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Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt -es Königlichen Verichtsamtes uv- -es Sta-trathev zu Kifchosswer-a. Dirse Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabends, und koket vierteljährlich 12'j, Rar. Inserate «erden bi« Dienstag« und Freitags früh 8 Uhr angenommen. Sachsen. Der Antrag auf Entwaffnung ruft regelmäßig in der zweiten Kammer die erbittertsten, leidenschaft lichsten Gefechte hervor. Am 24. Nov. stand er zur Schlußberathung und es wäre wohl kein Zweifel gewesen, daß die Kammer ohne weitere Debatte wiederum mit überwiegender Mehrheit beschlossen hätte, auf Abminderung der drückenden Heereslast anzutragen, wenn sich nicht in der Zwischenzeit von der ersten Berathung bis zur genannten Etwas er eignet hätte, was wohl noch nicht dagewesen ist. Der Lausitzer Abgeordnete Israel, national-liberaler Richtung, hatte nämlich in der Oberlausitzer Dors zeitung einen Schreibebrief geschrieben, in welchem er den Antrag auf Abminderung des Militär-Etats eine Demonstration gegen den norddeutschen Bund, um die National-Liberalen im Lande um ihren Credit zu bringen, ja einen „Hochverrath" genannt hatte, an dem er sich nicht betheiligen könnte. Ueber diese Beleidigung der Kammer durch eins ihrer eigenen Mitglieder sprachen nun der wackere Abgeordnete Mah, der Antragsteller in der Entwaffnungsfrage, und der greise Abg. Riedel ihre Entrüstung aus. Es machte einen tiefen Eindruck, als Riedel sagte, daß ihm von einem Abgeordneten, der kaum so vielen Sitzungen beigewohnt habe, als er, Riedel, im Land tage Jahre säße, Theilnahme am Hochverrath vor geworfen worden sei. Abg. Sachße meinte, so könne nur ein Abgeordneter schreiben, der, weil er in der Kammer nichts gelte, vor seinen Wählern wenigstens was gelten wollte. Der Präsident bezeichnete das nicht als passend. Die VertheidigungSrede des Abg. Israel selbst war äußerst schwach, er beharrte ein fach auf seinem Antrag und erklärte es unter seiner Würde, dem Abg. Sachße zu antworten, worauf von der rechten Seite ein allgemeines Pfui! erfolgte. Abg. Biedermann bot vergebens Alles auf, um seine Partei aus der Affaire zu ziehen, erfuhr aber durch die Äbgg. vr. Wigard und Oehmichen wahrhaft wuchtige Hiebe. Die Verhandlung endigte damit, daß der Antrag auf Entwaffnung fast mit derselben Mehrheit in der Schlußabstimmung angenommen wurde. (Dr. N.) Limmdzw-azig-rr Jahrgang. Die Noten der Landständischen Bank zu Bautzen zu 5 Thaler ohne Datum (emittirt laut Bekannt machung vom 19. Januar 1860) und zu 10 Thlr. von 1861 werden eingezogen und sind die 5-Thaler- noten bis 31. December 1869, die 10-Thalernoten bis 31. Januar 1870 zum Umtausch zu präsentiren in Dresden bei M. Schic Nachfolger und Eduard Rocksch Nachfolger, sowie in Bautzen bei der Bank- casse, welche letztere auch deren Einlösung gegen baares Geld bewirken wird. Nach Ablauf dieser Termine werden die bezeichneten Noten für ungiltig erklärt. Sicherem Vernehmen nach ist nun definitiv be stimmt, daß das abgebrannte Hoftheater in Dres den nicht mehr auf dem alten Platze aufgebaut, sondern weiter zurück in die Zwinger-Anlagen ge rückt wird. Freilich geht damit ein Theil der An lagen, sowie der Zwingerteich, letzterer jedoch nur zur Hälfte, verloren, trotzdem ist es im Interesse des Museums nur anzuerkennen, daß man sich zu dieser Verlegung des Theatergebäudes entschlossen hat. Heute Sonnabend, den 27. November, wird in Dresden die neuerbaute englische Kirche durch den Bischof von Columbia eingeweiht werden. Die sächs.-böhmische Verbindungsbahn (Annaberg- Weipert) emittirt 600,000 Thlr. Sprvcent. Prioritäts- Obligationen, eingetheilt in 6000 Stück s 100 Thlr. Der EmissionScours ist auf 94 Proc. festgesetzt und werden in Dresden bei der Firma George Meusel u. Co. und in Leipzig bei der Firma H. C. Plaut Subskriptionen entgegengenommen. Infolge seiner im letzten Feldzuge erhaltenen Verwundung ist am 24. Nov. der Soldat Schulze von der 4. Compagnie des 4. Infanterie-Regiments in der Villa Ihrer königl. Hoheit der Frau Kron prinzessin in Strehlen, woselbst er sich seit längerer Zeit in Privatpflege befand, gestorben. Schulze hatte in der Schlacht bei Königgrätz einen Schuß in den linken Oberschenkel erhalten und war der letzte Ver wundete, welcher sich seit dem Feldzuge ununterbrochen in ärztlicher Pflege und Behandlung befunden hat. Auf der Bahnstrecke zwischen Niedersedlitz und Mügeln wurde am 22. d. M. Nachmittags in der 3. Stunde die Bauersfrau Funke aus Gorknitz von der heranbrausenden Lokomotive sofort getödtet.