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hergejagt, wobei das Tier in die Bockau flüchtete. Dieses Verfolgen und Hetzen auf bas Wild veranstaltet zu haben, standen am 2k,. April d. I. acht Einwohner aus Eibenstock vor dem dortigen Schöffengericht unter der Anklage. Sie sollten, um den Hirsch einfangen und erlegen zu können, ihn weiter mit Stangen geschlagen und mit Steinen geworfen haben, sodaß dem Tiere das Nasenbein zerschmettert und die Hirnschale eingeschlagen wurde. Von den acht Angeklagten wurden von dem K. Schöffengericht nur drei davon wegen Tierguälerei mit Geldstrafen von 12 bis üo Mk. belegt, alle übrigen aber freigesproche». Gegen dieses Urteil legte die Staatsanwaltschaft Berufung ein und erzielte damit, daß heute von den betreffenden Leuten wegen Jagdvergehens die Sticker Emil S., Paul S., Alban S., Mar S. und Richard R. je zu 2 Monaten Gefängnis und Paul G. zu l Monat Ge fängnis kostenpflichtig verurteilt wurden. — Aue r b u ch i. V., 27. Juni. Auf Aufforderung des Vorstandes des „Sächsischen Volksheilstättenvereins für Lungen kranke" traten dieser Tage zum ersten Male Vertreter beider Richtungen, in denen der Kampf gegen die Tuberkulose aus genommen ist, nämlich der Heilstätten und der Fürsorgestellen, zu einer Beratung in Reiboldsgrün zusammen. Die Besprech ung ergab mannigfache Anregungen, wie gemeinsam gegen die Tuberkulose vorzugehen sei, und zeigte namentlich auch darin volle Uebereinstimmung, daß die Errichtung einer K i n d e r h e i l st ä t t e so bald als möglich dringend er wünscht sei. Es wurde daher mit Freuden begrüßt, daß der Hcilstättenverein schon im Herbst in seiner Heilstätte Carolagrün eine Abteilung für Kinder einrichten wird und die spätere Errichtung einer größeren Heilstätte ins Auge ge faßt hat. Es ist dringend zu wünschen, daß das humane Werk durch Unterstützung von Seiten der Behörden und Privaten zur baldigen Ausführung kommen kann. Beiträge in jeder Höhe nimmt der Schatzmeister des Heilstättenvereins, Herr Amtshauptmann Michel in Auerbach i. V. jederzeit gerne entgegen. — Einsiedel bei Chemnitz, 28. Juni. Der Verdacht, daß der Täter, der den R a u b m o rd v e rs u ch an Herrn Fleischermeister Fischer- Einsiedel verübte, dessen früherer Lehrling Schönherr sei, hat sich bestätigt. Gestern abend hörte nian im Stallgebäude des Schwerverlegten wieder Geräusch, konnte aber nichts entdecken. Heute früh nun wurde nochmals eifrig nachgeforscht und da gelang es denn, den frechen Burschen, der also an den Ort seiner Tat zurück gekehrt war, heute vormittag in der zehnten Stunde im Heu aufzustöbern und ihn festzunehmen. — Geyer. Ein schwerer Uuglücksfall trug sich im nahen Tannenberg zu. Ein auswärtiger Motorrad fahrer überfuhr auf der dortigen Landstraße den Handels mann Fiedler aus Geyer. Durch den Anprall wurde der Radler vom Rade geschleudert. Außer sonstigen lebensge fährlichen Verlegungen verlor er ein Auge. Er mußte so fort nach Annaberg ins Krankenhaus transportiert werden. Fiedler wurde ebenfalls sehr schwer verletzt und erlitt Ver letzungen am Kopf und Rücken. Das Motorrad und der Wagen Fiedlers wurden vollständig demoliert. — Brand, 28. Juni. Großes Aufsehen erregt hier die gestern nachmittag