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Die Erstarrungskruste. 7 Temperaturen und so hohem Drucke sehr wenig wissen — sicher lag über der erstarrenden Erde eine Atmosphäre, deren Druck und Zusammensetzung von den heutigen Verhältnissen vollständig abweicht. Diese Atmosphäre enthielt äusser der ganzen Menge des Wassers alle die Verbindungen, welche bei hoher Temperatur flüchtig sind, wie Chloride, Schwefelmetalle, Fluorverbindungen u. s. w., und verlangsamte durch ihre Beschaffenheit die Erkaltung der Erdoberfläche. Die Kruste erstarrte demnach unter Bedingungen, wie sie später niemals wiederkehren. Als endlich die Temperatur weit genug gesunken war, dass tropfbar flüssiges Wasser sich niederschlagen konnte, war es heiss, salzig, vielleicht sauer, so dass es chemische Wirkungen auf die Kruste ausübte. Die Zusammenziehung bei der Abkühlung bewirkte Faltung, Bersten, Zerreissen der Kruste, anfangs in stärkerem, später in schwächerem Maasse. Organismen konnten begreiflicher Weise erst bei einer bestimmten Stufe der Abkühlung auftreten. Die Erstarrungskrnste. Als Folge des bisher Mitgetheilten ergeben sich die Fragen: wie war die Erstarrungskruste zusammengesetzt? Ist sie erhalten oder zerstört? Und wenn sie erhalten blieb, wurde sie etwa verändert? Die Antworten der Geo logen 1 ) auf diese Fragen gehen weit auseinander. Nach der hier vertretenen Ansicht liegt in der Gruppe der krystallinischen Schiefer die Erstarrungskruste vor, verändert z. Th. durch Verwitterung, und zwar in derselben Weise, wie die übrigen platonischen und neptunischen Gesteine nach wohlbekannten Ge setzen. Nach anderer Ansicht wurde die Erstarrungskruste entweder vollständig zerstört oder doch so tief unter späteren Gebilden begraben, dass man nichts von ihr kennt. Es ist klar, dass die Sedimente eine Unterlage, auf welcher sie sich aus Wasser ablagern, und weiter ein Material voraussetzen, aus welchem sie durch mechanische oder chemische Zerstörung entstehen. Man kann also nicht, ob wohl es oft versucht ist, aus den Sedimenten die plutonischen Gesteine ableiten wollen; im Gegentheil, diese müssen •— gleichgültig, ob sie nur der Erstarrungs kruste angehören oder als Eruptivgesteine die letztere durchbrechen — den Ausgangspunkt bilden. Ebensowenig kann man, so lange man unter Eruptiv gesteinen Durchbrechendes versteht, aus ihnen die Erstarrungskruste herleiten. *) Lossen (Jahrb. preuss. geolog. Landesanst. f. 1883. 502) spricht von dem „mehr dem Gedanken als der Wirklichkeit nach greifbaren Mythos von den Gesteinen der ersten Erstarrungskruste“.