlosigkeit desselben ertheilen konnte. Denn jetzt trat das Gefährliche der Politik seines Vaters ihm grinzend vor die Augen, machtlos stand er zwilchen zwei Parteien, keine von beiden konnte er zufrieden stellen. Was die deutschen Herzogthü- mcr gegen das neue Verfassuugswcrk geltend mach ten, benutzte die dänische Partei in entgegengesetzter Weise. Diese« Ungewißheit des Königs, dieses Schwanken konnte nicht lange andaueru, die Inte ressen der Nationalitäten waren auf das Höchste gespannt, eine Vermittelung der feindseligen Elemente em Ding der Unmöglichkeit. Es ließ steh mit Bestimmtheit voraus seheu, daß er sich über kurz oder lang der dänischen Partei in die Arme werfen und so der Führer der Partei werden werde, die ihn durch ihre drohende Haltung zu einem äußer sten Schritte »öthigcu wollte. Auf das Acnßcrste gefaßt, rüstete man sich in den Herzogthümern, aber auch in Dänemark wurde der Kreuzzug gegen die Deutschen gepredigt, und das Volk auf's Kräftigste durch alle möglichen Kunstgriffe und Vorspiegelungen fanatisirt, bis cs endlich am 20. März zu einer Entscheidung kam, mit welcher die deutsche Sache unterlag. An die sem Tage versammelten sich die Bürger Kopen hagens in großer Anzahl und faßten auf des Ad- voeaten Lehmann Antrag folgende Beschlüsse: 1) Eine schlcSwig-holsteinischc Verfassung ist Auf geben des Rechtes der dänischen Krone auf Schles wig, der Köniz von Dänemark dazu nicht berech tigt, und daS dänische Volk wird es nie dulden. 2) Das dänische Volk versichert den König seines unbeschränkten Beistandes zur Erfüllung der hei ligsten seiner Negcntcnpflichtcn, zu wachen über die »»gekränkte Aufrcchthaltnng Les souveränen schles wig-dänischen Reiches. 3) Dänemarks und Schles wigs gegenwärtige Verbindung kann nur gesichert werden durch eine für beide gemeinschaftliche Ne gierung, gegründet aus ein in Wahrheit volls- thümlichcs Wahlgesetz. 4) Schleswigs gegenwärtige provinzielle Selbstständigkeit unh das gleiche Recht der darin vorhandenen beiden Nakionalitäien müs sen garantirt werden durch einen eigenen Landtag der Provinz und entsprechende provinzielle Einrich tungen in Verwaltung und Rechtspflege. 5) Dä nemarks Wohlfahrt erfordert, daß der König den Thron ohne Aufenthalt mit Männern nmgiebt, deren Einsicht, Energie und Vaterlandsliebe der Regierung Kraft und das Vertrauen der Nation geben können. Diese Punkte wurden in eine Adresse ausgenommen, die außerdem die Erklärung erhielt, daß die jetzigen Minister Las Vertrauen des Volkes nicht bcsäßczi, Laß die täglich mehr hevor- tretcnden Früchte ihres Rcgierungssystems allen Glauben daran untergrüben, daß diese Männer nicht bleiben könnten, ,', nun die Stunde der Ent scheidung mit Kampfcsschritt nahe. Wir flehen Ew. Majestät an, die Nation nicht zur Selbsthilfe der Verzweiflung zu treiben!" so schloß Liese Adresse. „Ich bin Ihren Wünschen zuvcrzckcmmcn," ant wortete der König, „das alte Ministerium ist auf gelöst. Wenn Sic dasselbe Vertrauen zu Ihrem König haben, welches ich zu meinem Volke hege, so werde ich Ihnen ein treuer Führer sein zur Ehre und zur Freiheit." Das neue Ministerium bestand aus den äch- testcn Dänen und eingefleischten Verächtern aller deutschen Nationalität — Bardenfleth, Blurn, Hoidt, Ocla Lehmann, Knuth, Meercb, Graf Mollke, Tscherning, von Plcsscn --- der König, ganz in den Händen der fanatischen Partei, konnte nicht mehr zurück, wenngleich er den offenen Bruch vor- anssah. Es konnte nicht fehlen, daß die Deputaten der Herzogthümcr, welche am 22. März in Kopen hagen anlangtcn, um den König ihre Forderungen und Wünsche vorzulcgcn, und welche nur mit ge nauer Noth den Händen des wüchendcn Pöbels entrissen worden waren, von Friedrich in Allem was Schleswig anlangtc, abfällig beschicken wurden. In dcn Hcrzoglhümcrn wartete man die Rück-