erfolgte Verhaftung der Tochter unseres Bürgermeisters. Die Verhaftete steht in dem Verdacht, aus einer Erbschaftsmaffe sich ein Sparkassenbuch mit einer über 4000 Mk. betragenden Einlage widerrechtlich angeeignet und den Betrag unter falschem Namen erhoben zu haben. — Vieh- und F l e i s ch p r ei s e. Im Königreiche Sachsen, wie in anderen deutschen Ländern, ist vielfach dar über geklagt worden, daß dem starken Rückgänge der Vieh preise, insbesondere der Schweineprcise, ein entsprechender Rückgang der Fleischpreise nicht gefolgt sei, daß vielmehr die Fleischpreise seit der Zeit des Viehmangels und der damit zusammenhängenden Vieh- und Fleischteuerung nur wenig gewichen seien. Da unberechtigt hohe Fleischpreise insbesondere die minder bemittelte Bevölkerung unnötig belasten, den Fleischverbrauch einschränken, damit auch die Entwickelung der heimischen Viehzucht beeinträchtigen und einer erneuten Viehteuerung Vorschub leisten, so Hal die Sächsische Regierung anfangs Juni an den Hauptorten Feststellungen darüber ver anlaßt, I. in welchem Unisange sich dort eine auffallend große Spannung zwischen den Vieh' und Fleischpreisen zeige, 2. auf welchen Ursachen sie beruhe und 3. wie auf die Her absetzung ungerechtfertigt hoher Fleischpreise hingewirkt werden könne. U. X. Anläßlich des Rücktritts des Herrn Kreishaupt mann vr. Forker-Schubauer von der Kreishauplmannschaft Zwickau wurde ihm von der Handelskammer Plauen nach stehendes Dankschreiben übermittelt: „Bei dem Rücktritt« aus Ihren Amte ist ks uns, hochverehrter Herr Kreishauptmann, ein Bedürfnis, Ihnen für das Wohlwollen und für das Interesse, welches Sie dem Handel und der Industrie unseres Kan.merbezirkS stets bezeugt haben, hierdurch aufrichtig zu danken." Wir verbinden mit diesem unseren Danke den Wunsch, daß der Genuß ihres Ruhestandes ein recht langer, von Gesundheit begleiteter sein möge. Plauen, den 87. Juni 1907. Die Handelskammer. Neidhardt, Vorsitzender. l)r. Dietrich Syndikus. Amtliche Mitteilungen aus der 7. öffentlichen Sitzung des Stadtverorduetenkollegiums vom 21. Juni 1907. Anwesend 18 Stadtverordnete. Entschuldigt 3 Stadtverordnete. Den Vorsitz führt Herr Stadtverordneten-Vizevorsteher Fritzsche. Der Rat ist durch Herrn Bürgermeister Hesse vertreten. I) Umbau des Rathauses. Der Herr Vorsitzende trägt vor, daß di« Ausschreibung deS alten Rathauses zum Verkaufe stattgesunden habe, ernslzunehniende Käufer sich aber nicht gefunden hätten. Auf das Angebot eines Agenten sei der Rat aber nicht cingegangen. Der Rat habe nun nach Gehör des BauauSschusseS beschlossen, den Ausbau des alten Rathauses nach einer Vorlage de« BauamteS vorzunehmen, von Ausbau aber abzusehen. Die Art und Weise der Gestaltung der Räume im Erdgeschosse sei noch Vor behalten. Herr Bürgermeister Hesse erläutert den Ratsstandpunkt und die bi» jejü vorliegende Planung für den Umbau. Bon Herrn Stadtverordneten Hirschberg wird darauf hingewiesen, daß früher die Verlegung de- Einganges an die östliche Giebelseite ins Auge gefaßt gewesen sei. Diese« Projekt wäre vielleicht jetzt auch mit zu erwägen. Herr Männel ist für Verweisung der Sach« an den RathauSdau- ausschuß zur Beschaffung eingehenderer Unteilagen. Diesem