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reren Vorstellungen wirklich dahin, daß sie sich sei ner Entscheidung allein überlassen zu wolle» ver sprach. Erfreut über diesen Entschluß, beschloß der Vater noch einige Zeit zu wirten, ob vielleicht nicht Einer oder der Andere die Vorliebe des Mädchens gewinnen würde; allein da dieses nicht erfolgte, so lud der Vater die drei Liebhaber eines Abends zum Essen ein. Sic erschienen und erstaunten nicht wenig, sich so beisammen zu finde»; denn ihr Wwth hatte Jedem insbesondere gesagt, daß er diesen Tag die Vermählung seiner Tochter in Nichtigkeit brin gen wolle. Man dachte Anfangs an nichts, als an Esten, Trinken und Vergnügen; allein beim Nachtisch bielt der Vater folgende Anrede an seine Elaste. „Ich kenne Ihre Absichten, meine Herren, und billige sic. Ich möchte Sie gern alle glück lich machen; aber das ist unmöglich. Ich habe nur Eine Tochter, und diese kann nicht mehr als Einen Mann haben; um ihn zu erhalten, überläßt sie sich ganz meiner Klugheit. Ach könnte mich ir ren, also möge das Loos entscheiden. Meine Toch ter würde eine reiche Mitgabc erhalten, allein ich kann mich nicht entblöße». Sic, »iei»c Herren, sind alle wohlhabend, und liebe» sie gleich stark, also »löge die Liebe ihr Vermögen gründen. Je der voil Ihne» lege demnach zweihundert Guineen in^n^nc Hände nieder, dann besitzt sic sechshun dert" , Man ließ sich diese Bedingung gefallen; wer sic nicht hätte annehmen wollen, würde wenig Liebe bewiesen, folglich sich selbst ausgeschlossen haben. Am andern Tage brachte Jeder sein Geld-. Ma» loos'tc, und das Loos entschied zum Vortheil des Kassirers. Der junge Mann war zu glücklich, als Laß er seine Freude hätte in sich verschließen kön nen. Er theiltc sic also seinem Principal mit, der noch nicht vcrhcirathet >var. Der trunkene Liebha ber verhehlte ihm keinen Umstand der seltsamen Ge schichte, und in seiner Freude gestand er denn auch, daß er die zweihundert Guineen aus der ihm an- vcrlrautcn Kaffe genommen habe. Sein Herr, weit entfernt, ihn deshalb zu tadeln, wünschte ihm Glück, und um ihm zu zeigen, wie sehr er an sei ner Freude thcilnchmc, bat er ihn, seine künftige Gattin zu einem kleinen Feste mitzubringen, wo durch er diese frohe Begebenheit feiern wolle. Die junge Dame erschien unbedenklich bei dem Kaufmann, und dieser, von ihrer Schönheit ge rührt, verliebte sich selbst in sie. Den Tag darauf beschloß der Kaufmann, nachdem er alle Umstände überlegt heute,. wodurch sein Commis zu seiner Braut gekommen war, diese ihm zu entreißen. Er wollte nur den Wohlanstand dabei beobachten. „Freund," sagte er zu seinem Kassirer, „du ver dankst bloS dem Zufall das Glück, die zur Braut zu haben, die ich gestern sähe; also kannst du nicht so verliebt sein, daß du nicht auch eine andere Partie machen könntest. Liebst du mich nur einigermaßen, so wirst du mir leicht deine Ansprüche abtretcn. Ich bete den Gegenstand deiner Wünscbc an; allein ich will dich durch deine Gefälligkeit nicht nm dein Vermögen bringen. Ich überlasse dir die sechs hundert Guineen, welche die Mitgabe ansmachen, und will dir die zweihundert, welche du aus mei ner Kasse genommen hast, doppelt schenken. Be denke diesen Vorschlag — dann will ich sogleich mit dein Vater sprechen." Der junge Mann kränkte seine Schöne nicht durch langes Bedenken, sondern schlug den. Antrag rund ab. Vergebens war alles Flehen und Drän gen von Seite» seines Herrn. — „Nun," sagte dieser endlich, „so sollen denn die Gesetze selbst mich in den Besitz der Hand deiner Geliebten setzen, und du sollst Alles noch dazu verlieren, was ich dir schenken wollte." . Der Commis lachte dazu Der Kaufmann wandte sich an den Vater des Mädchens und an dieses selbst, allein mii eben so wenig Glück. End lich wurde der Commis von seinem Herrn verklagt, weil er ein durch sein (Les Herr») Geld erworbe nes Gut, welches Loch dem Eizenthümer vou je nem gesetzlich gehöre, nicht heranögcben wolle. Die Parteien erschienen vor Gericht. Der Kaufmann berief sich auf das in England geltende Gesetz, kraft dessen dem Kaufmann jeder Vortheil gehört, den seine Commis mit seinem Gelde. ma chen, so lange sic in seinem Dienste stehen. „Mein Kassirer," sagte der Kaufmann, „hat sich meines Geldes bedient, um seine Frau zu kaufen. Das Capital, die zweihundert Guineen, waren mein, die Interessen davon sind — seine Braut — also gehört diese mir zu, und ich bitte, sic mir zuzn- sprcchcn." Diese sonderbare Anwendung cincö Handels- gesctzcs machte anfänglich den Richtern vielen Spaß ; aber endlich mußten sie die Sacht doch ernstlich er wägen. E*