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Über Abiesgraptus und Verwandte (Graptoloidea) aus dem mitteldeutschen Obersilur Teil I Von ARNO HERMANN MÜLLER, Freiberg (Sachsen) Einleitung Rei (leit Monograptida zeigt sich vor allem gegen Ende der Stammesgeschichte die Tendenz, sekundär verzweigte Rhab- dosome auszubilden, so bei Cyrtograptus, Diversograptus, Sinodiversograptus, Linograptus und Abiesgraptus. Einzel heiten darüber finden sich zusammen mit zahlreichen neuen Ergebnissen bei A. Urbanek 1963. Verglich»weise wenig ist über die Gattung Abiesgraptus bekannt, die von R. Hundt im Obersilur Thüringens entdeckt und erstmalig 1935 be schrieben wurde. Dies geschah, wie auch sonst bei den taxio- nomischen Arbeiten Hundts, ohne eigentliche Diagnose und ohne Angabe eines Typus, so daß Abiesgraptus ebenso wie die übrigen von ihm nach dem Stichjahr 1932 in ähnlicher Weise veröffentlichten Taxia strenggenommen illegitim sind. Trotzdem empfiehlt sich eine gewisse Großzügigkeit, um einerseits die Verdienste Hundts als Sammler zu würdigen, andererseits, um die Nomenklatur nicht noch mehr mit un nötigen Namen zu belasten. In diesem Sinne hat bereits Hulnian 1938 die Gattung Abiesgraptus legalisiert und für sie als Lectogenotypus A. multiramosus bestimmt, der dann wie der bis dahin ebenfalls illegitime A. tenuiramosus von H. Jaeger 1959 legalisiert wurde. Da Jaeger die Originale Hundts nicht einsehen konnte, wählte er als Lectospecie- lypen Belegstücke aus dem von ihm selbst im Stratum typi- cum und am Locus typicus gesammelten Material. Zugleich konnte er eine neue Art (A. Ion geramosus) errichten und die Aslogenesc von Abiesgraptus int Prinzip klären. Von den ca. 10 sonstigen Abiesgraptus-,.Arten“ Hundts dürften die meisten Synonyme sein. Eine Klärung ist jetzt nach der Übernahme der Sammlung Hundt in das Geologische Institut der Bergakademie Freiberg möglich, wobei auch eine Reihe weiterer Fragen zur Morphologie, Taxionomie und Nomen klatur einer Beantwortung näher gebracht werden können. Vf. dankt Herrn Präparator P. de Vries für die Hilfe bei der Sich tung und Präparation des Sammlungsmaterials, Herrn Kartographen II. Kämpfner für die Reinzeidmungen und Herrn II. Zimmermann (alle Freiberg) für die Fotografien. Abiesgraptus multiramosus Hundt 1935 Bild 1 bis 10, 12, 13 Zur Synonymie vgl. H. Jaeger 1.959, S. 164—165. L e c t o s p c c i c l y p u s : An Stelle des von Jaeger (1959) bestimmten Lectolypus wird das in Bild 1 gezeigte, fast voll ständige Tfalbrhabdosom aus der Hündischen Sammlung vor geschlagen. Das in Schiefer plaltgepreßte und gümbelilisiert erhaltene Belegstück befindet sich unter Nr. 73/H4151 (Ge genstück 73/H 4155) in der Sammlung des Geologischen In stituts der Bergakademie Freiberg. Durch Präparation konnte ein bis dahin verdeckter Bereich von ca. 25 cm 2 im proxi malen Drittel freigelegt werden. Loens typicus: Ramstal bei Creunitz (Bl. Gräfenthal, Thüringen). S t r a t u m t y p i c u m : Obersilur (Ob. Graplolithenschiefer, Ob. Ludlow, Zone des Monograplus praehercynicus). Diagnose: Eine Art der Gattung Abiesgraptus mit gro ßem, reich verzweigtem Rhabdosom. Theken einfach-gerade, röhrenförmig, vom Dichograplus-Typ. Hauptcladia maximal mit ca. 16 thecalen Cladia-Paaren, die in Abständen von 4 bis 16 Theken an den Hauptcladia sitzen. Abstände werden distal größer. Maximale Länge eines Hauptcladiums ca. 17 cm. Größte beobachtete Länge eines thecalen bzw. sicu- laren Cladiums: ca. 11 cm. Länge der Nebenzweige nimmt in distaler Richtung allmählich ab. Breite der in Schiefer erhaltung vorliegenden, plattgedrückten Zweige: ca. 0,5 bis 1,6 mm. Zur Beschreibung: Schon äußerlich lassen sich ge wisse Regelmäßigkeiten in der Anordnung der thecalen Cladia erkennen, einmal hinsichtlich der Abstände der Knos pungsstellen, zum anderen in bezug auf die Länge der Zweige. Sehr deutlich wird dies zum Beispiel bei den Ab ständen der Knospungsstellen in Bild 1, wenn man von der Stelle ausgeht, an der vier Zweige dem Ilauptcladium an- Tabelle 1 (unsichere Werte in Klammern) Zwischenraum Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 II 12 13 14 15 16 Zahl der Theken (4) (7) (7) (9) (9) 7 12 (11) (11) 16 11 11 1 1 16 32 Meßbereich Nr. I II III IV V Mittlere Zahl der Theken 6 8,3 11,3 12,7 16,5