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ner Erwählten Eintritt zu «hatten und er suchte nun die Lieb« der reizenden Miß zu gewinnen. Dies fiel ihm leicht, indem das Herz der Miß sehr empfänglich war. Da nicht vorauszusehen, daß die Eltern in die Verbindung willigen würden, und außerdem O'Flahelty seine guten Gründe Halle, die vor Abschluß eines ehelichen Bündnisse- üblichen Formen zu umgehen, so überredete er die junge Schöne, die noch der Zauber der ersten Liebe gefan gen hielt, mit ihm heimlich nach Schottland zu flie hen, wo der Schmidt von Gretna-Green sich beei len würde, sie durch ein unauflößliches Band zu ver einigen. Der in solchen Fällen nöthige Wagen stand bereit und bald (es war im Dezember vorigen Jahres) befand sich unser flüchtiges Paar unter wegs auf der Straße nach Gretna-Green an den Grenzen Schottlands. Ihre Reise wurde durch kei nen Unfall gestört und sie gelangten ohne irgend ein Hindecniß an die Tbüre des Schmieds. Da derselbe gerade nicht zu Hause war, so führte man das junge Mädchen in da« Vorzimmer und O'Flaherty, wel cher vor Ungeduld brannte, die Trauung mit seiner Geliebten vollzogen zu sehen, machte sich gleich auf, um den Meister der Ebeschmiede zu suchen, dessen Ausflüge sich auf den Besuch der Schenke „zum Panther" beschrankten, welche in dieser Gegend we gen der Tüte ihres Bieres und ihrer sonstigen Ge tränke berühmt war. — Während der Zeit, da O'Flaherty seine ganze Beredtsamkcit aufbot, den Schmied von Gretna- Green zu bewegen, sich von seiner Flasche und der UnteThallung mit Mißstrcß Snap, der Wirthin „zum Panther," zu trennen, kam pfeilschnell eine andere Postchaise vor dem allgemeinen Kopulations bureau in Gretna-Green angefahren. Ein Gentle man von nobler Haltung und eine Dame, deren Gesicht unter einem schwarzen Spitzenschleier verbor gen war, stiegen aus dem Wagen und wurden höf lichst empfangen; man führte sie in dieselbe Stube, wo bereits das reizende Mädchen von Manchester wartete. Der Schmied der Ehefesseln hatte sich indessen, wenn gleich mit großer U-berwindung, dem Zauber seiner Flasche, wie der Unterhaltung der Frau Snap entrissen! er folgte endlich O'Flaherty und sprach, indem er dessen Ungeduld zu mäßigen suchte, zu demselben: Ich sehe wohl an Ihrem Ungestüm, daß Sie uuS Irland sind, aus jenem Lande, welches ich verehre; die Irländer sinh meine besten Kunden; sie finden sich dutzendwei» bei mir ein. So wie e mir Vergnügen macht, sie bei mir zu sehen, so freut es sie, von mir fo schnell befördert zu werden und wir sind Beide vollkommen zufrieden mit einander. Seien Sie daher ohne Sorgen. Sie werden ge traut sein, ehe Sie sich dessen versehen!" O'Flakert? verging fak vor Ungeduld, während er dieses Geschwätz anhör-n mußte und dem Schmied folgte, der so langsam wie eine Schnecke ging. Der arme Glücksritter ähnele nicht im Entferntesten die Katastrophe, von welcher er bedroht war. Die schön« Dame, die ,r in der letzten Postchaise so rasch Halle vorbeifahren seben, war seine eigene Frau, Mistreß O'Flaherty selbst, von einem englischen Officier be gleitet Die ErkcnnungSscene war äußerst rührend. ,,Er ist's! ' — „Sie ist'«!" „Es ist mein Mann!" — „Es ist meine Frau!" — Mistreß O'Flaherty wurde ohnmächtig, wie nicht anders zu erwarten stand. Nachdem sie wieder zum Bewußt sein gekommen, konnte sie sich einer Erklärung von ihrer Seite nicht entziehen. Schon waren fast drei Jahre seit der Flucht ihres Gatten verflossen, als Mistreß O'Flaherty, we'che noch in jugendlicher Frische und Schönheit blühte, von einer alten Tante nach London gerufen ward, der Witlwe und einzigen Erbin eines reichen Kaufmanns der City. Da seitdem Mistreß O'Fla- Herly nichts mehr von ihrem Manne hörte, so hielt sie ihn für todt und entschloß sich endlich, den zärt lichen Betheucrungen eines jungen Offizier« der rei tenden Garde Gehör zu schenken, dessen kriegerisch« Haltung und interessante- Aussehen sie bezauberten. Oie alte Tante war eine strenge Methodistin, die einen unüberwindlichen Abscheu vor den-Soldaten hegte, welche sie sür Freigeister ansah, denen die Freuden diese- Leben« mehr am Herzen lägen, al- ihre ewige Seligkeit. Da unsere beiden Liebenden die Hoffnung aufgeben mußten, je die Einwilligung der Tante zu erhalten, so schlugen sie den Weg nach der Schmiede von Gretna: Green «in, wo sic sich jetzt befanden. O'Flaherty halte sich selbst so viele Vorwürfe zu machen, daß er mit der Erklärung seiner Frau zufrieden sein mußte. Auch ermangelte diese nicht, hinzuzufügen, daß im Verlaufe der Zeit ihre Ehr« nicht die mindeste Verletzung erlitten und daß sie nicht ein Haarbreit von dem Pfade der Tugend abgeroichen sei. O'Flaherty schenkte der Dersiche- rung seiner Frau frommen Glauben oder stellte sich wenigsten- als wenn ec glaube, was hier im Grund« auf Eine hiaausläust. Die Männer kön-