Standpunkt tritt Herr Stadtverordneter Lorenz bei. Der Herr Vorsitzende schlägt gleichfalls vor, die Sache weiter vorbereiten zu lassen, heute aber nur prinzipiell Beschluß zu fassen, ob man überhaupt einen Umbau wünsche. Herr Stadtverordneter Löscher meint, es handle sich hier um ein- fache Herstellungen, die sich eigentlich durch da» Freiwerden der Rats- Expeditionen von selbst ergeben. Herr Heckel ist sür Verweisung der Sache an den Bauausschuß, nicht an den RathauSbauausschuß. Nachdem Herr Stadtverordneter Schlegel und der Herr Vorsitzende nochmal« prinzipielle Beschlußfassung empfohlen hatten, beschloß da» Kollegium einstimmig, einen Au-bau de» alten Rathause» nach Aut- zug der Ratsexpeditionen vornehmen zu lassen und genauen Unter lagen darüber entgegenzusehen. 2) Gegen den vom Rate al« Baupolizeibehörde entworfenen und festge setzten Fluchtlinienplan für das Schulgäßchen zwischen Nord- u. Schnee- bergerstraße hat da- Kollegium keine Einwendungen zu erheben. Von den Erklärungen de« PvstsisluS und deS Herrn Pastor Willkomm zum Plane nimmt man Kenntnis 3) Bildung von Zonen im Gelände der Nordstadt zur Verteilung der Kosten des BahnhosSarealerwerbs. Der Herr Vorsitzende trägt die Sachlage vor, worauf der auf gestellte Plan in Umlauf gesetzt wird. Herr Stadtverordneter Hirschberg findet den Vorschlag des Rates sür die Art der Beiziehung eines Teiles des Aufwande- für den Er werb deS BahnhosSareale« nicht sympathisch und würde gegebenenfalls eher die Einführung der Wertzuwachssteuer für richtiger halten. Die Herren Stadtverordneten Maennel und Hermann Müller be grüßen den RatSbeschluß unter näheren Begründungen. Der Herr RatSvertreter führt diejenigen Gründe an, di« den Rat dazu geführt haben, zunächst von Zuwachssteuer, die alle, auch die nicht durch BahnhofSnähe begünstigten Grundstücksbesitzer treffen würde, abzusehen und mit den geforderten Beiträgen nur solche Grundbesitzer zu treffen, denen die Bahnhofsnähe durch ungewöhnliche Erhöhung deS Bodenwertes ungewöhnliche Vorteile gebracht habe. Nach weiteren Auseinandersetzungen beschließt das Kollegium gegen 5 Stimmen, dem Natsbeschlusse über die Zoneneinteilung beizu treten, und zu dem aufgestellten Plane Einverständnis zu erklären. 4) Hiernach verhandelt man über die Einführung von Wasserspülung in den Jndustrieschulaborten. Man ist einstimmig einverstanden, daß die Wasserspülung einge- fllhrt wird, und die Kosten von 600 Mark in drei gleichen Raten in den nächsten Jahren in den Etat eingestellt werden. Man bedingt aber aus, daß die Herstellung erst ini Jahre 1908 und zwar nach Fertig stellung der neuen Aborte in den Volksschulen stattfinde. 5) Für einfache Instandsetzung des Eisbahnplatzes nach dem RatSbeschlusse bewilligt man 100 Mark. 6) Mit Anstellung eines Hausmannes für daS neue Rathaus mit 700 M. Jahresgchalt und freier Wohnung, Heizung und Beleuchtung, aber ohne Pensionsberechtigung erklärt man sich einstimmig einverstanden. 7) Mit wärmstem Danke nimmt man Kenntnis von folgenden Stiftungen sür das neue RathauS: a. von Herrn Stadtverordnetenvorsteher Diersch, die beiden Kamine sür den Sitzungssaal; I>. von Herrn Kaufmann Hermann Rudolph, 300 Mark Beitrag zur Beschaffung der Glocken; c. von Herrn Heinrich Maximilian Bauer in Geithain, den über die bereiis gestifteten 1000 Mk. hinausgehenden Betrag für den Kronleuchter im Sitzungssaal des neuen Rathauses. 