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Amts- M AWWblatt für de« «b-nn-m-nt * s M ckM I Erscheint viertelj. 1 M 50 Pf. einschließl. /R täglich abends mit Ausnahme der 7d«L:r '^ VtNln ötö ^MöMlmzS TlvtNMm blase»-' in der Expedition, bei die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im unseren Boten, sowie bei allen «W I /Damtlichen Teile die gespaltene Reichspostanstalten. Zeile 30 Pf. rrlrgr.-Adrksse: Amtsblatt. Frrnsprrchrr Nr. 210 Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn m Erbenstock. " - - 57. Ia - rgang. — . Donaerstag, dcu 3. März L«L« Di- Nr». LOS der Schaukstättenverbotsliste und 74, »7 und 103 d-S Nachtrag-» hierzu sind zu ftr-ich-n. Gtadtrat Eibenstock, den 2. März 1910. Hess-. Bom Balkan. Eine eigentümliche Erscheinung kann man alljähr lich auf dem Balkan beobachten: Jepes Mal, wenn der Frühling herannaht, scheint sich in den Gemütern der unruhigen Leutchen auf den Balkan eine gewisse Revo lution zu vollziehen, vielleicht bedingt durch die Un tätigkeit, welche der oft recht schwere Winter in den öden Gebirgsgegenden mit sich bringt. Sobald die Sonne etwas wärmer scheint, erwacht der Tatendrang, und er macht sich Luft in blutigen Exzessen. Jedes Mal um diese Zeit sind blutige Zwischenfälle zu verzeichnen, sei es, daß Grenzkonflikte vorherrschen, oder die feindlich gesinnten Nationalitäten gegenseitig Dörfer überfallen und fürchterliche Gräuel cmrichten. Die ersten An zeichen dieser Frühlingsgefühle find bereits dH, es ist zu einem blutigen Grenzkonflikt zwischen Türken und Bulgaren gekommen, der dadurch noch an Bedeutung gewonnen hat, weil ohnehin eine große politische Ge reiztheit besteht. Es läßt sich nicht leugnen, daß neuer dings die Beziehungen zwischen Konstantinopel und So sia wieder gespannte sind, ohne daß ein eigentlicher Grund ersichtlich wäre. In Sofia soll sogar sehr große Kriegslust herrschen, in Offizierskreisen meint man, daß Bulgarien jetzt trefflich gerüstet wäre und die Zeit nicht ungenützt vorüberstreichen lassen sollte und jetzt die Chancen größer wären, als wenn man der Türkei zu Gegenrüstungen Zeit ließe. Natürlich ist man auch im türkischen Lager nicht untätig, schon in den letzten Monaten hat man die Grenzbefestigungen verstärkt, auch größere Truppenmengen pach den bedrohten Ge genden geworfen, und die Errichtung eines neuen tür kischen Armeekorps im Norden der Türkei dürfte sicher lich von dem Bestreben geleitet sein, gegep die unruhigen Balkanvölker einen Wall zu errichten. Mag auch der Grenzkonflikt binnen kurzem beigelegt sein, so herrscht doch ohne jeden Zweifel sowohl in Sofia wie in Kon stantinopel die Ansicht vor, dag einmal gegenseitig dir Abrechnung kommen muß, denn derartige Differenzen, die durch den 100jährigen Nationalitätenhaß begrün det sind, lassen sich nur ausnahmsweise durch die Dip lomatie schlichten. Weniger Stoff zu Besorgnissen hat dagegen in den letzten Monaten Serbien gegeben. Mö gen dort auch innerpolitische Zwistigkeiten mehrfach vorgekommen sein, denn bei dem dort herrschenden Parteifana'tismus gehören sie zur Tagesordnung, da gegen ist erfreulicherweise in der letztem Zeit seit lan gem vom Königshause nichts Nachteiliges gehört wor den. Selbst der unruhige Exkronprinz icheint.fich we nigstens für einige Zeit bescheiden zu wollen, und diesem Umstande hat es König Peter vielleicht zu verdanken, daß er demnächst in Petersburg empfangen werden wird. Damit dürfte der König das Ziel seiner Wünsche erreicht haben, denn nach dieser Anerkennung strebt er seit langen Jahren und sie dürfte auch zur Festigung seiner Position im Lande nicht unwesentlich beitragem Ueberhaupt scheint sich Rußland wieder zum Protek tor der kleineren Balkanstaaten auswerfen zu wollen, der Empfang, welchen König Ferdinand von Bulga rien gefunden hat, scheint darauf hindeuten zu wollen. Unsicher ist andererseits nach wie vor die Situation in Griechenland» niemand weiß, was da noch kommen wird. Bedenklich ist es jedenfalls, daß zum Schutze des Königshauses ein englisches Kriegsschiff im Piräus weilt, welches ständig unter Dampf gehalten wird, um eventuell schnell einzugreifen; auch spricht man davon, daß König Georg bereits einen großen