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Amls- M Aszchkbllitt Assnnemr«» vrertelj. I M. 2b Pf. einIchUeßl. der »Illustr. Unterhaltungtzbl/ u. der Humor. Beilage »Seifen blasen* in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen ReichSpostanstalten. trlegr.-Äürrffk. Amtsblatt. «4 für den Syilk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn m Eibenstock. 56. Jahrgang. Donnerstag den 3. Jnni Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar DienSrag, Donnerstag u. Sonn abend. Inserli onsprcis: d e kl einspaltige Zeile l2 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. /irnlprechcr Nr. 21». Im Genossenschafts-Register ist heute auf Blatt 6, belr. den Spar», Kredit- und Bezugsverein Stützengrün, e G m u H in Oberftützengrün eingetragen worden: Der Landwirt ^ckolk Lruuss in Hverstühmgrüu ist nicht mehr Mitglied des Vorstands. Der Gutsbesitzer Otto Lsunas^rtsI in AotHmkirchr« jft Mitglied des Vorstands. Eibenstock, den 28. Mai 1909. Königliches Amtsgericht. Einwohnermcldcwesen betreffend. Die polizeilichen Meldungen über den Zu-, Weg- oder Umzug von Famtlien- nngehörigen werden von den Farniltenvorstünden und Vermietern immer noch sehr mangelhaft und insbesondere nicht rechtzeitig bewirkt. Es besteht vielfach die irrige Meinung, datz der Wohnnngs- vez. Ortswechsel von Familienangehörigen nicht gemeldet zu werden brauche. Nach den Bestimmungen des Regulatws, das Meldewesen in der Stadl Eibenstock betreffend, vom 30. Dezember 1899 hat aber über jede Wohnungsveränderung binnen 3 Tagen eine Meldung im Einwohnermeldeamts zu erfolgen. Der vielen Versäumnisse der Meldepflicht wegen wird künftig die bisher geübte Nach sicht fallen und Bestrafung eintreten. Stadtrat Eibenstock, den 26. Mai 1909. Hesse. A— Die Aufbewahrung dürrer Futterstoffe betr. Es ist vorgeordnet, daß in Wohnhäusern und deren Neben- bez. Hintergebäuden im Durchschnitte nicht mehr als 2 Ztr. Heu u. Schock Strohschütten (Bunde) verwahrt werden. Mit Rücksicht auf die bevorstehende Heuernte wird dies hiermit in Erinnerung gebracht. Stadtrat Eibenstock, den 27. Mai 1909. Hesse. Impfungen betr. Die diesjährigen öffentliche« unentgeltlichen Impfungen und Nachfchauter- mine finden in der Turnhalle hier statt und zwar in nachstehender Reihenfolge: I) Zur Erstimpfung kommen Mittwoch, den 9. Juni 1909, nachm. 3 Mr die impfpflichtigen Kinder, deren Familiennamen mit RH und Donnerstag, den 10. Juni 1909. nachm. 3 Mr die Kinder, deren Familiennamen mit L anfangen. Jmpspsttchttg in diesem Jahre sind alle bis zum Jahre 1909 etwa von de« Impfungen auf Grund ärztlicher Zeugnisse befreiten, sowie alle im Jahre 1908 geborenen Kinder. Bemerkt wird hierbei, daß nicht nur die vorstehend benannten hier geborenen, sondern auch die hierher verzogenen 1908 und früher geborenen noch nicht geimpften Kinder in diesem Jahre impfpsltchtig sind. Sämtliche znr Erstimpfung gelangten Kinder sind Donnerstag, den 17. Juni 1909, nachm. 3 Mr zur Nachschau vorzustellen. Die neue Aernfayrt des Grafen Zeppelin. Eine Rekords ach rt, die alles bisher Erreichte in Schatten stellte,, ist die Fahrt gewesen, die Graf Zeppe lin am Pfingstsonntag von Friedrichshafen aus nord-- lvärts bis nach Bitterfeld und von hier aus wieder zu rück unternahm. Die Bedeutung dieser genialen Leist ung wivd durchaus nicht vermindert durch die Tat sache, daß das Luftschiff bei Göppingen, also nicht mehr weit von Friedrichshafen^ eine schwere Havarie erlitt, die es an der Weiterfqhrt hinderte. Zeppelin war im ganzen 37 Stunden in der Luft. - Eine Reihe glän zender Erfolge hat das Luftschiff „Zeppelin II", das Ersatzschiff für das bei Echtevdingen gestrandete, wäh rend seiner ersten Flüge zu verzeichnen