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Die Revolution in Paris, den 22. Februar 1848. (Mit Abbildung.) Der wichtige 22- F.brrrar, an welchem die ar. sie Volkedemonstralion, daS langst besprochene R.formbankcl in Paris staklsinden solllc, war nahe herangerückt, da verbot plötzlich die Regierung das selbe. Die Oppositionspartei begnügte sich dagegen zu prvtestiron, was am 2l. in der Kammer durch O. Barret geschah, und erklärte ihren Rücktritt vom Banker. Ocffenlliche Anschläge kündigten das Ver bot der Bevölkerung von Paris an, während die Oppositionspartei die Minister in Anklagestand zu setzen beschloß, da das Reckt der politischen Ver sammlung von der Regierung verletzt worden sei. Als der 22. erschien, gab sich alsbald der Unwille der Bevölkerung von Paris durch Zusammcnrvktun. gen und furchtbaren Lärm zu erkennen. Die Re gierung dagegen ließ große Massen Truppen an sehr verschiedenen Punkten aulstellen, irMche jedoch sehr glimpflich gegen das andrängende Volk sich benahmen- In Guizoc'S Wohnung wurden die Fenster einge worfen, und häufig tönte der Ruf: Nieder mit den Ministern. Gegen 3 Uhr Nachmittags war ganz Paris auf den Beinen, di« Volksvertreter aber im Ständehause versammelt. Gegen 5 Uhr wurden sämmtliche Läden geschlossen. Man errichtete hier und da Barricaden, die aber bald von den Truppen genommen wurden, in deren Reihen man den Her- - zog von Nemours sah. Um Mitternacht herrschte überall Ruhe. Am andern Tage jedoch) begann der Aufstand von Neuem und hier chnd da wurden um Mittag Barricaden errichtet. Um 2 Uhr rückten Truppen an und feuerten mehrmals auf's Vvlk. Um 3s Uhr ward bekannt, daß Guizot vom Amte eines Premierministc.s abgetreten und die Wahlre form zugesicherl sei. Mol«? bet»n den Auftrag zur Bildung eines neuen Ministeriums., Mir allgemei nem Jubel begrüßte das Volk und zumal die Na tionalgmde diesen Miaisterwecksel und das Militaic bekam Befehl, in die Easernen sich zurückzuzreben. Am zweiten Tage halte sich der Aufstand besonders im Centrum der Stadt bewegt. Als eine Abthei- lung Naiionalgardc unter dem Rufe: „Es lebe die Reform!" den man häufig hörte, in einer Straße, von vielem Volk begleitet, anrückte, ferurte plötzlich «ine Abteilung der verhaßten Municipalgarde auf die Nanonalgarde, so daß sieben Nalionalgardisten auf der Stelle blieben. Dadurch ward die höchste Erbitterung im - Volke rege. Aedoch der Gedanke an den Sturz des Ministeriums schien sie völlig gelöscht zu haben, und als dec Abend kam, prangte Paris Mn der prächtigsten Festillumination. Da mußte ein neuer brutaler Gewaltakt der Truppen von Neuem Anlaß geben zvm erneuten Aufstand. Es hatte sich nämlich ein Haufen Volks gegen das Gebäude der Ministerpräsidentur gewendet m>t dem Verlangen, daß auch hier illuminirt Mr den solle; allein die Soldaten, welche die Zugänge bewachten, gaben Feuer, und 50 Personen wurden Letödtct und verwundet. Bald, erhoben sich -überall neue Barricaden, und am Morgen begann von Neuem der Aufstand zu würben, nachdem in der Notre- Dame-Kirche die ganze Nackt Sturm geläutet worden war, so daß, wenn gestern und vorgestern eine Eweute die Straßen von Paris beunruhigt^chatte, heute die Revolution begann, nämlich am 24. Febr. Mit großer Wulk ward vom Volk gegen die Truppen gekämpft, namentlich, gegen die Municipalgarde (eine Art von Polizeisoldaten). Gegen 9s Uhr früh er schienen an verschiedenen Punkten Parlamentairc, welche ankündiglen, daß Bugeaud zum Statthalter von Paris ernannt sei, und daß er sein Amr nicht mir Blutvergießen beginnen wolle. Die Truppen halten sich auch wirklich zurückgezogen, Ms plötzlich ein Theil der Linientruppen, mir der Nanonalgarde fralerniflrend, unter Begleitung vieler Bewaffneten aus dem Volke, die Straßen durchzog mit dem Rufe: „Nieder mit Ludwig Philipp, nieder mir den Mini stern!" Trotz einer neuen Proklamation, welche Thiers und O. Barrot unterzeichnet hatten, und worin namentlich angezeigt war, daß diese Männer zu Ministcrn ernannt worden seien, zog das Volk, vornweg die Nationalgarde, nach den Tdilerien und deyi Palais Royal. Beide königlichen Paläste wur- dm„ trotz dec furchtbaren Gegenwehr, namentlich der - Municipalgarde, die fast gänzlich niederge'jietzelt wor den ist, endlich vom Volk gcstsirmt und Alles in ihnen zerstört. So ward u. a. der königliche Thron herabgehvlt und öffentlich wie das meiste. Andre verbrannt, und Ludwig Philipps Büste in den Keth geschleift. Sofort batre der König zu Gunsten sei nes Enkels deS Grasen von Paris abgedankt und dessen Mutter die Herzogin von Orleans zur Re gentin ernannt, ec selbst war gestehen sammt seiner Meißner Kniender F.