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Amts- 1111S Allzeigeblatt für den Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. UnterhalMngsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrlryr.-Adrrssr: Amtsblatt. Ächrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Insertionspreis: die kleinspaltigc Zeile l2 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Frrnlprrchrr Nr. 21". 8». ---------- 53. Jahrgang. - - - Donnerstag, den 19. Juli LS«« In dem Konkursverfahren zum Vermögen des Bürstenfabrikanten L'. 1^. I^vintnei» in Schonheide wird zur Beschlußfassung der Gläubiger über Gewährung einer Unterstützung an den Gemeinschuldner eine Gläubigerversammlung auf den 28. Juli IW«, vorm. ,l» Mr vor das Königliche Amtsgericht Eibenstock einberufen. Eibenstock, am 17. Juli 1906. Königliches Amtsgericht. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Schuhmachermcisters t,U!«t»v klli lkriieknvr m Lbcrstützengrün wird nach Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Eibenstock, den 14. Juli 1906. Königliches Amtsgericht. Die öffentliche Vorbildersammlung mit kunstgewerblicher Bibliothek bleibt vom 21. d. M. bis 10. August geschlossen. Kneifet. Pie französische Kriegserklärung. 19. Juli 1870. Schon im Jahre 1867, als Napoleon die begehrliche Hand nach Luxemburg ausstreckte, standen wir dicht vorm Kriege; nur König Wilhelms weise Mäßigung wußte, wie Deutschlands gutes Recht, auch den Frieden zu wahren. Da boten die Spanier, die sich in ihrer republikanischen Freiheit durchaus nicht wohl befanden, den spanischen Königsthron dem Prinzen Leopold von Hohenzollern an. Dieser junge Fürst von der katholischen Seitenlinie des Hohenzollernhauses war zwar keineswegs ein preußischer Prinz: aber das galt den Franzosen gleich: „Preußen wollte in Spanien herrschen, die Monarchie weiland Kaiser Karls V. wieder ausrichten'; so lautete die Parole in Frankreich, und Frankreich dürfe solche Preußenherrschaft in Spanien nicht dulden. Im Auf trage des Kaisers erschien am 9. Juli der französische Bot schafter Benedetti bei König Wilhelm in Ems und verlangte, der König möge dem Prinzen die Annahme der spanischen Krone verbieten. König Wilhelm erklärte, daß er nur als Oberhaupt der Familie benachrichtigt worden sei; als König von Preußen habe er nichts mit der Angelegenheit zu tun, könne mithin auch keinen Befehl zur Ablehnung erteilen. Als am 11. Juli Benedetti sein Ersuchen noch dringender wieder holte, antwortete der König, der Prinz sei völlig frei in seinen Entschlüssen; übrigens kenne er in diesem Augenblick nicht einmal den Aufenthaltsort des Prinzen. Da — am 12. Juli — schien es, als ob jede Veran lassung zum Streit schwinden sollte : Fürst Anton von Hohen zollern verzichtete im Namen seines Sohnes auf dessen Thron anwartschaft, um eine untergeordnete Familienfrage nicht zu einem Kriegsvorwande heranreifen zu lassen. Alle Welt, so auch König Wilhelm, glaubte, nun könnte Frankreich doch zufrieden sein. Der König zeigte am 13. früh dem Botschafter die Depesche des Fürsten Anton und erklärte die Sache somit „abgemacht". Das glaubten auch die vernünftigen Leute w> -Frankreich. Aber die Toren schreien immer lauter, als gesI Verständigen und behalten dann oft recht. So auch uni --mal. lie" Im gesetzgebenden Körper in Paris wurde eine große w' urüstungskomödie aufgeführt und die Demütigung Preußens als einzig mögliche Genugtuung für das