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Bischofswerda, Stolpen und Umgegend^ Amtsblatt -es Königlichen Verichtsamtes und -es Atadtratheo zu Kischosswerda. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabends, und koket vierteljährlich 12's, Rgr. Inserate werden bis Dienstags und Freitags früh 8 Uhr angenommen. 27. j Sonnabend, den 3. April. 1^869. Napoleon und die Freiheit. Durch einen blutigen Staatsstreich machte sich Napoleon, der keine Aussicht hatte, wieder gewählt zu werden, aus dem Präsidenten der Republik zum Kaiser der Franzosen. Mit eiserner Hand nahm er dem Volke seine freiheitliche Verfassung und setzte an deren Stelle seine absolute Herrschermacht; fiir jenen Verlust aber bot er der ehrgeizigen 'Nation Ruhm und Ehre, wie sie Frankreich seit den Tagen seines großen Oheims nicht zu Theil geworden waren. Rußland und Oesterreich mußten sich ihm, der um sonst um eine ebenbürtige Prinzessin geworben hatte, beugen, und ganz Europa lauschte auf die Worte aus seinem Munde. Wohl vermochten auch seine gewaltsamsten Maßregeln — nicht Gefängnisse und Confiscationen, selbst nicht die Fieberlust von Cayenne — den Ruf nach Freiheit ganz zu unterdrücken; wohl verhieß er selbst die Freiheit als die Krone seines Machtgebäudes; aber nach wenigen schwachen Anfängen hat er, fürchtend, daß sich die Freiheit gegen ihn wende, die Erfüllung jenes Versprechens aufgegeben. In Mexico ereilte ihn zuerst die rächende Nemesis: der Rückzug seiner Truppen, die Hinrichtung Maximilian's, dem er Schutz versprochen und nicht gehalten hätte, dann die Erfolge Preußens im Jahre 1866 haben die Machtstellung Frankreichs bedeutend geschmälert, und infolge dessen sehen wir die Herr schaft Napoleon's, eben darum, weil sie nicht auf der Freiheit, sondern lediglich auf der Macht basirte, in ihren tiefsten Fugen erzittern. Wollte Napoleon auch jetzt den Franzosen freiheitliche Institutionen geben, man würde darin nur ein Zeichen der Schwache sehen; es ist zü spät. So hatte der russische Kaiser Nicolaus, der „Vater der Reaction", Jahrzehnte lang ganz Europa — mit alleiniger Ausnahme Englands — darnieder- gehalten, aber der einzige Krimkrieg brachte Ruß land dem Untergange nahe; nur durch gewaltige Reformen , besonders die Aufhebung der Leibeigen schaft, hat es sich wieder emporgerafst. Aehnlich versucht Oesterreich, nachdem es so lange in Deutschland und Italien zum Unheile beiher vomt- Äste, sich aus dem gänzlichen Verfall , in de» es Bimmdzwsnzigst« Jahrgang. zwei kurze Feldzüge gebracht haben, durch freisinnige Gesetze zu retten. (Wir wünschen von Herzen, daß es, ohne neue unselige Versuche der Einmischung irr die Gestaltung Deutschlands zu machen , auf diesem richtigen Wege sortgehe und zur Vormacht gegen das ändringende Slaventhum erstarke.) In immer neuen Beispielen lehrt so die Ge schichte, daß die Gewalt wohl Reiche begründe» kann, daß aber nur freisinnige Institutionen sie auf die Dauer zu erhalten vermögen. Möchte doch darum auch von Preußen das Band, das der Krieg geknüpft, durch freisinnige Institutionen in Staat und Kirche gefestigt werden; sie werden das sicherste Mittel sein, das die Herzen der Neupreußen erobert, die Angehörigen des norddeutschen Bundes mit den schweren Lasten, die ihnen das Jahr 1866 gebracht, versöhnt und die süddeutschen Staaten zu einem raschen und festen Anschluß an das unter Preußen geeinigte Deutschland bewegt. Dz. Sachsen. L Großröhrsdorf, 29: März. Wie schon früher öfters geschah, gab gestern die hier seit einigen Jahren bestehende Gesellschaft „Germania" in dem fast zum Erdrücken gefüllten Saale der Mittelschänke wiederum eine theatralische Vorstellung und zwar hatte man diesmal das nicht leicht durchzuführende Schauspiel „die Grille" gewählt. Es kann die Aufführung dieses herrlichen Dramas, ob auch fast nur Dilettanten das wirkende Personal bildeten, im Allgemeinen als eine sehr gelungene bezeichnet werdem und ist es der aufrichtige Wlmsch des überaus zahl reich versammelt gewesenen Publikums, das die ge nannte Gesellschaft bald wieder eine ähnliche Äbertv- unterhaltung veranstalten möge. Camenz, 31. März. Am gestrigen Tage wurde durch eine Deputation des Stadtraths und der Stadtverordneten Herrn Bürgermeister Eichet in Anerkennung seiner Verdienste um unsere Stadt und besonders um die so erfolgreichen Mühewaltungen bei dem Zustandekommen der Radeberg - Eästiettzer Eisenbahn ein Ehrengeschenk vdv tausend ÄWÜr überreicht. In gleicher Weise eM^ng, HeichGäts-