8) Ferner wird mit aufrichtigstem Danke von der Gewährung von Staats- beihilsen zur Unterhaltung der Kochschulc und zu der im vorig. Jahre bewirkten Herstellung des CarlsseldersteigeS Kenntnis genommen. 9) Sodann nimmt man von der Einladung des Turnvereins zum Gau turnfeste Kenntnis. 10) Auf die Gesuche des Turnvereins und der freiwilligen Feuerwehr um Bewilligung städtischer Beihilfen zu ihren Jubiläen (Gauturnfest und Feuerwehrfesii hat der Rat je 800 Mk. städtische Beihilfe ausgeworfen. Die Herren Stadtverordneten Herklotz, Hoehl und Löscher befürworten städtische Beihilfen von je 300 Mk., während Herr Stadtverordneter Lorenz sür die Feuerwehr 3l 0 Mark, für den Turnverein aber 200 M. Beihilfe vorschlägt. Man bewilligt darnach einstimmig für die Feuerwehr 300 Mark Beihilfe, für den Turnverein aber gegen eine Stimme die gleiche städt. Unterstützung, indem man demgemäß Antrag beim Rat stellt. Zugleich ist man damit einverstanden, daß für beide Feste je eine Ehrenpforte aus städtische Kosten errichtet und die städtischen Gebäude auf Stadtkosten dekoriert werden. 11) Die vorgeprüstc Bicrsteuerrechnung aus das Jahr 1906 übernimmt Herr Stadtverordneten-Vizevorsteher Fritzsche zur Nachprüfung. Dagegen spricht man dis Sparkassenrechnung aus das Jahr 1908, die Herr Stadtverordneter Hermann Wagner nachgeprüft und sür rich tig befunden hat, hiermit richtig. Auch die vom Herrn Stadtverordneten Kunz nachgeprüste und richtig befundene Gasanstaltskassenrechnung vom Jahre 1905 wird richtig gesprochen. 12) Herr Stadtverordneter Lorenz bezeichnet die Instandsetzung des Fuß weges der oberen Crottenseestraße längs des Schürerschen Grundstückes für dringend nötig. Man verweist die Anregung an den Bauausschuß. 13) Gegen die Erneuerung der Mauer am GasanstaltSgrnndstücke erhebt man keine Einwendungen. Hefiederle Waumeister. Skizze von Paul Pasig. Gewiß darf die Menschheit stolz darauf sein, seit den ältesten Zeiten der Wohnungsfrage, die neben der Nahrungs frage im irdischen Dasein wohl die Hauptrolle spielt, sowohl vom praktischen als auch vom ästhetischen Gesichtspunkte aus die größte Aufmerksamkeit gewidmet zu haben, und die Behausungen der Bewohner unseres Planeten, von den mit Renntierhäuter, bedeckten Jurten der Lappländer und den primitiven Koffern- und Hottentottenkrals an bis zu den glänzenden Palästen unserer Millionärs und Milliardärs sind beredte Zeugnisse von der Genialität der menschlichen Baumeister. Aber auch die Baukünstler der Vogelwelt, die nun wieder emsig am Werke sind, verdienen unsere höchste Aufmerksamkeit und ungeteilteste Bewunderung. Nur schade, daß es uns nicht immer möglich ist, die kleinen gefiederten Architekten in allen Breiten und Lagen bei ihrer geschickten Bauarbeit zu beobachten! Das erste, was der kluge Baumeister aus der Vogel welt tut, ist die Wahl der Oertlichkeit, wo er sein künftiges Heim einzurichten gedenkt. Hier geht er mit einer Klugheit, einem Scharfsinn vor, der manchen seiner menschlichen Kollegen in Schatten stellt. Denken wir nur an die zur Gattung