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Der Gedanke, den bunten Rock ausziehen und in eine Pcioat- stellung «intreten zu inüssen, quällc ihn Tag und Nacht, denn er war mit Leib und Seele Soldat gewesen. Zu ihrer Freude bemerkte die Justizrätin, daß nicht nur die stärkende, reine Luft des Kurorts dem leidenden Sohne sehr wohl tat, sondern vor allem das sonnige, liebevolle Wesen Elfriedens einen wunderbar belebenden Einfluß auf ihn aus übte und seine deprimierte Gemütsstimmung sich sichtlich zu heben begann. Wie strahlten seine Augen, wenn das junge Mädchen sich aus seine Bitte hin ans Klavier setzte und Chopinsche Kompositionen, die er so liebte, spielte, oder irgendein schwer mütiges Volkslied anstimmte, das sie mit ihrer nicht großen, aber unendlich weichen Altstimme so schlicht und rührend oorzutragen wußte, daß den Zuhörern die Augen feucht wurden. Die Iustizrätin saß dann stillbeglückl lauschend in einer Ecke des Wohnzimmers und ließ mit Wohlgefallen ihre Blicke auf dem feinen Profil ihres „Pensionsmütterchens/ wie sie Elfriede scherzhaft nannte, ruhen. Dieses Mädchen war wirklich eine Perle ihres Geschlechts und sie segnete ihren Einfall, hierher gekommen zu sein, denn sic hoffte, daß hier ihr geliebter Sohn noch mehr als die Genesung finden sollte. Elfriede glaubte sich nie so glücklich gefühlt zu haben, al» in diesen Sommertagen, die sie im Verein mit den beiden liebenswürdigen und feinsinnigen Menschen verbringen durste. Sie hatte sich in der letzten Zeit, wo Jutta so viel abwesend gewesen war, recht vereinsamt gefühlt und das Leer stehen der Zimmer hatte sie mit Sorgen erfüllt. Nun waren auch die gewichen, denn die Justizrätin hatte, damit ihr Sohn völlige Ruhe haben konnte, das ganze Häuschen bis An fang September gemietet. Nur eines bedrückte sie: Juttas ost recht seltsames, bald träumerisches, bald unstetes Wesen. Auch die leichtsinnige Art, wie sie das verdiente Geld für luxuriöse Wäsche und Garderobe ansgab, gefiel ihr nicht, doch als sie der Schwester einmal Vorstellungen deswegen machte und sie zum Sparen anhalten wollte, wurde Jutta maß los heftig und sprach tagelang kein Wort mit ihr. So kam es, daß die Schwestern sich innerlich enifremdeten und Elfriede sich immer mehr an ihre Gäste anschloß. Eines Abends saßen sie wieder so beisammen in dem gemütlichen Wohnzimmer im Parterre. Die Tür der Veranda war weit geöffnet und ein breiter Streifen silbernen Mond lichts ergoß sich auf den Teppich; der Duft der Lindenblüte erfüllte den Raum, süß, schwer, fast betäubend. Elfriedens Hände ruhten lässig auf der Klaviatur de» alten Blüthner-Flügels, der noch aus der Ausstattung ihrer Mutter stammte. Ihre Augen waren unverwandt auf das noch immer recht schmale, aber gesund gefärbte Antlitz des jungen Mannes gerichtet, der ihr zur Seite in einem be quemen Liegestuhle ruhte. Mit schwärmerischem Ausdruck hingen seine Blicke an ihrem vom Mondlicht umzitterten Köpfchen. Kein Wort, kein Laut störte dieses Äug' in Auge tauchen. Da regte Elfriede die Hände und leise, fast geisterhaft schwebten die Töne.der herrlichen Mondscheinsonate von Beethoven durch das stille Gemach. Wie in Verzückung lauschte Werkmeister den süßen, zauberischen Klängen, dann barg er auf einmal das Gesicht in beiden Händen und verharrte so, bis der letzte Ton verklungen war. Leise stahl sich die Iustizrätin aus dem Zimmer. Ihr ahnend Mutterherz sagte ihr, daß jetzt