gehabt. Am vorhergehenden Wend der großen Dauerfahrt nach Norddeutschland hat Zeppelin noch eine Fahrt unter nommen,, die in mehr als einer Beziehung interessant wie wichtig in technischer Beziehung war. Er stieg in Friedrichshafen hei strömendem Regen auf, um fest stellen zu können, inwieweit eine Regenbelastung des Luftschiffes die Tragefähigkeit beeinträchtigen kann. Man fuhr absichtlich kreuz und quer über den Bodensee in die dicksten Wolken hinein, um das Schiff recht wie einen Schwamw sich vollsaugen zu lassen. Aus dieser Fahrt gab es plötzlich auch einen wolkenbruchartigen Gewitterguß in Strömen floß das Wasser von den Seiten des Schiffes herab, ja, es bahnte sich sogar einen Weg in das Innere und rieselte in die Gondeln hinein. Die große Belastung, die das Luftschiff dadurch erfuhr, wurde durch Auswerfen von Ballast ausge glichen, sodaß die Beweglichkeit und Steuerfähigkeit des Schiffes die alte blieb. — Schon am folgenden Mor gen dann, am Pfingstsonntag, würde die neue große Fernfahrt angetreten. Neber das Ziel der Reise war von Zeppelin und seinen sämtlichen Beamten Stillschweigen beobachtet worden. Zeppelin hatte nicht von vornherein II) Die Wiederimpfung erfolgt Irettag, den 11. Juni 1909, nachm. 5 Mr für diejenigen Knabe« und Sonnavend, den 12. Juni 1909, nachm. 5 Ayr für diejenigen Äiädchen a) für die der Nachweis der Impfung nicht erbracht worden ist, d) welche im Laufe dieses Jahres ihr !2. Lebensjahr zurücklegen. Zur Nachschau haben sich diele Kinder Sonnabend, den 19. Juni 1909, nachmittags und zwar die Knaben um 5 Uhr und die Mädchen um ' .6 Uhr vorzustellen. Die Impfungen werden vom Jmpfarzte Herrn Di. weck. Schlamm hier oorgenommen. Aus einem Hause, in welchem ansteckende Krankheiten, wie Masern, Scharlach, Diph therie, Croup, Keuchhusten, Flecktyphus, rosenarlige Entzündungen oder die natürlichen Pocken herrschen, dürfen Kinder zum öffentlichen Termine nicht gebracht werden. Die Eltern des Impfling- oder deren Vertreter haben dem Jmpfarzte vor der Ausübung der Impfung über frühere oder noch bestehende Krank heiten des «indes Mitteilung zu machen. Die Kinder müssen zum Impftermin mit reingewafchenem Körper, mit reinen Kleidern und reiner Wäsche gebracht werden. Die zur Ausgabe gelangenden Verhaltungsvorschriften kür die Angehörigen der Erst- und Wiederimpflinge sind genau zu beachten. Eltern, Pflegeeliern und Vormünder impfpflichtiger Kinder werden unter Hinweis da rauf, daß für die Unterlassung der Impfung Geldstrafen bis zu 50 Mark oder Haft strafen bis zu 3 Tagen angedrohl sind, zur pünktlichen Beachtung dieser Vorschriften ermahnt. Ttadtrat Eibenstock, den 29. Mai 1909. Hesse. M. Am das Jahr 1908 sind die Beiträge zur land- und forstwirtschaftlichen Berufs genossenschaft für das Königreich Sachsen durch Beschluß der Genossenschaftsoersammlung auf 5,.is Pfennig für jede beitragspflichtige Steuereinheit festgesetzt worden. Es wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß das hiesige Unternehmerver- zeichnis vom 3. Juni 1909 ab 2 Wochen im Gemeindeamt — Rathaus, Obergeschoß, Zim mer Nr. 10 — zur Einsicht für die Beteiligten ausliegen wird. Schön Heide, am 1. Juni 1909. Der Gemeindevorstn nd. Versteigerung. Donnerstag, den 3. Juni nachmittags 3 Uhr sollen im Hotel „Stadt Dresden*' hier folgende da'slbst eingestellte Gegenstände, als: 29 Dosen Rollmöpse, 22 Dosen Bratheringe, 26 Dosen Heringe in Gelee und 4 Körbe Eier an den Meistbietenden gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Eibenstock, den 2. Juni 1909. