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wWrechtffrtigen: «s Lalle sich wieder einmal eine -WÜtrvvoike über Oesterreich zusammen. Die italienische Regierung macht mit der Klosteraufhebung im Römischen vollen Ernst. Der betreffende Gesetzentwurf ist schon ausgearbeitet und wird dem Parlament alsbald nach dessen Zusammen tritt vorgelegt werden. Sonst ist nichts von Be lang aus Italien zu melden. Die Reden des Papstes und seine bitteren Ausfälle gegen die italienischen Wähler werden konsequent von der Presse todt- geschtyiegen, wie Antonelli eS angeordnet hat. In Frankreich haben die Generalräthe ihre Session zumeist mit der Wiederwahl der alten Bureaux begonnen. Nur das früher fanatisch reaktionäre Departement der Jonne hat den monar chischen durch einen republikanischen Präsidenten er setzt. Die republikanische Regierung des Herrn Thiers scheint es darauf anzulegen, die Republik zu miß- creditiren, denn sie hat jede Zusammenkunft, jede Rede, jede Demonstration am 4. September auf das Strengste verboten. Ein reaktionäres Gemüth könnte ja beleidigt werden, wenn an diesem Tage ein paar Republikaner gemeinsam Kalbsbraten und Salat genießen. In Serbien hat die Uebernahme der Regie rung durch den jüngsten Fürsten Milan am 22. d. M. stattgefunden. In seiner Proklamation spricht der Fürst der serbischen Nation für die begeisterte Aufnahme, die ihm zu Theil geworden, sowie der Regentschaft für das ihm von derselben im blühendsten Zustande übergebene Land seinen Dank, sowie die Befriedigung darüber aus, daß er nun konstitutioneller Fürst von Serbien sei. Die Proklamation verheißt ferner, daß die nationalen Ideen des Fürsten Michael fort und fort gepflegt werden sollen, be stätigt alle Staatswürdenträger in ihren Äemtern und fordert dieselben, sowie die ganze Nation auf, dem Fürsten ihre Unterstützung zu Theil werden zu lasten. „Serbien", heißt es am Schlüsse, „habe sich durch Ordnungsliebe und Gesetzlichkeit die Achtung anderer Staaten erworben; der Fürst verspreche seinerseits, dem Wohle des serbischen Volkes sein Leben zu widmen." — Die bisherigen Regentschafts mitglieder sind vom Fürsten zu seinen Ministern ernannt. Sie haben den Titel, nicht die Stellung geändert. Nach wie vor werden sie der nationalen Ueberhebung fröhnen, Großmachtsträume träumen, großsprecherische Reden halten und mit Rußland liebäugeln. Eine Gefährdung des Weltfriedens oder der Ruhe irgend eines Staates bringt das nicht mit sich. Aus Wildbad Gastein wird Wiener Zeitungen berichtet: Kaiser Wilhelm beschäftigt sich mit Eifer mit den Vorbereitungen der Drei-Kaiser-Zusammen- kunft in Berlin. Der Telegraph schwirrt, die Couriere fliegen und nicht selten brennt noch um Mitternacht das Licht auf dem Arbeitstische des Kaisers. Weder Andraffh (Oesterreichs Ministerpräsident), noch Bis mark sind Väter zu diesem Kinde. .Dem Ersten fehlt die Liebe, dem Andern der Glaube; es ist des Kaisers Wilhelm heißer Wunsch, der Welt den Frieden zu geben und zu sichern, wo möglich über sein GraL hinaus. Aber nicht dm äußern Fehden allein, sondern auch den Frieden der Gemmher. E» wird ihn hoch beglücken, wie einff fein Bqter auf dem Schlachtfelde von Leipzig mit den Kais««' von Oesterreich und Rußland vor den Augen der ganzm Welt Hanv in Hand zu stehen in Frieden und Freundschaft. Vertrauensvoll wird er e» seinem Bismark überlasten, dafür zu sorgen, daß die Welt an keine zweite unselige „Heilige Allianz" denkt, daß er vielmehr mit den Staatsmännern Oesterreichs und Rußlands den Frieden im Osten und Westen sichert und der „Internationale" und der Social demokratie den blutrothen LebenSfaden abschneidet. Aber Ein Wort wird der Kaiser persönlich an seine Gäste richten: Laßt unS unfern Völkern, laßt ünS der Welt den Religionsfrieden geben. Dieses Wort zur That zu machen, ist ihm das größte Bedürfniß, und er freut sich so auf die Berliner Besuche, weil er von ihnen Großes hofft. , Kaiser Wilhelm hat, wie aus Gastein telegraphier wird, eines Fußleidens wegen den beabsichtigten Be such beim Kaiser Franz Joseph in Ischl aufgegebcn ' und reist am 28. nach Salzburg und am 29. von dort direkt nach Berlin weiter. Der deutsche Kaiser entschuldigte sich herzlichst auf telegraphischem Wege beim Kaiser Franz Joseph und schickte den Flügel adjutanten Grafen Lehndorf nach Ischl ab, um sich bei der Kaiserin zu entschuldigen. Der Glanzpunkt der Festlichkeiten zur Feier der Drei-Kaiser-Zusammenkunft in Berlin wird unzweifel haft der 7. September, ein Sonnabend, werden. An diesem Tage findet Vormittags die große Parade auf dem Tempelhofer Felde statt, Nachm. ist im königlichen Schlosse großes Galadiner, Abends Galaoper, und an diese schließt sich dann der mächtige Zapfenstreich bei Fackelschein, für welchen die ganze Strecke vom königlichen Schlosse bis zum königlichen Palais reservirt bleibt. Für diesen Abend ist auch eine allgemeine Illumination der Stadt in Aussicht genommen, zu welcher der Magistrat insofern die Initiative ergriffen hat, als er bei der Stadtverordnetenversammlung die Bewilligung der Kosten für die Erleuchtung des Rathhauses nachsucht. Der Kronprinz des deutschen Reiches, welcher am 25. August Abends H8 Uhr in Ingolstadt eintraf und von der Generalität, dem Offizicrcorps und dem Gemeindccollegium begrüßt wurde, hielt seinen Ein zug in die festlich beleuchtete Stadt unter Kanonen donner, Glockengeläute und dem Jubel des Volkes. Vor dem Hotel, in welchem der Kronprinz abstieg, erfolgte die Ueberreichung eines Wernen Lorbeer kranzes durch die Stadtvertretung. Der Kronprinz war über den herzlichen Empfang hoch erfreut. Zur Anwesenheit des Kronprinzen von Sachsen in Breslau beabsichtigt dem Vernehmen nach eine größere Anzahl dasiger HauSwirthe ihre Häuser mit Fahnenschmuck zu decoriren. Nachdem unsere süd deutschen Brüder in Baiern und Würtemberg den kaiserl. Kronprinzen so würdig empfangen haben, glaubt man nicht zurückstehen zu sollen, wenn es gilt, «inen so tapferen Heerführer, der zum ersten Male in Bres lau einkehren wird, in gleicher Weise aus's Herzlichste zu bewillkommnen.