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Zur Ostracodenfauna eines Kalkgerölls aus dein Thüringer Lederschiefer (Ordovizium) Von HORST BLUMENSTENGEL, Jena (Mitteilung aus dem VEB Geologische Erkundung West, BA Jena) Einleitung In der vorliegenden Arbeit wird die Ostracodenfauna eines Kalkgerölls aus dem Ihüringer Lederschiefer beschrieben. Das Geröll wurde von Herrn Geol.-Ing. R. Ilähnel auf der Wismuthalde in der Nähe des Freibades Saalfeld gefunden und mir freundlicherweise zur mikropaläontologischen Unter suchung überlassen. 1 Fossilführende Gerolle aus dem Lederschiefer sind schon seit langem bekannt. Die Erhaltung der gefundenen Fos silien ist jedoch im allgemeinen wenig befriedigend. Die Fossilien kommen vorwiegend in verkieselten Gesteinen vor. Kalk"erölle dagegen sind sehr selten, daher ist der vor liegende Fund von besonderer Bedeutung. Das untersuchte Geröll hatte einen Durchmesser von 4 bis 5 cm. Es bestand aus grauem feinkörnigem Kalkstein mit einer dunkelbraunen Verwitterungsrinde. Auf den Bruch flächen waren bereits makroskopisch Querschnitte von Fossil schalen zu erkennen. Die Aufbereitung des Gerölls erfolgte mit Monochloressigsäure. Der Kalk erwies sich als sehr tonig, daher vollzog sich der Lösungsvorgang nur langsam. Da die enthaltenen Fossilschalen verkieselt waren, konnten sie auf diese Weise herausgelöst werden. Die gewonnene Fauna setzt sich vorwiegend aus Ostracoden und Bryzoen zusammen. Daneben fanden sich Reste von Crinoiden, Trilobiten, Braehiopoden und Schwämmen (Bild 1). In dieser Arbeit wird die reiche Ostracodenfauna 1 Verf. möchte nicht versäumen, den Herrn Geol.-Ing. R. Hähnel, Jena, Dipl.-Geol. Schallreuter, Greifswald und Dipl.-Geol. J. Knüpfer, Gom mern, für Unterstützung und Mithilfe zu danken. beschrieben. Die Begleitfauna wurde nicht näher untersucht, da meist nur Fossilbruehstüeke vorliegen, deren Bestimmung schwierig ist. Allgemeines zur Ostraeudenfaiina Das Geröll enthielt etwa 3000 Ostracodenreste. Davon waren ungefähr 1300 Einzelklappen und Gehäuse bestimmbar, der Rest setzt sieh aus unbestimmbaren Bruchstücken zusam men. Die nachstehende Faunenanalyse bezieht sich nur auf den bestimmbaren Teil. Die taxionoinischc Bearbeitung ergab 24 Oslracodenarlen, von denen 15 Arten neu aufgestellt werden. Lediglich zwei Arten waren aus der Literatur bekannt. Die restlichen Arten sind wahrscheinlich ebenfalls neu, wurden aber auf Grund zu geringen Materials und mangelnder Erhaltung vorläufig mit offener Nomenklatur versehen. Bei besserer Erhaltung würde sich die Anzahl der an der Zusammensetzung der Fauna beteiligten Arten noch erhöhen. Von den gefundenen 26 Arten gehören 18 zu den Palaeoeopida und nur 6 zu den Podocopida (fast ausschließlich Mela- copina). Betrachtet man jedoch die Häufigkeit der beiden Ordnungen, so kann man feslslellen, daß die Podocopida zwei Drittel der gefundenen Exemplare einnehmen. Die qualitative Zusammensetzung der Fauna ist sehr charak teristisch für kalkige Sedimente des thüringischen Geosyn- klinalbereichs. Die bedornlen und bes lächelten Formen Bild 1. Begleitfauna der Ostracoden Vergr. 1:20