der „Segler" gehörende Seeschwalbe, die Salangane, die in dichten Scharen, aber auch in einzelne Schwärme aufgelöst, über den Küsten und Klippen der östlichen Meere dahinschwebt, um die geschütztesten und unzugänglichsten Plätze an den steil abfallenden Felsengestaden zu erspähen. Ist das geschehen, so schießen sie paarweise herab und gehen sogleich ans Werk. Zunächst wird das Baumaterial her gestellt, das aus duftigen Kräutern und würzigen Blüten besteht, die am Ufer gedeihen, und dem sie als Mörtel den eigenen Speichel beifügen. Dann werden die ovalen, ala basterartigen, fast durchsichtigen Nester in langen Reihen an den steilsten und unzugänglichsten Felsenwänden befestigt und bilden eine Art Villenkolonie, zu der.Unbefugten" der Zutritt „streng verwehrt" ist. Und doch gibt es einen frechen Eindringling, der es, und zwar lediglich aus Eigen nutz, wagt, den stillen Frieden der zierlichen Kolonisten zu stören: es ist der — Mensch. Denn diese Vogelnester gelten, m starkgewürzter Fleischbrühe gekocht, als eine ganz besondere Delikatesse für Feinschmecker. Sie werden daher, oft unter Lebensgefahr eifrig gesammelt und selbst in unsere westlichen Großstädte versandt, wo sie zu teuren Preisen feil sind. In China schätzt man den jährlichen Verbrauch an Vogel nestern auf etwa IbOOOO Kg. im Werte von gegen sieben Millionen Mark. In Europa sind sie seit etwa dreihundert Jahren bekannt, und der Preis eines einzigen ist ein sehr hoher. So zerstört der gierige Mensch die kunstvolle Arbeit eines geschickten Vögleins und beraubt ihn seines Obdaches, nur um seiner Genußsucht zu fröhnen. Ein ganz besonders genialer Baukünstler ist der in Südasien heimische Schnei- dervogcl, der seinen Namen mit vollstem Rechte führt. Denn er schneidert sich tatsächlich sein Nest aus zwei Blättern zu sammen und zwar ohne Zioirn, Nadel und Schere. Anstatt deS Zwirnes bedient er sich eines schlanken Grashalmes, und sein Schnabel ist ihm Stadel und Schere zugleich. DaS eine Blatt hält er mit dem Fuße fest und stickt nun mit dem Schnabel hin und her, bis das andere Blatt fest an das erste genäht ist. So schneidert sich das kluge Tier sein beutel- oder sackartiges Nest zurecht, gerade groß genug für Eier und das Weibchen. Dieses Nest dient aber zugleich als Wiege, denn es ist so geschickt angebracht, daß es sowohl von dem zärtlich besorgten Papa als auch von den kosenden lauen Lüften hin und her geschaukelt werden kann, während die piependen Jungen sich ihres Daseins freuen. Ganz ausgezeichnete Baukünstler sind ferner die Webervögel, die eine weitverzweigte Finkenart bilden und vorwiegend gleich falls den Süden (Afrika, Südasien) bewohnen. Sie stricken und weben sich an den unzugänglichsten Zweigen hoher Bäume lange, hängende Taschen oder Beutel, die kleine Oeffnungen haben, und es gewährt einen abenteuerlichen Anblick, wenn an einem einzigen dieser schlanken Baumriesen 80 bis 100 solcher graubraunen Taschen leise im Winde hin und her schwingen und aus ihren Löchern die brütenden Weibchen neugierig herunterblicken auf abertausende vorbei rauschender wilder Tauben oder bunter Papageien, welche mit ihrem glänzenden Gefieder die Wälder erleuchten, oder auf pfeilschnell vorübersausende