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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 27.10.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190010273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19001027
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19001027
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1900
-
Monat
1900-10
- Tag 1900-10-27
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Monat
1900-10
-
Jahr
1900
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sammlung veranstalteten Kollekten war ein sehr erfreulicher (138 M. 26 Pf.). Der Vorschlag, diese Kollekten unverkürzt dem Kirchen- und Schulbausond» der einer kräftigen Hilfe dringend bedürftigen böhmischen Diasporagemeinde Klostergrab zuzuweisen, sand die Zustimmung der Versammlung. Möge diese so schön verlaufene Feier nicht ohne gute Frucht bleiben, und die Losung de» Gustav-Adolf-Vereine»: »Lasset un« Gute« thun an Jedermann, allermeist aber an de« Glauben« Genossen" auch fernerhin freundliche« Gehör finden! — Dre« dcn, 23. Oktober. Am vorigen Freitag Hal sich der Rath in einer außerordentlichen Sitzung mit dem von einem gemischten Ausschuß vorberathencn Ort«gesetzentwurf, betreffend die Einführung einer Gewerbesteuer, beschäftigt, der hauptsächlich den Großbetrieb im Detailhandel (Waarenhäuser) und da« Filial unwesen treffen sollte. Nach mehrstündiger Debatte wurde der Eintritt in die Specialberathung und der ganze Gesetzentwurf mit großer Mehrheit abgclehnt, in der Hauptsache mit Rücksicht daraus, daß zu erwarten steht, die Königl. Staat«rcgierung werde dem nächsten Landtag nach dem Vorgang Preußen« und Bayern« einen Entwurf eine» LandeSgesetzc« über die Besteuerung der Waarenhäuser vorlegen und daß e« gegenwärtig kaum noch ge lingen wird, eine ortSgesetzlichc Regelung mit Wirkung vor 1. Januar 1902 eintreten zu lassen, daß aber da« Inkrafttreten eine« betreffenden LandeSgesetze« im Jahre 1902 erst erhofft werden kann. Gleichzeitig wurde beschlossen, an die Kgl. Staats regierung eine Vorstellung zu richten, in welcher die Gesichts punkte dargelegt werden sollen, deren Beachtung bei Ausarbeit ung des Entwurfes eine» einschlagcnden Landergesetze« nach An sicht de« Ralhe« wllnschenSwerlh sein würde. — Dresden, 23. Oktober. Die Sektion de« Bremser» Dittrich hat zunächst ergeben, daß die Knieebänder de« Verstor benen in einer Weise verkürzt waren, welche alle Gehversuche schlechterdings auSschließen mußte. — Dresden, 25. Oktober. Da« amtliche »Dre-dner Journal" schreibt: Seit einigen Wochen behandelt ein großer Theil der Sächsischen Tagespresse immer von Neuem in ganz ernsthaft gehaltenen Erörterungen die Frage, ov die Sächsischen Staatseisenbahnen an raS Reich oder an Preußen, sei eS auf dem Wege des Verkaus« oder der Verpachtung oder in irgend einer anderen Form, überlassen werden sollen. Veranlaßt sind diese Erörterungen offenbar durch ein, unbekannt von welcher Seite, in Umlauf gesetztes und anscheinend ohne Weitere« al« begründet angesehenes Gerücht, nachdem die Königl. Preußische Regierung an die Königl. Sächsische ein sehr hohe« und sogar ziffernmäßig angegebene« Angebot für Uebcrlassung der diessei tigen StaatSbahncn gemacht hätte, da« zur Zeit den Gegenstand von Verhandlungen zwischen beiden Regierungen bilde. E« hatte sich wohl mit einigem Rechte erwarten lassen, daß dieses für jeden Einsichtigen den Stempel de« Unwahrscheinlichen an der Stirn tragende Gerücht bald von selbst wieder verstummen würde. Da die» aber nicht der Fall zu sein scheint, sind wir ermächtigt, ausdrücklich zu erklären, daß da« fragliche