da drinnen Worte fallen würden, die des Zeugen entbehren konnten und gegen die sie nichts einzuwenden hatte. Längst liebte sie Elfriede wie eine Tochter und deren Armut war in ihren Augen kein Hindernis. Sie selbst war ja vermögend und hätte willig alles hingegeben, um des Sohnes bedrohtes Leben zu erkaufen. Sollte sie kargen, wenn es sich um sein Lebensglück handelte? Eine ganze Weile noch verharrten die beiden jungen Menschenkinder in ihrer weltentrückten Versunkenheit. Endlich lief; Elfriede die schlanken Hände von den Tasten gleiten und schloß den Deckel des Instrumentes. Als sie sich erheben wollte, fühlte sie ihre Hand ergriffen und an «in paar heiße Lippen gezogen. Verwirrt wollte sie ihre Hand wegziehen, aber Werner Werkmeister hielt sie fest und sich aus seiner liegende» Stellung völlig aufrichtend, sprach er mit vor innerer Bewegung fast erstickter Stimme : „Elfriede, ich danke Ihnen ! Nicht nur für den Genuß dieser Stunde, sondern, lassen Sie es mich endlich einmal sagen, für den ganzen wundertätigen Ein fluß, den Sie auf mich, meine Seele, mein Gemüt ausge übt haben. Wenn ich hier gesunde an Leib und Seele, nur Ihnen habe ich es zu danken! Alles Bangen und Zagen, die düstere Schwermut sind von mir gewichen unter dem Sonnenblick Kbres liebevollen Wesens. Heute hoffe ich wiedei festen Mutes auf völlige Genesung, so daß ich meinen Dienst wieder werde versehen können. Und an dem Tage, wo mir diese Gewißheit wird, Elfriede, da hoffe ich Ihnen noch anders danken zu können. Aber nur dann! Denn wenn ich den Dienst quittieren müßte, wäre ich ein unglücklicher Mann, der an sein verpfuschtes Leben kein zweites ketten dürfte. Elfriede, können Sie mich verstehen? Und darf ich, wenn meine Hoffnung auf volle Genesung sich erfüllt, Ihnen dann in dem Sinne danken?" Elfriede neigte nur stumm das Haupt, sie konnte nicht sprechen. Das unerhörte Glücksgefühl, das ihre Seele bei seinen Worten erfüllte, drohte sie zu überwältigen. Sanft löste sie ihre Hand aus der seinen und eilte aus dem Zimmer über die Verandatreppe hinaus in den Garten. Dort, wo dieser an den Wald grenzte, stand eine kleine, grobgezimmerte Holzbank. Ihr guter Vater hatte noch selbst die Balken und Bretter kunstlos zusammengefügt. Dort überließ sie sich den seligen Empfindungen, die ihre Seele in so jubelndes Entzücken versetzten. Sie, das arme, verwaiste Mädchen, das Aschenbrödel, wurde geliebt und be gehrt von dem Manne, dem ihr Herz schon seit Jahr und Tag, ohne daß es ihr selbst so recht klar zum Bewußtsein gekommen, gehörte. O, wie würde der Bater sich freuen, wenn er das wüßte! Und Jutta! Aber durste sie denn schon mit ihr davon sprechen? Noch war es doch nicht so weit. Erst mußte Werner seine völlige Genesung abwarten, ehe er das ent scheidende Wort sprechen durfte. Also galt es, ihr süßes Glück noch in der Brust zu verschließen. Würde er aber auch ge nesen ? So völlig, daß er den anstrengenden Beruf des Infanterieoffiziers wieder aufnehmen und aushalten konnte? An dieser Genesung hing ihr und sein Glück, denn daß er wirklich mit Leib und Seele Soldat war, das wußte sie auch aus dem Munde seiner Mutter, die ihr erst gestern »och von den harte» Kämpfen erzählt hatte, die er mit seinem Vater wegen dieses Berufes auszufechten gehabt. Der kränkelnde Mann hatte wohl oorausgesehen, daß die Gesundheit seines Sohnes diesen: Berufe nicht gewachsen sei» würde, und sich deshalb mit Händen