langhalsige Emus, die auf Nahrung ausgehen oder sich auf der Flucht vor einem hart näckigen Verfolger befinden. Unter den heimischen gefiederten Baukünstlern verdient der Zaunkönig, nächst dem Goldhähn chen unser kleinster Vogel, vor allem Erwähung. Als kluger Architekt ist auch er zunächst sehr vorsichtig in der Auswahl der Baustelle. Dieselbe muß möglichst an Gräben und bewachsenen Flußufern sowie nicht allzuweit von menschlichen Wohnungen liegen. Dabei liebt er, um unge stört zu sein, dichtes Buschwerk. Denn Spinnen sind seine Leibspeise, und diese findet er in seiner Umgebung in reich stem Maße. Sein Nestchen hat die Gestalt einer zierlichen Kugel und sieht smaragdgrün aus. So können es die Feinde nicht leicht mitten im Laubwerk erkennen und auffinden. Er stellt es auf höchst kunstvolle Weise aus weichstem Grase, zartestem Moose und leichten Daunen von seiner eigenen Brust her und versieht es aus Zweckmäßigkeitsgründen mit zwei Oeffnungen, einer Eingangs- und Ausgangspforte. Droht ein Feind an der einen Tür, husch ist der Bedrohte zur anderen hinaus verschwunden! Dem brütenden Weib chen aber, das mit Schnabel und Schwanz aus beiden Oeffnungen hervorragt, bietet das originelle Nestchen gleich wohl Schutz gegen alle Unbilden der Witterung. Auch die Nester der Schmanzmeisen, die auch Berg-, Mehl- oder Schneemeisen genannt werden, sind überaus kunstvoll her gestellt. Es sind hängende, beutelförmige Nester, die aus den feinsten Halmen, Fasern Spinnfäden und Federn so dicht und fest zusammengestickt sind, daß kein Sturm, kein Regenguß sie zerstören zu können scheint.. Höchst originell und schlau verfährt auch die sprichwörtliche diebische Elster bei Anlage und Bau ihres Heims, und es scheint, als ob sie hierbei in erster Linie ihren bösen Hang im Auge habe. Zunächst wählt sie als Baustätte die dichtesten Kronen hoher Bäume, um möglichst sicher zu sein vor etwaigen feindlichen Ueberfällen. Aber gleich als ob ihr das böse Gewissen keine Ruhe ließe, verwahrt sie das im Innern erdige Nest mit einem veritabeln — Stacheldrahtzaun, be stehend aus spitzen Dornen und stacheligen Zweigen, sodaß ein Elsiernest von fern wie ein Stachelschwein dem kühnen Eindringlinge entgegenstarrt. Außerdem weiß der vorsich tige Räuber den Eingang in seine schier unnahbare und uneinnehmbare Festung so versteckt anzubringen, daß es für den Unkundigen sehr schwer ist, ihn aufzufinden. Dabei hat die Diebin, wie dies nun einmal in der sauberen Zunft so Brauch ist, nicht den geringsten Respekt vor dem Eigen tum der gefiederten Kollegen und ist als schlauer Nesträuber sehr gefürchtet. Man sieht, ob gefiedert oder nicht, Art läßt nicht von Art. Merkwürdig ist, daß unsere gefeiertsten Sänger aus der Vogelwelt als Baukünstler nicht gerade sehr weit her sind. Die Lerche begnügt sich mit einem kunstlosen Neste in Feldern und Wiesen, die Nachtigall ist zufrieden, wenn sie in dichtem lauschigem Unterholz ungestört das süße Glück einer lauen Sommernacht beweinen kann, und der Star ist bekanntlich garnicht böse, wenn gütige, fürsorgliche Menschenkinder ihm durch Anbringen praktischer Nistkästen die Arbeit des Nestbaues möglichst erleichtern. Jst's in der Menschenwelt etwa anders? Die in