beleidigte Frankreich verlangt. Schon am 13. erhielt Benedetti die Weisung, ein neues Verlangen an den König zu stellen; I. er solle die Verzichtleistung des Prinzen beglaubigen; 2. er solle die Versich erung aussprcchen, daß er niemals seine Zustimmug geben werde, wenn die Kandidatur des Prinzen wieder auftauchen sollte. Der König lehnte diese Zumutung ab und ließ, als Benedetti trotzdem eine nochmalige Audienz verlangte, dem Botschafter sagen, daß er keine andere Antwort als bisher geben könne und daß alle weitern Verhandlungen durch die Ministerien gehen müßten. Auch in diesem Augenblicke war König Wilhelm noch weit davon entfernt, den Krieg für unvermeid lich zu halten; ja er gab seiner freundlichen Gesinnung noch Ausdruck, als er am 14. auf dem Bahnhofe dem Botschafter zum Abschiede die Hand reichte. Aber in Frankreich dachte man anders. Schon am 13. Juli hatte der Herzog von Grammont, der Minister des Auswärtigen, in der Sitzung der Deputicrtenkammer erklärt, daß trotz der Verzichtleistung des Prinzen von Hohenzollern die Sache noch nicht beendigt sei. Am 15. Juli kam es dann zu einer ebenso stürmischen wie verhängnisvollen Verhand lung in der Deputiertenkammer, wo der Minister Ollivier, der Mann mit dem „leichten Herzen", die Karten aufdeckte und die Notwendigkeit des Krieges verkündete, weil Frankreich schwer beleidigt sei. Die vereinzelten Stimmen, die zur Mäßigung mahnten, verhallten im Tumult der erhitzten Leidenschaften, und Ollivier schnitt am Schluß der Debatte alle Erörterungen mit den Worten ab: „Wir versichern die beleidigende Tatsache auf unsere Ehre, das muß genügen. Der Worte sind nun genug gewechselt; es ist Zeit zu handeln!" Ein Kredit von 50 Millionen für die Kriegführung wurde mit 245 gegen 10 Stimmen bewilligt — der Krieg war ent schieden. Als König Wilhelm am 15. Juli Abends in Berlin ein traf, jubelnd begrüßt von seinem getreuen Volke, da war kein Zweifel mehr. — Abends 10 Uhr unterzeichnete der König die Order, welche die Mobilmachung des ganzen nord- - deutschen Bundesheeres aussprach. Am 16. Juli folgten Bayern, Württemberg und Baden, getreu den Verträgen, getreu wer deutschen Sache, dem Beispiele des Schirmherrn Deutschlands und riefen ihre Streiter zu den Waffen. Ganz Deutschland einmütig in Wehr und Waffen — das war das erste Ergebnis der unerhörten französischen Herausforderung! Tagesgeschichte. — Deutschland. Der deutsche Kronprinz und seine Gemahlin, die Kronprinzessin Cäcilie, sprachen für die ihnen aus Anlaß der Geburt des Sohnes aus allen Gauen des deutschen Vaterlandes und aus allen Kreisen der Bevöl kerung zugegangenen Fälle von Glückwünschen ihren aufrich tigsten Dank öffentlich aus. — Der Staatssekretär des Reichspostamts hat die Post anstalten angewiesen, auch diejenigen Sendungen in Militärangelegenheiten, die anstatt des Ver merks „Llilitai'ig." den Vermerk „Militärsache" oder „Heeres- sache" tragen, portofrei zu befördern, sofern die sonstigen Voraussetzungen des Portofreiheits-Regulativs für die Ge währung der Portofreiheit erfüllt sind. Es war mehrfach vorgekommen, daß einzelne Postbeamten solchen Sendungen die Portofreiheit versagten. — Der preußische Kultusminister hat die Erteilung von Turn-Unterricht durch Sozialdemokra ten an jugendliche Personen als unzulässig er klärt. Veranlassung zu diesem generellen Verbot gab ein Einzelfall aus Schleswig-Holstein. Der Minister sagt, der Turnunterricht untersteht