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man's deutsch nennt, von der Löffelei. Alles nach Art und Weise der jetzigen getroffenen Venus-Sol daten, auf gut Sächsisch gereimt, vorher schon viermal durchgcsehen und agirt. Mit einer aus- bundigen schönen Tagereise von Ppramo und Tlsisbe von dem Poeten Ovidio. Zuerst zu haben Mag deburg 1610, jetzt aber neu durchgesehen und mit Reimen zum Singen vermehrt aufgelegt." Die Personen sind: Simon der Vater, Vctula die Mutter, Luerctia die Tochter, Älcke ihre Magd, Enrialus der Stutzer, Lena die Kupplerin, Grati- anus der vr. juris, Prologus und Epiloguö in Einer Person. Der Prologus erzählt den Inhalt des Stiik- kes also: Günstige Herrn und gute Freund', Die Ihr un« zu hören erscheint, Ich muß Euch sagen und berichten, Wa« wir wollen spielen und dichten: Ein Kaufmann wohnt in diesem HauS Ein wunderlicher alter Graus. Der hat ein' Tochter, jung und schön, Darnach viel junge Luhler geh'n. Sie will sich aber an ke'nen kehren. Ob sic gleich ihrer in Ehren begehren. Eurialu» ist einer genannt, Der ist noch nicht mit ihr bekannt, Sie hak ihn aber wohl gesehen. Da wird sie mit zu Lette geh'n. Ein Dokior Juris hochgelehrt Ist gegen sie verliebet hart. Ader wie ich wohl hab' vernommen, Hat er vorlängst den Korb bekommen. Desgleichen hat ein Bau'reompan Sieh viel zu spät gegeben an. Damir daß Ihr was habt zu lachen. Wird Derseld' sich auch an sie machen. Seid still und habt fein fleißig Acht, ES wird gehn, wie ich hab' gesagt. Dieses Stück wurde nur deshalb gedruckt, weil cS bei der Darstellung der Gesellschaft des Halts Stockfisch großen Beifall gefunden halte. — In demselben Jahre erschien zu Berlin ein von Michael Bockshorn verfaßtes Stück: „Hcliogabalns, ein Teufel neuerer Art, wie selbiger unfern Mag deburg Las Herz zweier reisender Haudwerksburschcn bestricket und einen davon jämmerlich umgebracht; der zweite ist ihm durch Bekehrung entrissen. Ein schön lehrreich Spiel für Christen und Reisende." Anekdoten. Ein Herr spazierte an einem Wintermorgcn durch den Thiergarten in Berlin. Es war kalt, daß der menschliche Hauch wie aus einer Feueresse dampfte. Da erblickte er nicht weit von sich einen Jungen von jenen» ächten Berliner Vollblut, das immer das Maul auf dem rechten Flecke hat und niemals um eine Antwort verlegen ist; er hatte eben in einem gewissen Geschäft, welches kein Sterblicher von einem andern verrichten lassen kann, den Göttern der Unterwelt ein Opfer gebracht, und war im Begriff, sich wieder anzuhoscu, als der Herr ihm näher kam. Da bemerkte Lieser zu seinem nicht geringen Erstaunen, Laß der Junge' eine brennende Cigarre im Munde hatte und wacker drauf los schmauchte. Er konnte es nicht übers Herz bringen, über diese Verfrühung solchen Ge nusses der Berliner Pflanze seine Verwunderung zu erkennen zu geben, indem er beim Herautrcten sich mit den Worten an den Jungen wendete: „Ei, ei, Du bist noch so ein klciuer Kerl, und rauchst schon?" Noch knöpfte der Junge, und pomadig sich umdrehcnL, nahm er die Cigarre aus dem Mnnde, zeigte mit derselben auf Len Schauplatz seiner Thaten, und antwortete: „Jikcn Se man cmal hinter mich! Der is noch viel klecncr wie ich, und roocht ooch schonst!" Als in Len» unruhigen Jahre 1831 in Eu ropa die Cholera wüthete, machte man folgenden Witz: „In Arris spreche man immer von libeite und «iAnIitö: in Wien aber nur vonKrauscminzcnthce und Kaulillenthce."