Teil seines Privatbesitzes auf dem Kriegsschiff unterbracht habe, um für alle Eventualitäten gesichert zu sein. Diese Maßnahme verspräche, wenn sich die Nachricht bewahr heiten sollte, kaum etwas Gutes. Tagesgeschichte. Demtschla»». — DieMittelmeerreise des Kaisers auf gegeben? Der Kaiser wird, wie der „B. Z." aus unterrichteten Kreisen mitgeteilt wird, die für dieses Frühjahr wieder geplante Mittelmeerreise wahrschein lich aufgeben. Die kaiserliche Familie wird das Achil- leion auf Korfu nicht besuchen. Dagegen ist ein längerer Frühjahrsaufenthalt in Homburg in Aussicht genom men; man erwartet dort den Kaiser bereits Anfang April. — Jtalienreise des Reichskanzlers. Wie man aus Rom drahtet, wird Reichskanzler von Beth- mann-Hollweg zwischen dem 20. und 30. März in Rom eintreffen, sich dortselbst vier Tage aufhalten und dann über Venedig zurückreisen. — Klatsch. Die „Nordd. Mlg. Ztg." schreibt: Eine Meldung des „Echo de Paris", wonach Graf von Aehrenthal bei seinem Besuch in Berlin die Abberufung des deutschen Botschafters in Wien, von Tschirschky, durchgesetzt habe, dessen Nachfol ger der Staatssekretär Freiherr von Schön sein werdtz, ist in der deutschen Presse mit Recht angezwei felt worden. Wir stellen fest, daß die Angaben des „Echo de Paris" ebenso frei erfunden sind, wie albe Ge rüchte übeg angebliche Verstimmungen zwischen dem deutschen Botschafter in Wien und dem österreichisch ungarischen Minister des Aeußern. Die Schiffahrtsabgaben. Zur Frage der Schiffahrtsabgaben erfährt der „Lok.-Anz." von gut unterrichteter Stelle, daß die Verhandlungen der Bun desstaaten auf dem besten Wege zu einer Verständigung sind. Trotz der starken Divergenz, die besonders zwi schen Preußen einerseits und Sachsen-Baden anderer seits in die Erscheinung trat, dürfte eine Einigung auf folgender Basis zustande kommen: Der anfangs in Erwägung gezogene Zwangsbeitritt zu den Zweckver bänden wird durch einen selbständigen von der Mitwir kung des Bundesrats völlig losgelösten Zweckverband der Uferstaaten ersetzt. Die Frage der Stromunterhal tungskosten, die nach einem Vorschlag teilweise aus den Kassen für die Schiffahrtsabgaben bestritten werden sollen, ist noch nicht völlig erledigt, wird aber eine einmütige Antwort in kurzem finden. Das größte Hindernis stellte die Tarifseststellung dar. Hier hat Preußen, obwohl es in der Abstimmung durch seine Uebermacht leicht seine Wünsche hätte durchdrücken kön nen, ein Opfer für die Versöhnung gebracht, indem es den Staffeltarifen grundsätzlich seine Zustimmung er teilte. Durch diesen Tarif kommen die Binnenstaaten mit billigeren Sätzen fort, obwohl die Strombau- und Unterhaltungskosten für diese Flußteile nicht geringer sind, als für die unteren Gebiete. — Der Gesamtausschuß des Hansabun- des, der in Berlin seine erste Jahresversamm lung abhielt, übersandte dem Kaiser als dem Schützer und Förderer bürgerlicher Arbeit und dem Schirmherrn des Friedens ein Huldigungstelegramm, in dem er das Gelübde unwandelbarer Treue und Hingabe erneuerte. Der Vorsitzende, Geheimrat Rießer, hielt darauf eine mit stürmischem Jubel aufgenommene Ansprache, in der er den Zustand des Mißverstehens und der Gegner schaft zwischen den Vertretern dec Landwirtschaft und denen des Handels und der Industrie aufs tiefste be klagte. Die genannten drei großen Erwerbsgruppen müßten mit einander Hand in Hand gehens wenn- es dem deutschen Vaterlande gut ergehen solle. An diese An sprache schloß sich ein Referat des Bundes-Direktors Knobloch über die Vertretung von Handel, Gewerbe und Industrie in den Parlamenten und städtischen Selbstver waltungs-Körpern, dem ein Vortrag desselben Red ners über die Stellungnahme des Hansabundes zu den Mttelstandsfragen folgte. Auf das Begrüßungs telegramm an den Kaiser ist nachmittags folgende Ant wort eingegangen: Geheimer Justizrat Dr. Rießer hier. iAch habe den freundlichen Gruß des Gesamtausschusses des Hansabundes für Gewerbe, Handel und Industrie ge legentlich seiner ersten Tagung gerne entgegengenom- men und danke bestens für den Ausdruck treuer An hänglichkeit. Wilhelm. I. k." Nutzland. — Ein Handschreiben des Dalai Lama an den Zaren. Wie die „Nowoje Wremja" meldet, hat