Gerücht aller und jeder Grundlage entbehrt, daß die Königl. Preußische Regierung weder da« behauptete, noch irgend ein andere» ähnliche« Angebot der diesseitigen Regierung gemacht hat und folglich auch zwischen beiden Regierungen keine Verhandlungen über ein solche« statt finden können. Wir können dem noch hinzusügen, daß ebenso auch die weitere Behauptung, die Staatsregierung nehme der Frage der Abtretung der StaatSbahnen gegenüber jetzt nicht mehr die frühere ablehnende Stellung ein, vollkommen au« der Luft gegriffen ist. — Werdau, 25. Oktober. Da« Kgl. Landgericht Zwickau verhandelte gestern abermals gegen die ehemaligen Fabrikbesitzer Gebr. Werner aus Werdau wegen Betrug«. Franz Louis Werner wurde zu 7 Monaten Gefängniß verurtheilt und Richard Ernst Werner freigesprochen. — Mylau i. V., 25. Oktober. Ein Prozeß um da« »Häuslergeld", ein Uebcrbleibsel au« der guten alten Zeit, kam dieser Tage hier zum AuSirag. Der Kirchenvorsland al« Kläger erhielt Recht, und der Beklagte ein kleiner Hausbesitzer, muß den Betrag — .4 Neugroschcn 8 Pfennige" — nach wie vor all jährlich an die Kirchenkasse abführen, auch die erheblichen Prozeß kosten tragen. Da« „Häuslergeld" stammt daher, daß ehemals der Kantor unv der Diakonu» nicht au« der Stadlkasse bezahlt wurden, sondern daß jeder Hausbesitzer einen festen Betrag — eben jene ,4 Neugroschen 8 Pfennige" — an die erwähnten Kirchenbcamtcn abführen mußte. Im Jahre 1842 wurde dieser Betrag al» Rcallast im Grundbuche eingetragen und 1876 in der Weise abgelöst, daß da« »Häuslergeld" nicht mehr an den Kantor und Diakonu« direkt, sondern an die Kirchkasse zu be zahlen war. ES Hal sich nun mit dem Anwachsen der Stadt Mylau der unhaltbare Zustand herausgebildet, daß die Besitzer ter kleinen, alten Häuschen diese Reallast tragen müssen, während die nach 1876 entstandenen großen Häuser, Villen und dergl. frei auSgehen, daß ferner Hausbesitzer, welche da« Nachbargrund stück angekaust haben, da» »Häuslergeld" doppelt, ja dreifach be zahlen müssen (weil da» »Häuslergeld" nicht auf dem HauS- grundstücke ruht, sondern auf dem Grund und Boden, auf dem e» steht, und daß e« sogar in der Nachbarschaft Netzschkau 19 Hausbesitzer giebt, welche nach Mylau »Häuslergeld" zu ent richten haben. Zwei Möglichkeiten sind gegeben, dieser unzeitge mäßen Steuer ledig zu werden: Ablösung derselben durch ein malige Zahlung de« zwanzigsachen jährlichen Betrage«, oder Austritt au« der Landeskirche. Zu dieser letzteren äußersten Konsequenz dürste sich indessen nicht so leicht Jemand bereit finden. — Schwarzenberg 24. Oktober. Die Landgemeinde Lauter hat sich in neuerer Zeit bedeutend, auch in industrieller Hinsicht, entwickel«. Es wurde hier elektrische Beleuchtung ein- gesühr«, ein große«, stattliche» Schulgebäude errichtet und die Schule selbst unter die Leitung eine« Schuldirektor« gestellt. Nunmehr hat die Gemeinde auch ein Wasserwerk erbaut, da« am 27. Oktober seiner Bestimmung übergeben werden soll. — Hartmannsdorf b. Kirchberg, 23. Oktober. Gestern weilte hier ein Beamter der Staatsanwaltschaft Zwickau und nahm in der Angelegenheit, den Mitte vorigen Monat« aus hie siger Flur verübten Eisenbahnfrcvcl betreffend, Lokalbesichtigung und außerdem die Vernehmung einer großen Anzahl junger Burschen vor. Hoffentlich gelingt e«, der ruchlosin Buben hab haft zu werden. Bekanntlich wurde damals auf der Bahnstrecke zwischen den Schienen ein große» Wagenrad vorgefunden, womit die Zugsentgleisung bezweckt worden war. Vor hundert Jahre«. -7. «««»er. Da» R-tbhau«l888 <Il>. Di« GeschästSvetthttlung im Roth- Haus« war folgend«: Der