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In der neuen Königsstraße war eine Barricade erbaut, welche vielleicht die stärkste mar. Hinter derselben lag eine starke Abteilung der hiesigen Schütze'ngilde. Die Kanonen des SchützenhauseS waren hier zugleich ausgestellt und droheten Tod Md Verderben. Ein Bürger, der sich zu weit vor gewagt halte, stürzte von einer Kugel getroffen nieder und stel über die Barricade hinweg nach der Seite der Truppen zu. . Da sprang einer der Bürger auf die Barricade hinauf und mit einem Znche in der Ha-d rief er den Soldaten zu: „Haltet ein einen Augenblick, vis wir die Leiche unserS gefallenen Bruder« gerettet haben. Haltet ihr nicht, so hauen wir euch in Stücken/' Wirklich hielt das Feuern ein, die Leiche wurde geholt, und dann wüchete der Kampf weiter. Beim Könige war eine Deputation, weiche ihn ersuchte, die Truppen zurückzuziehen. Der König führte die Deputation an'« Fenster Und nach der von den Waffen blitzenden Königsstraße zeigend sagte er: Sehen Sie, diese Straße gehört Mir. Er versprach, Alles zu gewähren, aber nur der Bitte, nicht der Gewalt. Die Abgeordneten suchten aber vergeblich das Volk zur Cmwiiiigung in diesen durch des Königs Wort verbürgten Vertrag zu veranlassen. Den 2l. Nachdem Hunderte der edelsten Kämpfer für die Freiheit gefallen waren und die Blasirlbeit des noblen Berliner Bürgertbums an die Stelle des gerechten Enthusiasmus für die Rechte der Mrnschheil getreten war, versuchte der Kön g auf ruhigem Wege daS zu erreichen, was Tausende von Bajonetten, die sich in'« Dürgerblut getaucht, schon erreicht hätten: die Restabilitirung einet auf Hochmuth und Arroganz gebauten Tbroncs. Et erschien eincP^oclamation folgenden Inhalts: An die deutsche Nation! Eme glorreiche Ee. schichte hebt mit dem heutigen Tage für euch an! Jkr seid fortan wiederum eine einzige große Nation, stark, frei und mächtig im Herzen von Europa! Preußens Friedrich Wilhelm 7^. hat sich, im Vertrau.n auf euren heldenmüthigen Beistand und eure geistige Wiedergeburt, zur Rettung Deutsch lands an die Spitze des GesammlvaterlandeS gest/Ut. Zhr werdet ibn mit den alten ehrwürdigen Farben deutscher Nation noch heule, zu Pferde in eurer Milte erblicken. Hei! und Segen dem constirutio- ncllen Fürsten, dem Führer des g-sammten deutschen Volkes, dem neuen Könige der freien wiedergebörnen deutschen Nation. Berlin, den 2'. März l848. Der Minister Graf v. Schwerin versammelte die Studirenden in, der Aula. Mit den Waffen in der Hand stürmte ein großer Thcil in dieselbe, wo der Minister, umgeben von den Professoren, folgende Worte an die Studirenden richtete: Meine Herren! Se. Mas. der König hält es für seine Pflicht, die akademische Jugend, welche sich so glanzvoll in den Tagen dcS Ruhmes bewährt hat, von Len Fortschritten zu unterrichten, welche er zu nehmen gedenkt. Se. Maj. wollen sich an die Spitze de- consiitutionellen Deutsch lands stellen. Sie wollen Freiheit und Constitution. Sie haben daher auch die schleu nige Bildung eines deutschen Parlaments beschlossen und werden sich an die Spitze des Fortschritts stellen. Der König rechnet auf den Schutz des Volkes; ist das nicht Ihre Meinung? (Tausendstimmiges Ja.) Der König wird demnächst, geschmückt mit den deut schen Farben, in den Straßen erscheinen, und rechnet darauf, daß die akademische Jugend sich um ihn scharren werde. Meine Herren! Es lebe der deutsche König! (Endloses Hoch.) Der König erschien auf dem Sckloßhofc, an dem Eingänge der Wendeltreppe. Der König war zu Pferde, trug die Uniform des ersten Garde-Re giments und den Helm, die deutschen Farben um den Arm, umgeben vor; den anwesenden Prinzen und den Ministern, letztere in Civ'l, aber Alle mit deutschen Farben geschmückt. Ein. unermeßlicher Jubel empfing den König, und dieser sprach folgende Worte: Was ihr hier seht, ist keine Usurpation, ich will keinen Fürsten vom Throne stürzen. Alle« richtet sich nur auf die Wiederherstellung der Einig keit Deutschlands; diese Einigkeit ist an einigen O»ten gefährdet; man spricht namentlich in Breslau von Verrath, und, Verrätst und Deutsch, das geht nicht zusammen, ich will Einigkeit und Ordnung. So geschmückt durchzog der König die Stadt und sprach unter dem Jubel des Volks meh rere Maie. An der Königswache sprach er zu den dort Wache haltenden Bürgern: ,,Jch sehe euch stier auf der Wache; ich kann es nicht genugsam in Worte kleiden, was ich euch danke —glaubr's mir." Einer der Anweftndcn rief: „es lebe der Kaiser von Deutschland!" worauf der König unwil lig erwiderte: „nicht doch, das will, das mag ich nicht!" Als er au dcm Denkmale Friedrichs 7^. vvlbeikam, sagte er: „mein Herz schlägt hoch, daß es mein? Hauptstadt ist, in der sich eine so kräftige