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des -ritten sächsischen Reichstngswahlkreises! Der Tag der Entscheidung naht! Am 15. Juni sollt Ihr durch das vornehmste Recht, das Wahlrecht, selbst entscheiden, ob Ihr nochmals dem Sirenensange einer Partei folgen wollt, die Euch jedes Mal nur kurz vor den Wahlen kennt, die nur dann zu Euch kommt, wenn sie Eure Stimmen braucht, oder einer jugendkräftigen, muthig aufstrebenden Partei, die mitten aus der Noch des Volkes herausgewachsen, mitten im Volke stehend, die Vertretung Euerer Interessen mit festem Rückgrat auf ihre Zahne geschrieben hat. Auch die deutsche Reformpartei ist entschlossen, dem Reiche die Mittel ZN bewilligen, die zum Schutze der Grenze« nothwendig sind, sie will dies aber nicht bevinmmgslos thun, wie die konservative Partei. Sie fordert erst Garantien von der Reichsregkerung daß die Mittel für die Militärvorlage nicht wieder durch Brau-, Spiritus- und Tabaksteuern aufgebracht, sonoern das die tasten endlich auf jene Schultern gelegt werden, die leicht im Stande sind, dieselben zu tragen. Vie deutsche Reformpartei fordert vor Allem eine kräftige Besteuerung der Börse, des Luxus und der feineren Genüsse, und sie ist überzeugt, wenn in den neuen Reichstag eine patriotische Mehrheit einzieht, welche der Regierung keine Zweifel darüber läßt, daß die Forderungen für die Verstärkung des Heeres sofort bewilligt werden, wenn eine Verständigung über die Deckungsnuttel erzielt ist, daß die Regierung dann die Sicherheit des Reiches über die Interessen der Börse setzen wird. Aber nur auf diesem Wege wird es möglich sein, eine weitere Belastung des arbeitenden, schaffenden Volkes zu verhindern. Nur ein wirthschaftlich gesundes Volk, ein lebensfähiger Mittelstand, ein gesunder Arbeiterstand wird im Stande sein, für die Folge ein schlagfertiges Heer zu stellen. Die deutsche Reformpartei steht in dieser Auffassung keiner anderen Partei in der Vaterlandsliebe, in der Königstreue nach, sie stützt sich dabei auf den Fürsten Bismarck, welcher dieselbe Ansicht vertritt und der Patriotismus unseres eisernen Kanzlers kann nicht verdunkelt werden durch den gegentheiligen Standpunkt der konservativen Partei. —— ' ? ' ' > . - Die bisherigen Vertreter der deutschen Reformpartei in» Reichstage haben sich bei der Abstimmung über die Militär vorlage nicht zersplittert; Zimmermann, Böckel, Werner haben dagegen gestimmt, weil die Reichsregierung die Brau- und Spiritussteuer nicht fallen lassen wollte, wo blieb aber die Einigkeit der mächtigen konservativen Partei bei der Abstimmung über die Handelsverträge? von 68 konservativen Reichstagsabgeordneten stimmten nur 58 dagegen, die übrigen 30 stimmten theils dafür, theils fehlten sie. Die mächtige konservative Partei duldete es, daß diese Handelsverträge in wenig Tagen im Plenum des Reichstags durchgepeitscht wurden, daß ist die Volksvertretung der mächtigen konservativen Partei! Der Reichstag, die Volksvertretung soll der Regierung gegenüber die Interessen des Volkes wahren, wenn aber so wichtige, tiefeinschneidende Gesetze bedingungslos bewilligt werden, dann hört der Reichstag auf, eine wahre Volksvertretung zu sein. Die konservative Partei hat seit den letzten Wahlen nicht das Mindeste gethan, der rothen revolutionären Sturm fluth, die alle Dämme durchbricht, einen festen wall entgegenzusetzen, sie duldet es ruhig, daß immer weitere Kreise unseres Volkes jenen Volksverführern folgen, die Altar, Thron und Vaterland zertreten und sie wird selbst von dieser Fluth spurlos hinweggespült werden, da sie in der Einbildung ihrer Macht kein verständniß für die Zeichen der Zeit besitzt. Vie deutsche Reformpartei ist seit Jahren mitten hineiugegangen in's rothe Lager und hat mit den schwersten Mpfern den Kampf mit dem rothen Stiere geführt. Wähler, entscheidet selbst, welche von beiden Parteien ein Recht auf die Vertretung des Volkes besitzt? Die konservative Partei hat auf ihrem letzten Parteitage auf Tivoli in Berlin die Iudenfrage in ihr Programm ausgenommen, um die schlaffen Segel ihrer Fahne mit neuem winde zu schwellen und als wenige Tage darauf der Reichs kanzler Graf von Caprivi nn Reichstage deswegen der konservativen Partei vorwürfe »nachte, erklärte eines ihrer hervor ragendsten Mitglieder, er bedauere, daß das Wort „Jude" überhaupt in das konservative Programm hineingekommen sei. Wähler! Urtheilt selbst, ob Ihr Euch einer solchen Partei nochmals anvertrauen wollt. Die deutsche Reformpartei steht treu zu Kaiser und Reich, König und Vaterland. Gegen 100 Kandidaten dieser Partei sind aufgestellt in den verschiedensten Theilen des Reiches und der 15. Juni wird es beweisen, daß eine neue Zeit im deutschen Vaterlande angebrochen ist. Helft uns auch in unserem Kreise dazu, daß eine starke neue Partei in die Hallen des Reichstags einzielst, steht zu unserer Fahne Alle, die Ihr nach Herkunft, Benff oder Einsicht zum Mittelstände gehört und gevt am 15. Juni keinem Anderen Eure Stimme als den» Manne, der nie ein Mpfer für Eure Interessen gescheut, wählt einmüthig unseren Kandidaten Herrn Blnmnfabrikant Heinrich Gräfe, Stadtverordneten-Vorsteher in Bischofswerda. 2000 deutsche Männer, Mitglieder der Reformvereine Bautzen, Kamenz, Pulsnitz, Großröhrsdorf-Brettnig- Hauswalde, Elstra und Bischofswerda stehen hinter Euch! Vorwärts znm Sieg! Und neues Leben blüht aus den Ruinen. In -mW Wlmmni Wchmck ii. IlmgW- 1 -ruck von Friedrich May in Bischoftwerda.