Dingen« (I. Bürgermeister), dem auch die zahl- reichen Commissionen unterstell! waren, bearbeitet« all« Generalin in Poli zei- und Militär-Angelegenheiten, und vetthttlte die übrigen Sachen zur Bearbeitung an di« Departement«. Der Kammerer besorgte die Kämmerei-, Forst- und Baugelchäste und hatte die Aussicht über die BewiNhschastung der Kämmereigüter. Der erste Senator hatte die Gewerbs- und Fabrik sachen, sowie di« Bürger- und kleineren Städtelassen unter sich, der zweite Senator die Feldsachen und war Kämmerri-Kontrolleur, der dritte Senator endlich sollte sich um Brunnenwesen, Feueranftalten und Gesinde-Angelegen heiten kümmern und den ersten Bürgermeister asststtren. Dem Sekretär lag die Expedition der fettigen Sachen ob, dem Registrator die Sorge für da« Archiv: der Protokollist hatte die rathbäuslichen Protokolle, Bernehmungen und dergl. und mutzte mithelsen btt Reinschriften und der Depositenkassen, rendanl Halle die Administration und Berechnung der rathhäuSUchen und zugleich gerichtlichen Depositen-Gelder, auch führte er das Journal. Von Commissionen, an deren Spitze stet« ein Senator stand, gab eS eine Feld-, Brunnen-, Feuer-, Servis- und Baukommission. 28. Klitoler. Noch etwas vom Po st Wesen 1808. Es gab ein« reitende Post, welche Briese und Zeitungen schleunigst zu besördrrn hatte; ferner eine ordinär fahrende Post, die Personen besörderle, Pallete, Geldbriese und Zeitungen; diese hatte einm Cvndukteur und Schirrmeister. Es gab dann noch reine Personen-Posten (Diligencen, Journalieren), seiner die Kariolpvst zur Verbindung unbedeutender Orte mit einander und die Landsußpost iBriestiägers; Extrapoften standen durchaus nicht immer zur Verfügung. Die Schnellpost, der Eilwagen, wurde erst 1818 eingeführt; er befördert« auch Briese und Zeitungen. Briese mutzten eine Stunde, Pallete und Gel der muhten zwei Stunden vor Abgang der Post abgegeben werden; wenn die Post aber de» Morgens oder Vormittags abging, so mutzte die Ausgabe TagS vorher ersolgen. Nachstehend eine Anzahl Kopfstationen, wo die Posten begannen oder ihren Laus endeten, der in der Regel in einer Tour 58 Mei len betrug, ost aber auch mehr, »8, 183, III Meilen: Berlin, Bialhstock, Breslau, Cleve, Cüstrin, Danzig, Elbing, Frankfurt a. O., Halberstadt, Halle, Hamburg, Königsberg. Magdeburg, Memel, Minden, Posen, Stargard, Stettin, Thorn, Warschau, Wesel. In vielen dieser Städte besanden sich mehrere Poststalionen, je nachdem einer oder mehrere der verschiedenen Post- kourse, mit verschiedenen Besitzern, dort endigien. So hatte z. B. Ham- bürg: ein Herzog!, braunschweigisches Posthau», ein kgl. dänisches, ein bre misches. ein hannöversches, ein kaiserliches, ein preutzifches, ein mecklenburg isches Posthaus u. noch a. m. Das Postgelriebe war also ein verhältniß- mäßig großartiges. 20. chlitoüer. Deutsche Litteratur 1888 <l). Nur um einige Andeutungen kann eS sich bei diesem weit-chichtigen Thema handeln, um ev. Anregungen zu genauerem Studium in den zahlreichen Littcraturgeschichten. Man muß dabei beachten, daß es sich nicht um die Dichter und Schriftsteller handelt, die um 1888 lebten und vielleicht auch bereits als Verkäster bekannt gewor den waren, sondern um die Werke der Litteratur, die von Einfluß waren aus Deutschlands Volk, dessen Sitte und Art, besten Fühlen und Denken. Deshalb sind eine größere Anzahl Namen zu nennen, die 1808 nicht mehr zu den Lebenden zählten; denn damals galt des Dichters Wort „des Deut schen Größe wächst nur aus dem Grab" noch mehr als richtig, wie heule. Im Mittelpunkte deutscher Litteratur und Dichtung standen bekanntlich die gewaltigen