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Tod des General-Lierttnant von Gagern bei Kandern den 20. April 1848. (Mit Abbildung.) Schon im Monat Mär; und mehr noch seit dem Ausgange dec Frankfurter Versammlung (das Vorparlament), in welcher die Parthei der Republi- kansr so schmäklig durchfiel, karre man von Sei- len ihrer Pactkeigänger kein Mirlel unversuä^t ge lassen, ganz Baden und namentlich das Oberland auf jegliche Weise anfzuwicgeln und zur offenen Empörung aufzustacheln; — Lügen über Lügen, ost so grober Art, daß man k«um begreift, wie dieselben haben Glauben finden können, fabelhafte Versprechun gen auf dec einen, Drohungen auf der andern Seite, kurz Mittel der schlechtesten Art wurden dabei an gewandt. Besonders thätig hierbei zeigten sich Fick- ler in Constanz, der wegen offenbarer Lendesverrä- therei endlich vom Abgeordneten Mathy verhaftet ward, Rosina in Donaueschingen, Srruve, Hecker und noch andere unbedeutendere Männer. Hecker saß zu dieser Zeit noch in dec badischen Kammer als Ab geordneter, machte sich also eines doppelten Eidbruchs gegen die Verfassung und den Großherzvg, denen er feierlich Treue zugeschworen batte, schuldig. Hecker ließ endlich seine Maske ganz fallen und erhob offen die Fahne des Aufruhrs, nachdem er einige Hundert Mann Gesindel aller Art im badffchen Se sreise zu- sammengeraffl hatte, und da es ibm in Constanz nicht glücken wollte, begab er sich in die beiden klei nen Städte Strohdach und Donaueschingen, um dort zuerst die Republik auszurusen. Sofort erließ er daselbst Aufrufe über Aufrufe und sowohl er, wie seine Hauptführer, unter denen besonders v. Struve aus Mannheim, Lieutiianl v. D. Millich aus Eöln, und noch einige vagabundirende Literaten die haupt sächlichsten waren. Eine besondere Verstärkung er hielten diese Banden durch die vielen Wildschützen,, die von jeher in den Forsten deS Schwarzwaldes sich umhertrieben, wie auch an den zahlreichen Schmugglern, welche die lange Grenze des See- und ObercheinkreiseS gegen die Schwei; und Frankreich her- vorgerufen hat. Das Geld, was zur Erhaltung dieser Schaaren nölhig war, erhielten die Führer theils aus den öffentlichen Easscn, die sie in ihre Gewalt bekamen, theils erzwangen sie dasselbe von den Gemeinden selbst, theils batten sie auch noch eigne Quellen, wie etwa Hecker den Rest seines Vermögens, in 20,000 Fl. bestehend, baar von Mannheim mitgenommen haben soll. — Die ba dische Regierung, welche immer noch gehofft hatte, das Ganze gütlich beilegen zu können, ließ end lich wmtembergische Truppen am l5. April über die Grenze rücken. Als die Vorhut der Wür- temberger «er Donaueschingen anlangte, ergriffen die Empörer nach einigem ohnmächtigen Protesti er» die Flucht und Hecker und Struve begaben sich e'ligst nach Constanz. Eine Schwadrone Rei terei , die ihnen nachgesandt ward, vermochte sie nicht mehr zu erreichen. Als sich später die Ban den hier und da wieder zu sammeln anfinaen, wurden zwar Truppen zu ihrer Verfolgung aus« geschickt, allein die Aufrührer kielten denselben nir gends Stand und zerstreuten sich, wo dieselben gegen sie anrucktcn, sogleich in die Gebirge und Wälder. Der erste blutige Zusammenstoß, bei dem leider so edles Blut floß, fand erst hinter Kandern am 20. dieses Monats statt. Der wahre Hergang dieses Gefechtes ist folgender. Hecker, der mit t200 —t-loo Mann seiner Schaaren und mit zwei kleinen Kanonen nach manchen Kreuz- und Querzügen im Gebirge sich des kleinen Städtchen- Kandern an dec Freiburger Straße bemächtigt hatte, stieß hier auf eine Truppenabtheilung von ein Ba taillon Hessen, zwei Bataillonen Badensern vom zweiten und vom Leibregiment, zwei Schwadronen badischer Dragoner und einigen Geschützen unter dem Befehl des aus niederländischen Diensten einst weilen nach Baden berufenen Generals Friedrich von Gagern. Der bei den Truppen anwesende Civilbeamte Regierungsrath Stephani forderte die Empörer auf, Kandern zu räumen und auseinander zu gehen. Die Aufrührer verließen darauf den Ort und zogen sich hinter demselben in eine durch eine Brücke gedeckte Schlucht zurück, die steilen Berge an beiden Seiten der selben mit Büchsenschützen besetzend. Unter den Freischaaien war sehr viel zerlumptes Ge- stndel, kaum halb bekleidet, ost auch barfuß. ES waren Franzosen, Schweizer, deutsche Arbeiter ari dem Elsaß, Bauern der Umgegend, Alles bunt durch einander. E>er Genera! von Gazern an der Spitze der Truppen befindlich, wollte soviel als möglich Blutvergießen vermeiden und forderte deshalb Hecker zu einer Unterredung auf. Letzterer, in weiter blauer Neuer Kalender F.