prunkvollen Pa lästen und kunstgeschmückten Wohnhäusern wohnen, sind keineswegs immer die Besten und Edelsten, und manch einer, der wie Lerche und Nachtigall sich mit einer ärmlichen und schlichten Behausung begnügen muß, birgt unter der rauhen, unscheinbaren Außenhülle gleich jenen göttlichen Sängern ein edles Herz, ein goldiges Gemüt und ist glücklich und zufrieden, wenn er in Waldesduft und Sonnenschein sein Leid und Lied hinausschmettern kann. Wieder andere gleichen dem Kuckuck, dem Landstreicher unter den Vögeln: er besitzt gar kein eigenes Heim, und obdachlos vagiert er hin und her und schmuggelt seine Eier in die Nester kleiner Vögel, denen er die Mühe und Sorge des Ausbrütens und der Ernährung überläßt. Und sind die Pflegekinder Halb wegs herangewachsen, so handeln sie wohl gar so Herz- und pietätlos und werfen die eigenen Pflegeeltern zum Neste hinaus. Undank ist eben der Welt Lohn, und wer, wie der Kuckuck, Heimat- und kinderlos in der Welt umherschweift und keinen Sinn für das stille bescheidene Familienglück hat, der darf sich nicht wundern, wenn sein Beispiel an steckend wirkt. Gleichwohl zürnen wir dem eiteln „Gauch" — so nannten unsere Voreltern den Kuckuck — nicht: ist er uns doch als der sicherste Frühlingsbote im Herzen will kommen. So hat der gütige Schöpfer jeden auf seinen Platz gestellt, und wer nicht gerade ein großer Geist, ein begnadeter Künstler sein kann, der soll nach seinem Ver mögen, nach seiner Gabe zum Wohlbefinden und zur Freude seiner Mitmenschen beitragen. Aas Hespensterschtoß. Kriminal-Novelle von Wilhelm Grothe. (IS. Fortsetzung.) Die Sitzung vom 26. August umfaßte die Reden des öffentlichen Anklägers, des Generaladvokaten MoulinS und des Verteidigers Rouher. Die Vorlesung der Anklage dauerte fünf und eine halbe Stunde. Sie sagte, es gelte in diesem Prozesse nur ein Verbiet gegen Besson als Täter und un mittelbaren Urheber deS Verbrechens, obgleich die Art, in welcher die Damen von ChamblaS die Todesnachricht durch den Brief des MaireS Berger empfangen hätten, darauf bin- deute, daß sie ihnen nicht unerwartet komme. „Aber", fahrt die Anklage fort, „wir klagen hier nur einen einzigen Mann an. M wir bei Prozesse ist wege worden. Verbrect Besson'i führung Ai- geschehen wesen i für Besj materiell das Gu begeben. Die Krankhei gehoben, mittel si Hie' leuchtete aufmerks sprächen. Richtern deshalb! Riom gc heit zu » strengstei Familie gegen sei Der Abrede, auf das und Eini seilig so. daß er si Sie men — von i unter bei geboren." Hier scharfen, Entlastm verurteilt Achtung, Sie, men Ihr Gew aus? M hat das ' sich aber geblieben, keit der 2 „Uiü klage befi Schli vollständig Alibi bett von Alter haften U! schuldigen schon dies Die < Schlußber Marcella» fand diese der Zuhöi der Geschi Bac zu h> Mann sicl Mit umf! de Marcel seiner Fa „Wenn icl derselbe C blas zu di eine Leich, sich gelobt Hier ist di der Tag Hindernis dahingesm der Tag i kommen, f Dann über die < seien. Die ungen. H schließlich Franken u erkaufen, d gewandt h Schli« Jahren rü teile, seit z wie das i hintritl un sein?" Di ruhen, bis rechtigkeit l früh oder die Sünde über den H Louis de H ist schon g« an die Da Bei di. die Augen der Versich' beilagen, Benutzung