Geister Schiller und Göthe, Beide voll gewürdigt und hoch ge ehrt ; was dennoch nicht hinderte, daß als Lieblingsdramaliker des Gros des Theaterpublikums die Kotzebun und Jffland galten. Hoch angesehen und mit Vcrständnitz genossen waren die Werke der klassischen Verstorbenen Les sing, Bürger, Hölty, Moser, Chr. Ew. v. Kleist, Uz, Cronegk, Ramler, zu welcher klassischen Periode die damals noch lebenden großen Dichter Klop- stock, Wieland und Herder zu rechnen sind. Die Göttinger Hainbllndler I. H. Voß, Miller, Chr. und Fr. L. v. Stolberg sind hier ebenso zu nennen, wie die „Stürmer und Dränger" Klinger, Lenz, Maler, Müller und die Romandichter Hippel, Moritz, Heinse. Kin Ehrenwort. Roman von L. Haidheim. (7. Fortsetzung.) „Er hat sein Geld auch nicht verdient, sondern erheirathct. Man sagt, eine holländische Dienstmagd —" »Gestatten Sic mir den Einwand, mein gnädige» Fräulein, daß Herrn Winzcek» Bildung und Lebensart, was immer er ge wesen sein mag, seiner jetzigen Lebensstellung vollkommen entspricht, ja mehr al« da». Und wa» seine Frau anbetrifft, so sah ich ihr Bild; ist e» ein wohlgctroffcneS, so ist ja der Fall nicht der einzige, daß große Schönheit und HerzenSgüle einen Mann in Fesseln schlagen," entgegnete Trautmann. „Sic kennen diesen Herrn Winzcek von so vorthcilhafter Seite, Herr Assessor, und sind erst seit so kurzer Zeit hier?" fragte die Prinzeß, welche dieser kleine Streit sichtlich unterhielt. „Sehen und lieben war eins!" sagte da» Fräulein von Truhn sehr gereizt. »Dem kann ich nur zustimmen, gnädiges Fräulein, und ich glaube, man soll der inneren Stimme in solchem Falle vertrauen," erwiderte er, sich lies vor ihr verneigend. „Da« ist Ketzerei, Herr Assessor!" lachte die Prinzeß. „Wir werden Ihnen einen Holzstoß errichten, lieber junger Freund!" setzte der Baron mit einem scherzenden Drohen hinzu, aber sein Blick hatte doch einen Ausdruck, der Trautmann zurief: „Hüte Dich — geh' nicht weiter!" Er aber, eben noch heimlich sroh und voll Hoffnung, die Prinzeß für seinen Freund einzunehmen, konnte und wollte — aufgestachelt durch Ulla von Truhn« hochmüthigeS Lächeln — jetzt nicht schweigen und sagte: „Hoheit sollten nur Herrn Winz cek inmitten der übrigen Herren dieser Gegend sehen; ich bin überzeugt, Sic würden die angeborene Vornehmheit de« Männe nicht verkennen!" »Dazu werde ich nun wohl keine Gelegenheit finden, Herr Assessor. Aber Sie haben ganz recht, warum soll Herr Winzcek nicht eben so viel Schliff und Manier haben wie andere Leute? Und wenn er hier, wie Sie sagen, mit den Herrn als gleich stehend verkehrt —" „Er «hat e«, Hoheit, er ist aber jetzt nicht mehr der Fall, und da« ist begreiflich, seit man weiß, er schlich sich unberechtigt aus seinen Platz," sagte herbe Fräulein von Truhn dazwischen. »Kleine Ulla! Wa« hat Ihnen denn dieser ehemalige Kunst reiter gethan!" lachte die Prinzeß heiter auf. Eine glühende Röthe schoß über der jungen Dame Gesicht. »Gethan? Mir?" fragte sie mit eisigem Hochmuth. »Ach, ich begreife! Meine Kammerfrau erzählte mir so wa« von einer Entlarvung, im Herrenklub, nicht wahr? Und durch Ihren Papa, liebe Ulla? Und, ja so, da schlug am anderen Tage de» Herrn Leutnant« Pferd." »Oskar mischte sich ohne jede Berechtigung in Dinge, die Papa richtiger ansah." „Wie hatte man denn die schaudcrvolle Thalsachc erfahren?" neckte die Prinzessin. »Ich war die Ursache, Hoheit. Ich sand in einem Schub- fach zwischen allerlei alten Erinnerungen au« Mama» Mädchen zeit einen Zettel von einer Vorstellung de« Zircu» Renz in Prag und ganz zufällig fiel mein Blick auf den Namen de» Herrn Max Winzcek —" Wie da« Mädchen die« erzählte mit triumphirender Kälte und al« sollte jede« Wort Trautmonn verletzen. ,O, wüßten Sie, wa« Sie gethan haben!" hatte Trautman» gerufen. Brachte sein Ton, sein Blick sic zur Besinnung? Er wurde sich darüber nicht klar, denn eben meldete der Kammerdiener da« Diner an, und au» dem düsteren Saale mit seiner verblichenen Seidentapete und seinen glanzlo« gewordenen Vergoldungen traten sie in eine breite, von Säulen getragene Galerie, wo die Tafel gedeckt stand. »Die« ist der einzige Raum im ganzen Schlöffe, der Einen zu Behagen und Wohlsein kommen läßt," sagte die Prinzeß, und leiser setzie sie hinzu: »Da» ist recht, Herr Assessor, treiben Sie mir diese hochmülhige kleine Person einmal au« ihrer ewigen kühlen Reserve." Trautmann fühlte sich sehr geneigt dazu. Er brannte förm lich darauf, Ulla von Truhn zu widersprechen. Aber sie gab einstweilen dazu keine Gelegenheit, war plötzlich nachdenklich und ernst. So Plauderten denn die vier Anderen vergnügt von allem möglichen, besonder« aber von der kleinen Stadt und ihren Be wohnern, und die Art, wie der Assessor da« kleinstädtische Leben, da» ja auch ihm so neu war, mit vielem Humor schilderte, gefiel den Hörern, besonder« aber der Prinzessin, außerordentlich. Ihn selbst regte dann der sichtliche Beifall wiederum an; er fühlte, daß er sich al« vortrefflicher Gesellschafter zeigte, und al» später zum Kaffee der Geheimrath und sein Sohn von einer geschäftlichen Fahrt im Interesse der Prinzessin erschienen und ihren Bericht über einen Pferdeankauf erstattet hatten, ließ er sich, da die Prinzessin sich zu ihm wieder zurückwandte, in seiner guten Laune nicht stören. Man mustzirte dann; die hohe Dame sang sehr schön, und Ulla von Truhn spielte mit Geschmack, während der Baron, der Geheimrath und Gräfin von GerberSdorff sich an den Whist tisch niedersetztcn. Später, al« Traulmann sich empfohlen hatte, begleitete der junge Offizier ihn und gefiel ihm mehr und mehr. Derselbe brachte die Rede sofort wieder auf Winzcek. „Sie glauben nicht," sagte er, »wie leid c» mir thut, daß Papa in seiner unbegreiflichen Antipathie gegen den Mann dessen ganze Stellung hier unhaltbar gemacht hat. ES wird Herrn Winzcek nicht« Andere« übrig bleiben, als da» schöne Gut wieder zu verkaufen. Denn natürlich wittert man jetzt hinter dem Dunkel, da« auf seiner Vergangenheit liegt, die schlimmste Art von Abenteurerthum. Ich halte gleich da« Gefühl, daß ich Papa- Vergehen wieder gut zu machen suchen müsse, aber wa« konnte ich mehr thun, al« ihm Gcnugthuung geben? Wir sprachen heute mehrere Herren der Nachbarschaft. Die Einen loben mich, Andere sagten, Winzcek sei doch ein durchaus anständiger Cha rakter, aber Sie können sicher sein. Einer nach dem Andern macht sich leise von ihm los." »Sie sollten, wenn Sie nun einmal verlängerten Urlaub bekommen, doch im Städtchen Besuche machen," ricth Trautmann, da der junge Offizier über Langeweile klagte. »Bei wem? Papa und Ulla haben sich nie um eine der Familien bekümmert — wer würde mich freundlich empfangen?" „Zum Beispiel der Oberförster! Wollen Sie mir mir kommen? Ich gehe eben zu Ihnen," sagte der Assessor. »Da« wäre doch unbescheiden," sträubte sich der Leutnant. »Nun, so kommen Sic einen anderen Tag, ich werde Sie anmelden und Ihnen einen guten Empfang sichern." »Warum nicht heute?" fragte die joviale Stimme de« Ober förster« au« einem Fenster de« ersten Stocks. „Kommen Sie nur herein, Herr von Truhn," fuhr er fort, »meine Frau war tet mit dem Abendessen, und ich habe just eine Bowle angesctzt!" So wurde der Leutnant in dem gastlichen Hause