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts. die Absicht, Berlin zum Ziel der Reise zu machen, erst als die Fahrt über alles Erwarten gut verlief, be schloß der Graf in der Gegend über Leipzig, die Strecke von hier aus bis Berlin noch zurückzulegen. Aber die ser Plan mußte wieder fallen gelassen werden, denn bald hinter Leipzig traten so widrige Luftströmungen auf, daß das Luftschiff nur mit Aufgebot der Maximal kraft der Motore gegen sie ankämpfen konnte und auch so nicht alle Schwierigkeiten überwand. Bei Bitterfeld ergänzte Zeppelin daher seinen Wasserstoffgas-Verlust und wendete. Auch die Rückfahrt ging trefflich von statten, bis sich bei Göppingen der betrübende Unfall ereignete, der das Luftschiff hinderte, die Reise glatt zu beenden. Graf Zeppelin wollte bei Göppingen lan den, um den knapp gewordenen Benzinporrat zu er gänzen. Das Luftschiff schwebte bereits dicht über dem Boden, es schien, als ob in der nächsten Viertelstunde die Landung auf freiem Feld glücklich vollzogen sein sollte, da trat plötzlich ein heftiger Windstoß auf, der das Luftschiff mit der Spitze gegen die Aeste eines Birnbaumes, des einzigen Baumes, der just auf dem weiten Felde stand, trieb, wodurch die Umhüllung des Luftschiffes zerfetzt wurde. Der Windstoß war anhal tend und die ganze Spitze des Luftschiffes wurde in einer Ausdehnung von etwa 30 Metern aufgerissen., verbogen un!d zerbrochen. Während Zeppelin sofort Anstalten traf, das Aluminiumgerippe des Ballonkör pers, das sich in den Zweigen des Baumes verfangen hatte, frei zu bekommen, griffen Hunderte von hilf reichen Händen nach den Tauen, um das Luftschiff fest zuhalten und es gegen Hin- und Hersch.vankuitgcn zu sichern. Unter Leitung des Oberingenieurs Dürr, Zep Pelins bewährtem Techniker, wurde das Luftschiff mit der Spitze langsam gegen den Wind gedreht, sodaß dieser ihm nichts mehr anhaben konnte. Die Havarie war jedenfalls nicht allzu gefährlich, sie steht in keinem Verhältnis zn der Katastrophe von Echterdingen am 5. August v. Js., bei der bekanntlich der Zeppelin I in einen Gewittersturm geriet und durch ein Feuer, das infolge einer Explosion auskam, völlig zerstört wurde. Es war noch Glück im Unglück, daß es die Spitze des Luftschiffes war, die demoliert wurde, ver hängnisvoller wäre eine Zerstörung der wertvollen Hin teren Steuerungen gewesen. Zu einer wahren Triumphfahrt mar die neue Fern fahrt des genialen Grafen geworden. In jeder Stadt, in jedem Dorf, in jedem Flecken war die Einwohner schaft zusammengeströmt, um dem greisen Grafen, der sicher sein majestätisches Schiff durch die Lüfte dahin flitzen ließ, stürmische Ovationen darzubringen. Der Jubel allerorten war unbeschreiblich! Es war ein Pfingstfest, wie es mit einer solchen Ueberraschung dem deutschen Volke wohl noch nicht bereitet worden ist. Die Erwartung des Grafen Zeppelin in Berlin gestaltete sich zu einer Massenversammlung auf dem Tempelhofer Feld, wie sie die Reichshauptstadt nur selten gesehen hat. War doch auf die Nachricht hin, daß Zeppelin über Leipzig den Kurs auf Berlin genom men habe, selbst der Kaiser an der Spitze des Hofes er schienen, um Zeuge des großen Moments zu sein. Eine vorherige Benachrichtigung des Kaisers durch Zeppelin, daß er nach Berlin konnnen werde, war nicht erfolgt, wie Zeppelin ja auch überhaupt nicht die ursprüngliche Absicht hatte, Berlin zum Ziel der Reise zu machen ; es spricht also doppelt für das ungemeine Interesse, das der Kaiser ven Leistungen Zeppelins entgegenbringt, und für die herzlichen Sympathien, die er dem Grafen persönlich entgegenbringt, wenn er auf gut Glück nach dem Tempelhofer Felde eilte und dort geduldig Stun de für Stunde harrte. Aber Zeppelin kam nicht. Als die Nachricht kam, daß er bei Bitterfeld umgekehrt sei, gab der Kaiser den Befehl zur Rückkehr des Hofes. Der Monarch war in bester Laune, ihm schien der Nach-