Volltext Seite (XML)
sagte ihm: sie hinge vom Prediger Glück ab, und er anüsse sich, um ihre Hand zu erhal ten, an diesen wenden. Der Dragoner khal dieß; der Geistliche zog von seiner Auffüh rung Erkundigung ein, und als diese günstig aueficl, so willigte er IN solche Verbindung. An eben dem Morgen, wo die Trauung vollzogen werden sollte, erhielt der Bräuti gam Befehl, mit einem Dctaschement in die Gegend von Riga zu marschieren. — Ruß land war nchmlich zu derselben Zeit mit dem König von Schweden, Carl XII., im Krieg verwickelt. — Die Trauung mußte also ver schoben werden, allein die Braut folgte ih rem Geliebten nach. Bald darauf wurde die Hochzeit auf einem Dorfe jener Gegend begangen; aber zur selbigen Zeit dran gen auch die Russen ganz unerwartet feindlich rin und verdarben die Freude, indem sie den Bräutigam im Handgemenge niedcrhieben, die Braut aber nebst den (siehe das Kupfer) andern Gefangenen mit fortschleppten. Als sie darauf der General Bauer unter den Ge fangenen erblickte, rührte ihn ihr Anblick; er ging auf sie zu, that mehrere Fragen an sic, die sie artiger beantwortete, als man es von ihr erwartete. Er tröstete sie und sagte zu ihr, sie solle sich nicht fürchten; er wolle für sie sorgen und befahl, sie in' sein Haus zu bringen, worüber er ihr die Aufsicht anver- trauetc. Sie verwaltete olles sehr sorgfäl tig war gefällig und artig, dadurch er warb sie sich die liebe der Herrschaft und auch der Bedienung. Der General erklärte öfters, nie scy cs in seinem Haushalt so gur bestellt gewesen, als seitdem sie die Aufsicht darüber geführt habe. Als'sie ter Fürst Menzikof einst in dem Hause des Generals Bauer sah und et was Außerordentliches in ihren Mienen und in ihrem Betragen gewahr ward, fragte er diesen, wer sie sei) und in welcher Absicht sie sich bei ihm befinde. Der General gab die gehörige Auskunft u-nd sprach mit vielen Lo beserhebungen von ihr. Der Fürst Menzi kof, der sich ebenfalls vom Pastenbäckerjun- gen bis zum Liebling des Kaisers Peter !. emoovgeschwungen, wollte sie zu seiner Haus hof neisterin haben; der Gcneral konnte dieß dem Fürsten nicht abschlagen. Er ließ Ka tharinen vor sich kommen und erklärte ihr, der Fürst könne ihr mehr Gutes erweise». Zugleich setzte er hinzu, er habe zu viel Hoch achtung gegen sie, als daß er ihr an ihrem Glücke hinderlich seyn wolle. Der Fürst Menzikof nahm sic noch an diesem Tage zu sich und sie blieb bis zum Jahre 1704 bei ihm, wo sic der Kaiser Pe ter I., der bei ihm speiste, von ohngefähr zu sehen bekam und mit ihr sprach. Sie machte auch auf diesen Eindruck, denn nicht bloß ihre Schönheit, sondern auch ihr An stand und Verstand fesselten ihn. Er bat sie sich von seinem Günstling aus. Katharina verstand durch ihr kluges Benehmen sich in der Gunst Peter I. fest zu erhalten; leichtgläubige Menschen hielten zu damaliger Zeit dieß für Zauberei, die aber lediglich dem Einfluß zuzuschreibcn war, den jede schöne und kluge Frau von der Na tur über Männerherzen erhalten kann. Um dahin zu kommen, vereinigte sie mit einer be ständigen Aufmerksamkeit, alles aufzusuchen, was Pctern schmeichelhaft seyn konnte. Ka tharinens Frohsinn glich ihrer Lebhaftigkeit, ihrer Bildung und Sanftheit, dem Verstände und der Klugheit. Alles wendete sie an, um Petern so mächtig Zu fesseln, daß er sich entschloß, sie zu heirathen. Die Trauung ge schah insgeheim zu Jaworow in Gallizien, im Bciseyn des Generals Bruce. Nunmehr begleitete sie ihn auf alle« seinen Feldzügen und kheilte so mit ihm alle Beschwerlichkeit und Gefahr. Auch für die kranken und verwundeten Soldaten trug sie die größte Sorge und erwarb sich dadurch die Liebe derselben. So war sic auch in wem Lager am'.Fluffe Pruth, im Jahre 171 l mit gegenwärtig, wo ihr Gemahl mit seinen Russen von de« Türken und Tartaren völlig umzingelt und eingeschloffen war. Bei den Russen war Hunger und Krankheit ohne Hülfe eingeris- sen. Peter sand in diesen verzweifelten