der Aufsicht der Ortsschulbehörde. Dieser könne nur erteilt werden, wenn der Unterrichtende seine sittliche Tüchtigkeit für Erziehung und Unterricht nachweise. Das Vorhandensein der sittlichen Tüchtigkeit für Unterricht und Erziehung sei bei allen Mitgliedern der sozialdemokrati schen Partei zu verneinen. — Lübeck, 16. Juli. Der für den 23. August festge setzte englische Flottenbesuch vor Lübeck gilt nach einer hier eingetroffenen Privatmeldung infolge des russischen Borgehens gleichfalls für abgetan. — Nach einer in Lübeck eingegangenen Mitteilung soll der für dieses Jahr aufgehobene englische Flottenbesuch in deutschen Häfen im Mai des nächsten Jahres stattfinden. — Rußland. Der Reichsrat lehnte den Gesetz entwurf des Ministeriums, betreffend Maßnahmen gegen die Hungersnot, ab und stimmte mit 72 gegen 45 dem von der Reichsduma angenommenen Gesetzentwürfe zu, wonach 15 Millionen Rubel für Ausgaben im Monat Juli d. I. zur Beschaffung von Saatgut und Nahrung für die durch Mißernte geschädigte Bevölkerung bewilligt werden. Dieser Beschluß des Reichsrats wird in der Presse als ein Miß trauensvotum des Reichsrats gegen das Kabinett Goremykin betrachtet, das geeignet sei, den Rücktritt des letzteren zu beschleunigen. — Italien. Rom, 17. Juli. Das Observatorium in Catania meldet, daß am 15. Juli abends 8'z Uhr und am 16. Juli nachmittags 5'^ Uhr auf der Insel 'Stromboli 2 starke vulkanische Ausbrüche stattgefundcn haben. — Amerika. Eine neue Schlacht zwischen Guatemala und Salvador hat nach einer Reuter Meldung bei Platanar in San Salvador stattgefunden. Dort griff die Armee von San Salvador diejenige von Guatemala an. Die Guatemalaner verloren 2000 Mann an Toten, Ver wundeten und Gefangenen. Die über Santa Fö eindcingende Armee wurde zurückgeschlagen. Nach einer weiteren Meldung desselben Bureaus aus Washington nehmen die beiden Republiken die von den Vereinigten Staaten angebotene Vermittelung zur Schlichtung ihrer Streitfragen an. Nach einem Kabeltelegramm aus San Salvador hat die Republik Honduras an Guatemala den Krieg erklärt, sich jedoch schließ lich bereit erklärt, abzurüsten und ihren Konflikt mit Guate mala einem Schiedsspruch zu unterwerfen. — Das Pariser Generalkonsulat von San Salvador bestätigt unterm 17. Juli, daß General Regalado, der Führer der Truppen Salvadors, am 12. Juli in dem Kampfe bei El Jidaro gefallen ist, und daß dank der freundschaftlichen Intervention der Präsidenten Roosevelt und Porfirio Diaz zwischen San Salvador und Guatemala Friede ge schlossen ist. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 18. Juli. Zum Nachfolger des ver storbenen Herrn Postdirektors Singer hier wurde ab I. Septbr. Herr Postinspektor Wagner in Leipzig ernannt. — Eibenstock, 18. Juli. Wettervorhersage: Mittwoch, den 18. 7. 06, abends 6 Uhr bis Donnerstag, den 19. 7. 06, abends: Schwache westliche Winde, zunehmende Bewölkung, nur stellenweise leichte Niederschläge, etwas kühler. — Eibensto ck. Vorbildersammlung und kunstgewerb liche Bibliothek bleiben vom 21. Juli bis 10. August geschlossen. Bei vorheriger Anmeldung aber, welche an einen der nach genannten Herren gerichtet sein muß, können auswärtige Bereine und Corporationen auch während dieser Zeit die Besichtigung vornehmen. Die Herren Otto Findeisen, Vorst, vom Erzgebirgsverein Eibenstock, und Handelsschuldirektor Jllgen haben sich in liebenswürdigster Weise bereit erklärt, eine sich