freund lich empfangen, und man sah ihm an, wie behaglich er sich fühlte. Man aß im Garten, in der großen Laube; e« war ein wundervoller Abend und Trautman»« Bericht von seinen TageScr- lebnissen wirkte anscheinend so aus Fide« von Burkhard, daß sic ungewöhnlich still blieb und sich von einer neuen Seite zeigte, denn sie war wirklich befangen und linkisch, zum großen Erstaunen TrautmannS. Oskar von Truhn dagegen entwickelte eine gemüthliche Plauderstimmung, die man bei ihm gar nicht gesucht hätte, der Abend verlief mit Erzählungen von der Prin zeß und deren Plänen für die Geselligkeit in angenehmster Weise und zuletzt wurde sogar Fide«, die au« dem „unmotivirten" Er- röthen gar nicht herauSkam, wieder luftig. (Fortsetzung folgt.) Kirchliche Nachricht« ans »er Narochie Kibenstock vom 21. bis 27. Oktober 1808. Gelaust: 258) Georg Horst AuerSwald. 257) Martha Helene Siegel. 258) Camillo Alban Strobelt. 258) Curt Walther Bachmann. 260) Hans Ernst Graupner. 261) Sara Martha Oueck. 262) Ernst Gustav Herrmann. 263) Curt Walther Scholz. Begraben: 188) Curt Willy, ehel. S. des Hans Karl Fuchs, Ma schinenstickers hier, 8 M. 5 T. 200) Martha Louis«, ehel. T. des Karl Hermann Siegel, Waldarbeiters hier, 5 I. 7 M. 23 T. Am 20. Sonntage nach Trinitatis: Vorm. Predigttext: 1. Mose 18,20— 32. Herr Pfarrer Ge bauer. Die Bcichtrcdc hält Herr Diakonu« Rudolph. Nachm. 1 Uhr: Betstunde. Derselbe. Kirchennachrichten ans Schönheide. Dom. XX. pu.-it 'I'rinit. (Sonntag, den 28. Oklbr. 1900). Vorm. 9 Uhr: Gottesdienst mit Predigt. Herr Diakonu« Wolf. 'Nach dem Gottesdienst Beichte und heil. Abendmahl. Herr Pfarrer Hartenstein. Nachm. 2 Uhr: Unterredung mit der konfirmir- ten Jugend. Herr Pfarrer Hartenstein. Da« Wochenamt führt Herr Pfarrer Hartenstein. Kirchennachricht«» von Kunds-nkel 20. TrinitatiSsonntag, den 28. Oktober 1900. Vorm Uhr: Beichte und heil. Abendmahl. 9 Uhr: PredigtgvtteSdienst. Nachm. 2 Uhr: 15. kirchl. Unterredung (!ont. Xug. XVIII. lk. Abend« 8 Uhr: Missionsverein. 0 . sächsischer Roggen, nieder!., sächs. - preußischer » fremder Braugerste, fremde - sächsische Futtergerst« Haser, sächsischer, - preußischer, Kochcrbsen Mahl- u. Futtererbsen — Heu 3 Stroh (Flegeldrusch) 2 - (Maschinendrusch) 2 Kartoffeln Butter Chemnitzer Marktpreise am 24. Oktober 1900. Weizen, fremde Sorten 8 Mk. 86 Ps. bis 9 Mk. 50 Pf. pro 50 Kilo 7 - — 7 7 7 7 8 7 6 6 mnekt den Kaffee ivokl- ^kmeckend, gesund und stut dekömmUek. (Orixmul-Uurlco in Vo8sn.) , 50 - . 7 . 75 » » » » , 85 . , 7 , 95 - » » « , 85 . , 7 , 95 » - - » , 4V « . 7 , 60 » - - » , 60 « , 7 . 90 , . 75 » « 9 - 75 - - - . , 75 » » 8 - 50 » » - « , 50 . » 7 , — , , , , . 90 . , 7 » 20 - - - - a — a M — . « M M M , 50 - . 11 - , , , , « M — DADO - 40 - - 3 » 80 - - » - , 70 . . 3 - 20 - » » - - 20 « . 2 - 50 - » - - - 10 - . 2 . 25 - - - - , 40 . - 2 - 70 - - 1 - Neueste Nachrichten. (Wolff'« telegraphische« Bureau.) — Berlin, 26. Oktober. Da» Kaiserpaar ist heute früh kurz vor 8 Uhr hier eingetroffen. — Berlin, 25. Oktober. Die heutige Plenarsitzung de« Bunde«rathe« eröffnete der Vorsitzende Reichskanzler Graf von Bülow mit einer Ansprache, worin er der Verdienste seine« Vorgänger«, de« Fürsten Hohenlohe, in herzlichen Worten ge dachte, indem er hervorhob, er werde alle Kräfte daransetzen, im Sinne de» großen ersten Kanzler« da« gute Einvernehmen unter den erhä der aller land die l Gra rung zu d der; wer da«! er st eingt Eng! Einr Halt stand Hai nitio groß Mittl Hau I crrich als: Bä» mänr I Anstc S sind Al rosigen sicht «t Rad ». N«r ä S«. , rmpfie
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