und Füßen dagegen gesträubt, um dann doch dem Flehen von Mutter und Sohn nachzugeben. Bangigkeit im Herzen, erhob sich Elfriede von der Bank, um ihr Stübchen im Hintergebäude aufzusuchen Da fiel ihr ein, daß sie ja eine» Abendimbiß für dir Schwester zurecht machen müsse. Jutta war, wie in letzter Zeit öfters, noch nicht heimgekehrt und konnte nun erst mit dem letzten Zuge, dem sogenannten Theaterzuge, gegen elf Uhr kommen. Es war ihr recht so, denn die Schwester bätte ihr sicher sofort angesehen, daß irgend etwas geschehe» sei, und sie hätte ihr beichten müssen. Und das erschien ihr unter den obwaltenden Verhältnissen verfrüht. Schnell eilte sie noch einmal ins Vorderhaus zurück, richtete in der Küche den Jnibiß her und trug ihn in das Mansardenzimmer, das Jutta bewohnte. Dann schrieb sie mit Bleistift einen Gruß auf einen Zettel und eine Ent schuldigung, daß sie nicht auf die Schwester gewartet, weil sie arges Kopfweh habe. Als sie an der Tür des Wohnzimmers, in dem sie vorhin die seligste» Minute» ihres Lebens verbracht hatte, vorüber huschte, hörte sie drinnen leise, ganz leise Geigentöne. Es war, als ob eine Geisterhand den Bogenführte und eine weh mütige Weise, voll Schwermut und Resignation den Saiten entlockte. In dem Gedanken, daß der Geliebte zum ersten Male nach seiner Krankheit wieder zur Geige, seinem Lieblings instrumente, gegriffen, wollte sie aufjubeln, aber das hoffnungs lose Leid, das die Töne klagten, ließ sie verstummen. So war trotz der zuversichtlichen Worte vorhin doch ein Schwer mutsschatten in seiner Seele zurückgeblieben und auch er gepeinigt non banger Ahnung, gerade wie sie. O, wer einen Blick in die Zukunft zu tun vermöchte! — 5. Kapitel. Der August war herangetommen, viel zu langsam für Juttas glühende Sehnsucht, viel zu schnell für Elfriede, die jeden Tag des Zusammenseins mit de», Geliebten als ein Gnadengeschenk de^ Himmels betrachtete und mit Schrecken an den Herbst, wo die Trennung bevorstand, dachte. Sie hatte gehofft, die Schwester würde in der Zeit wo sie so viel zu Haus weilte, der Iustizrätin und ihre Sohne näher treten, aber das war eine Täuschung gewesen. Auf beiden Seiten fand man keinen Gefallen aneinander und Juttas Gegenwart wirkte stets .'ähniend und erkältend auf die drei, sonst so harmonisch vereinten Menschen. Auf Elfriedens Bitten, doch etwas liebenswürdiger zu den Gästen zu sein, ant wortete Jutta schroff: „Erstens find es nicht meine Gäste, und zweiten» kann ich nun mal derartige korrekte Tippeltappeltourmenschen incht ausstehen. Sie sind mir zuwider, wie ich e» ihnen wahrscheinlich im selben Maße bin, deshalb sei froh, wenn Suruckziehe und eure „schöne Harmonie" nicht störe. Mir ist am wohlsten, wenn ich für mich sein kann. Laß mich also gewahren." - ... ,, , Berrmschte Nachrichten. Tierische Logik. Ein Leser des ,,B L- A" schreibt: Meine Frau hatte mit unserem Hunde, rinem Teckel von 'nicht gerade Hervorragend ausgepräg ter Intelligenz, einige Male „Verstecken" gespielt. Ei nes Abends, als ich nicht gerade im Zimmer anwesend war, sagte sie zu ihm: „Tejas, versteck dich mal, Herr chen soll dich suchen!" Der Hund tat's sofort. Nun rief mich meine Frau. „Ich glaube, Tejas hat sich ver steckt. Willst du ihn nicht suchen ?" Ich rief und lockte ihn vergeblich; er kam aus seinem Versteck nicht hervor, obgleich er sonst aufs Wort gehorchte Auch keinen Laut gab er von sich, wie er sonst zu tun pflegte