der Dalai Lama mit einem Sendboten ein Schrei ben an den Zaren abgesandt, worin er die letzten Ereignisse schildert und weitere Pläne darlegt. Das Handschreiben wird nach 10 Tagen in Petersburg erwartet. Frankreich. Paris, I. März. Die M a rin ek o m m is st o n der Deputiertenkammer hat das Flottenpro gramm der Regierung gebilligt. Die Kommis M. II. sion schlägt vor, daß die sieben neu zu erbauenden Pan zerschiffe, welche bis zum I. Januar 1915 vollendet sein müssen, nach den vom Minister bezeichneten Typen her gestellt werden sollen. Der Minister solle weiterhin ermächtigt werden, im Jahre 1910 zwei Panzer in den Marinearsenalen auf Stapel zu legen und Anfang 1911 zwei weitere von der Privatindustrie zu erbauende Panzer in Auftrag zn geben. England. Eine Rede König Eduards. Der König hat Dienstag abend im Buckinghampalast die Erzbi schöfe von Canterbury und Bork, sowie viele Mitglie der der beiden Kammern empfangen. In seiner Ant wort auf die an ihn gerichtete Ansprache sagte der König, die Anerkennung seiner Bemühungen um die Erhaltung des Weltfriedens erfülle ihn mit Freude. Er sehe, daß mit der fortschreitenden Gesittung der Ein fluß der christlichen Lehre auf die Seelen zunehme und daß die Menschen in immer wachsendem Maße die Liebe zum Frieden in ihre Herzen pflanzen, von ihm aber hänge die Gesundheit, das Glück und der Fortschritt al ler Nationen ab. Er bete beständig, daß das Land vor den Gefahren und dem Elend eines Krieges bewahrt bleiben möge, da in dieser neuen Zeit ein Krieg den Untergang von Millionen herbeiführen würde. Er danke Gott für die Erhaltung guter Beziehungen und freundschaftlicher Gefühle zwischen den Großmächten. Selten in der Geschichte sei der Wunsch nach Frieden soweit durch das ganze Reich verbreitet gewesen. Di? Ruhe der Kolonien sei durch den Abschluß der Südafri kanischen Union gefördert worden. Dies sei in einem Lande geschehen, wo sie während so langer Zeit schwer gestört war. Nun werde sein Sohn die vereinigten Kolonien besuchen, um das Siegel unter eine Versöh nung zu setzen, an welcher holländische und britische Untertanen treu gearbeitet haben. Türkei. Deutschlands P rote st von der Türkei anerkannt. Wie der Konstantinopler Vertreter von Wolffs Tvlegr. Bureau erfährt, erkennt der Minister des Auswärtigen den Standpunkt des deutschen Botschaf ters, der das Prozeßverfahren gxgen den deutschen Reichsangehörigen Rospert als null und nichtig be zeichnet hat, weil die Vorschriften der Kapitulation ver letzt morden seien, als vollkommen richtig an. Vor aussichtlich wird das Urteil des Gerichts in Serres an nulliert und die Angelegenheit an ein anderes Gericht verwiesen werden. Bulgarien. Eintürkisch-bulgarischerZusamme li st o ß. Aus Sofia erhält der „Matin" folgende Darstel lung des jüngsten Zusammenstoßes zwischen türkischen und bulgarischen Grenztruppen: In der Gebirgsgegend von Tamrasch wollte eine Patrouille einen bulgari schen Soldaten, der über die Grenze gegangen war, ent waffnen. Da eilten ihm bulgarische Soldaten zu Hil fe, sie töteten einen Türken und verwundeten zwei. Hierauf zogen sich die Türken in Deckungen zurück und eröffneten auf die bulgarischen Stellungen ein Gewehr feuer, welches von den Bulgaren erwidert wurde. Als die Türken bemerkten, daß bulgarische Grenzbewohner sich auf feiten ihrer Landsleute an dem Kampfe beteilig? ten, zogen sie Artillerie heran und bewarfen die Bul garen mit Granaten und Schrapnells. Diese brachten nun eine Gebirgsbatterie ins Feuer, und so wurde ei nige Stunden lang hin und her geschossen. Ueber die Verluste der Türken liegen keine weiteren Nachrichten vor. Die Bulgaren ihrerseits behaupten, sie hätten kei nen Mann verloren. Das bulgarische Kriegsministe rium gab den Grenzposten Befehl, sich in Zukunft nur auf die Verteidigung zu beschränken. Eine strenge Un tersuchung des Vorfalles wurde angeordnet.- Griechenland. Korfu, I. März. Der König von Sach sen ist hier eingetroffen und nahm im Hotel d'Angle- terre" Wohnung. Amerika. Die amerikanische Ausstellung in Berlin verschoben. Das amerikanische Exekutiv komitee für die in Berlin geplante Ausstellung hat eine Erklärung veröffentlicht, in der es heißt: Infolge der