nötig machende Führung zu übernehmen. — S ch ö n h e i d er h a m m e r. Ten Streckenarbeitern Heinrich Lang und Herrmann Lenk aus Eibenstock wurde am 16. d. M. von Henn Bahnmeister Hartmann hier, im Namen der Kgl. Generaldirektion der sächs. Staatseisenbahnen für 30jährige ununterbrochene, treue und gewissenhafte Pflicht erfüllung eine Geldbelohnung ausgehändigt. — Man sieht auch hieraus wieder, welches Wohlwollen die Kgl. Staats eisenbahnverwaltung jederzeit ihren pflichttreuen Arbeitern entgegenbringt. — Dresden, 16. Juli. Neber die bis jetzt getroffenen Dispositionen desHofes wird folgendes bekannt: Nach Beendigung des auf drei Wochen festgesetzten Aufenthaltes in Seis wird Se. Majestät mit seinen Kindern zunächst zwecks Nachkur auf weitere drei Wochen nach Moritzburg gehen. Das Hoflager in Pillnitz wird am 20. August eröffnet. Im September wird der König bekanntlich den Kaisermanovern beiwohnen und einige Zeit in Sibyllenort bleiben. Die Königin-Witwe Carola wird nach Beendigung ihrer Kur in Rehefeld ebenfalls nach Sibullenort gehen. Am 20. Ok tober findet nach den augenblicklichen Dispositionen die Trau ung Johann Georgs in Cannes statt. Der König und Prinzessin Mathilde werden den Festlichkeiten persönlich bei wohnen. Das junge Paar wird nach dreiwöchiger Hochzeits reise am 17. November seinen feierlichen Einzug in Dresden halten. Ein großes militärisches Schauspiel wird voraussichtlich damit verbunden sein. Ausgang Oktober wird sich der König noch auf 14 Tage nach Grillenburg begeben. — Dresden. Ein trauriges Bild der heutigen wirt schaftlichen Verhältnisse gibt folgende Tatsache: Ein Dresdner Geschäftshaus hatte die Stelle eines Geschäftsführers ausge schrieben. Die Bewerber müssen kaufmännisch gebildet und mit dem Kassen- und Rechnungswesen vertraut sein. Ge meldet hatten sich gegen 400 Bewerber. Ein Beweis, daß das Angebot in der belr. Branche den Bedarf erheblich über steigt. Der Andrang der Militäranwärter zu den einträg licheren Post- und Äahnbeamtenstellungen soll noch größer sein, so daß man sich veranlaßt gesehen hat, die Anforde rungen in den Assistentenprüfungen beträchtlich höher zu schrauben. — Leipzig, 15. Juli. Für die Schauseile des Em pfangsgebäudes des Leipziger Zentral-Bahn Hofes wird ein öffentlicher Wettbewerb unter den Architekten Deutschlands ausgeschrieben, für den Preise von 15000, I00tX> und zweimal 7500 Mark in Aussicht genommen sind. Das Preisrichter-Kollegium wird sich aus 25 Mitgliedern zusammen setzen, und zwar aus je sieben Beamten der sächsischen und der preußischen Eisenbahn-Verwaltung, resp. der Ministerien, acht deutschen Architekten und drei Vertretern der Stadt Leipzig. Einer von diesen letzteren wird auf besonderen Wunsch des Rates aus der Mille der Stadtverordneten ge nommen werden. — Leipzig, 16. Juli. Unter dem Verdachte, den Handwerksburschen Herzog bei Paunsdorf ermordet zu haben, wurde der Steinbruchsarbeiter Max Reiche aus Polenz in Brandis verhaftet. Unter starker Bedeckung wurde der Berhaflete ins Gefängnis in Grimma eingeliefert. — Bei dem Geschäftsführer eines hiesigen Gewerbetreibenden erschien ein etwa 24jähriger, gutgekleideter Herr mit kleinem blondem Schnurrbärtchen, unter dem Arme eine große Aktenmappe, und stellte sich als den Bureauvorstand des Iustizrats Knoll in Stollberg vor. Er erklärte, der genannte Iustizral erbiete sich, da ein Verwandter des Prinzipals des Geschäftsführers