In seiner Freude am Spiel verriet er aber seinem Aufent halt durch lebhaftes Schwanzwedeln, wobei er das Kla vier traf. Er hätte sicherlich mit Leichtigkeit gelernt, beini Versteckspielen auch die verräterische Schwanzwe delei zu unterlassen. Als wir einmal spät abends nach Hause kamen, konnten wir die Korridortür nicht öffnen, weil das Mädchen den Schlüssel im Schloß hatte stecken lassen. Das Mädchen durch noch so energisches Klingeln zu wecken, war wegen seines festen Schlafes gäuzjlich ausgeschlossen. Inzwischen war der Hund unruhig ge worden. Meine Frau rief ihm zu: „Lauf, Tejas, wecke die Käthe!" Nach einiger Zeit, als wir noch überlegten, was wir zu tun haben würden, schloß das Mädchen auf. Am nächsten Morgen entschuldigte es seine Unaufmerk samkeit und sagte : „Ich wäre gewiß nicht ausgemacht, wenn mich nicht Tejas geweckt hätte!" Der Hund war an das Bett des Mädchens gelaufen und hatte es durch lautes Bellen wachgemacht. Sind das nicht Beweise logischen Denkens'? — Und erkamzu denSeinigen . . . Ein reizendes Geschichtchen erzählt die „Ludwigsburger- Zeitung". In einer schwäbischen Garnisonstadt führ ten zwei Metzger einen Ochsen ins Schlachthaus. In der Nähe der Kaserne riß sich der Ochse los und sprang in den Kasernenhof, wo gerade eine Kompanie aus gestellt war. Der anwesende Major befahl den Sol daten, den Ochsen wieder aus dem Kasernenhof zu führen, was sofort geschah. Der Major wandte sich dann an einen Soldaten namens Huber, der alle Vor gänge, ob ernster oder nichternster Natur, mit Vorliebe durch Bibelsprüche belegte, und fragte ihn: „Nun, Hu ber, wissen Sie über diesen Vorfall auch etwas zu sa gen?" „Jawohl, Herr Major, aber ich darfs nicht sagen!" „Nur los", befahl der Major. Nachdem sich Huber einigemcne geräuspert hatte, sagte er: „Und er kam zu den Seinigen - aber die Seinigen nahmen ihn nicht auf!" Der Major konnte nicht anders, als in das homerische Gelächter der ganzen Kompanie herzlich einstimmen. Der kleine Schelm. „AusgLdeckt hab ich, Mamachen. Soll ich die Lampe anzünden?" — „Na türlich, Grete, es ist ja schon so dunkel, daß man den Mund nicht mehr finden kann. Dann kannst du auch unser Brautpaar rufen; sie haben in dem Salon vier händig gespielt." Die kleine Grete in den Salon hineinrufend): „Kommt schnell zum Abendbrot! Ihr könnt den Mund ja gar nicht mehr finden !" Nicht nötig. Als der König Wilhelm I. ein mal bei Wrangels Geburtstag dem. Feldmarfchall mit besonderer Wärme die Hand gedrückt hatte und dessen Freunde ihm sagten, er hätte die Handschuhe vorher ausziehen sollen^ entgegnete Wrangel: „Dieben Kin- ders, ist nicht nötig; meines Königs Händedruck fühle ich auch durch den Leder." Dünn Äen, aber rtsrk öiingen! ^uob kür die luaobe sieb feder Dandvirt diesen von Wissensdiakt und Praxis :: al» riedtix anerkannten katseldax nur Rexel :: biaplis IkomL8me!i!clUngung verdient bei den diessLbrixen billigen Ikomrrmelilpreiren xanx besondere öerüeksiebtixuux. Sarantiert reines und vollvertixes Tbomasmebl liekern naebbe- nannte kirmen nur in plombierten Hkeken mit Ledutrmarke oder Lirmenaukdruok und mit Oebaltsanxabs versehen. 7LoLs,5xLoLxLs,tLLbriLsv «. ». d. »or»u BV. «S. „lulim," ktrsiMklW. „vlLXimilLLLSdÜttv" , luIHNt»" Lossnbsrx lObsrpkalr) u. 2onekau 1. 8. VVexen Offerte vende man sieb an dis bekannten Verkaufsstellen oder direkt an die vorgenannten kirmen. 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